CHANEL Coco Rouge Carmen 466

Meine schöne Zeit ist um. Wir haben gerade mal Anfang Januar, und doch ist der Pollenalarm angegangen. Schlechte Haut, Freßattacken, dicke Augen und unruhige Nächte sind jetzt für weitere zehn Monate mein Begleiter. Dummerweise ärgert es mich dass ich so bescheiden aussehe, denn ich bin ja nicht mehr so ansehnlich auf den Blogphotos. Als ob das wichtig wäre! Aber so sind wir nun mal gestrickt, wir Menschen, suchen Bestätigung von außen, sind eitel und machen irrationale Dinge. Angeblich wollen wir alle geliebt werden – ich bin mir nicht sicher, ob das nicht doch stimmt.

Ich liebe mich, ich liebe rote Lippenstifte. Seufz.

Denn eigentlich liebe ich Chanel nicht, weil sie mit dieser verhungerten Minderjährigen werben. Ihr Leben ist so kaputt, dieses Kind sieht auf allen Bildern schon so unglücklich aus! Es ist die Aura von Angst und Mißbrauch und ehrlich, ich kann es einfach nicht fassen, dass da nicht irgendein Jugendamt in Frankreich mal nachfragt, was da abgeht. Aber Geld.

Ich war also schwach und habe diesen Lippenstift nicht in hohem Bogen weggeworfen, als er mir vom Nikolaus in den Stiefel gesteckt wurde. Weil er so schön rot ist, neutral, unkompliziert, feucht ohne zu schmieren, und schön schanellig beduftet. Die Verpackung ist Schrott, entweder kommt das jetzt immer häufiger vor bei Chanel oder ich habe alle Montagsmodelle gekauft, die in der Fabrik die Qualitätskontrolle bestanden haben. Er ist etwas weniger pink als Jasmin Rouge, der eine cremigere Textur hat (und insgesamt schöner ist, aber eben anders…).

…ich glaube jetzt ist mal Schluß mit roten Lippenstiften. Ich weiß auch gar nicht, welcher mein Favorit ist. Ich weiß auch nicht, welcher mir am besten steht. Also trage und liebe ich sie alle!

Langsam sehen sie ja auch echt alle gleich aus. Verdammt!

Nachgekauft

Nachgekaufte Produkte im Zyklus eines Beautybloggers… mehr Empfehlung geht nicht!

Davon sind zwei Produkte bereits nicht mehr auf den markt: ALVA hat das Mineral Puder wohl eingestellt, ich habe noch zwei Stück ergattert. Ich nutze es jeden Tag!
Die Shiseido Camouflage Creme ist auch weg vom Markt, ich habe leider nur zwei nachgekauft, dabei nutze ich es auch jeden Tag und hätte davon eher vier holen sollen. Ein Ersatz wird schwer.

Auf Vorrat gekauft habe ich den Sisley Concealer. Der ist immer noch nicht alle, und das nach tausend Millionen Jahren und täglicher Nutzung! Langsam könnte ich mehr Deckkraft gebrauchen, aber mehr Deckkraft macht auch locker zehn Jahre älter. Man muss den Concealer einfach etwas großzügiger auftragen.

Ich und Kajal? Tatsächlich verwende ich gerade den letzten Stummel davon und was soll ich sagen: Der einzige braune Kajal, der nicht braun-rot ist sondern braun-grau und der nicht brennt.

Der schönste Lippenstift der Welt ist… zumindest ist das einer, der alle geworden ist: Scarlet Rouge.

KANEBO hat mich fest im Griff mit dem Nachfüll-System und ich liebe alle Produkte, die ich von der Firma gekauft habe. Bronzer, Eyeliner, Lippenstifte – große Klasse.

Der riesige Puder von Tom Ford wird noch warten müssen: Ich finde den von Kanebo mittlerweile schöner für mich, zumindest im Winter. Aber sowas läuft ja nicht weg.

Die neue Mascara von Hauschka werde ich sicher im Sommer nutzen, wenig Drama, wenig abschminken.

Und tatsächlich fand ich bei Estée Lauder die einzige konventionelle Pflege mit Lichtschutzfaktor, die ich vertrage. Im Winter meine Rettung, im Sommer zur Heuschnupfensaison allerdings steige ich um.

Damit hat frau alle Basics, mit dem man mühelos durch alle Jahreszeiten und alle Anlässe kommen kann. Den Rest schmeiße ich weg! Das wäre eine Erleichterung, denke ich manchmal, aber ich horte das Zeug nicht nur, ich verwende es auch. Alles wird regelmäßig ausgetauscht, bis auf eben diese Basics.

NARS Lana Audacious Lipstick

Lana ist kein Lippenstift, sondern ein Statement. Er schreit nach High Heels und Attitüde. Nach zerbrochenem Geschirr und Versöhnungssex. Nach “betrunken und geschminkt ins Bett gegangen”. In wessen Bett aufgewacht?! Lana bezieht sich auf Lana del Rey, nicht auf das Feriengebiet im Meran, wenn ihr versteht was ich meine.

Auf dem Bild sieht er so harmlos aus, in Natura ist es wie von einem LKW getroffen werden. Es braucht ein wenig Mut, finde ich, und ich bin unsicher, ob der mir steht? Solche Farben sehen komplett unterschiedlich aus je nach Jahreszeit und Hautton. Es fehlt der Bronzer, den ich dazu bitte tragen soll.
Interessanterweise riet mir ein Visagist zu einem ähnlichen Ton, dazu lila Lidschatten, Bronzer, fertig. Aber – alles kühle Produkte. Damals trug ich eine Brille mit silbernem Rand und war deutlich ähm jünger, also hellere Haut. Heute trage ich etwas wärmere Töne und viele neutrale Farben.

Ja? Nein? Vielleicht? KRASS ist mein zweiter Vorname. Die roten Lippenstifte sehen an mir mittlerweile fast langweilig normal aus. Kleines Manko: Ein Essen übersteht der Lippenstift nicht, trocknet dafür aber auch nicht aus. Die Ränder mit dem Finger auftupfen!

Lidschatten: ein alter Mono von Dr. Hauschka, Kajal in Black Plum von Bobbi Brown dazu; Rouge ist Frantic Pink von Tom Ford.

Be yourself, everybody else is taken

Ich liebe diesen Spruch.

Natürlich bin ich noch lange nicht soweit. Manchmal, manchmal schwöre ich mir nicht mehr die Klappe zu halten, nicht höflich zu lächeln, mir nicht den Spruch zu verkneifen. Doch laut zu schreien, auszuflippen, laut zu lachen, zu krakeelen, und Dinge zu werfen.
Mittlerweile bin ich fähig, es mir zu verkneifen: Das nennt sich erwachsen sein, es nennt sich Job, es nennt sich auch ein bisschen “geht mir am Arsch vorbei” (A., ich werde es noch lernen!). Eine Mischung aus Authentizität und Lässigkeit, das ist es – die goldene Mitte.

Neulich schrieb mir meine bessere Hälfte (aka beste längste Freundin) ich sei schon immer etwas verrückt gewesen. Schräg. Ausgeflippt. Und das sei gut so. (Und wo ist diese Person eigentlich hin??) – ?? – darüber musste ich dann doch viel nachdenken.

Wer ich bin, oder wieviele, ist eigentlich nicht die Frage. Die Frage ist: Was tue ich, und wie tue ich es.

Der Prozess ist wichtiger als der Status Quo.

Ein paar cremige Produkte und ein paar tap-tap-tap Fingerspitzen später… Weiterlesen…

Bücher, Bücher, Bücher

Das ist eine äußerst interessante Auswahl… und von den Büchern ist keines trivial. Selbst das Problemezonen-Buch, das sich ein wenig nach Chick-Lit anhört, hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Bücher sind gut, wenn sie nicht nur gefallen, sondern auch verstören.

– Ernauxs Buch ist eher für Frankophile lesenswert, ich habe 80% des historischen Zeitgeschehens nicht gekannt/nachvollziehen können, da muss man schon das Internet bemühen. Aber es war anders verstörend – wie plätschernd und leicht ein Leben einfach so vorbeizieht, das keine eigenen Ereignisse hat, festgemacht an äußeren Geschehnissen. Das Leben der bequemen Mittelschicht, bald in rente, das Leben so “normal”. Das Buch ist gruselig, und unbedingt lesenswert.

– Juli Zehs neuestes Werk ist schnell geschrieben gewesen?!, schnell gelesen, und unangenehm. Sie legt nicht den Finger in die offende Wunde, sie streut “wie aus Versehen” Salzsäure auf alles. Durch den krass aktuellen Bezug auf die gesamtpolitische Situation ein sehr, sehr fader Nachgeschmack. Verstörend, aufrüttelnd, subtil. Ruf mich an, wir gründen gemeinsam eine neue Partei.

– Corinnes Buch ist witzig geschrieben, sorgfältig recherchiert, und für Teenagermütter sehr lesenswert, bevor sie es an ebendiesen Teens verschenken. Trotz des leichten Tons hat es mich sehr nachdenklich gemacht und einiges in meinen Kopf verändert. Warum ist die Frau eine einzige Problemzone? Und was ist der wahre Grund, warum wir konsumieren? Warum wollen wir schön sein? Ich fände es sehr gut als Lektüre im Deutschunterricht… übrigens auch für Kerle.

– Adichies Manifesto in 15 Sätzen für eine Erziehung, die besonders der Tochter zugute kommt, ist ein Muss für jedes Elternteil. Explizit nicht nur für Mütter, Töchter, denn wenn wir uns nur damit befassen, ändert sich ja nichts. Wenn Väter das lesen sollten, bitte auch stets fragen warum! dieses so geschrieben wurde… für schlappe acht Euro sollte es jetzt fix unter jedem Tannenbaum liegen.

– Americanah ist ein Liebesroman. Wirklich! Schwarz sein in Nigeria, in Amerika, Emigrantin sein, Flüchtling sein, Diskriminierung, Akzeptanz, große Themen mit einer beispiellosen Leichtigkeit und ohne Vorwürfe in einer schönen Geschichte eingebettet. Mit Happy End. Zumindest in der Liebe.

– Der Spieler ist eine Neuübersetzung von Svetlana Geier und nicht nur grandiose Weltliteratur, sondern spannend, berührend, komisch, und lakonisch zugleich. Es ist wie eine Flasche Champagner auf Ex.

Meine Auswahl ist mager, aber ich habe überhaupt mal wieder aus Freude gelesen und nicht aus Pflichtbewußtsein, was ja nicht immer spaßig ist.