Das erste Mal: Eine Theater-Schulaufführung

Unter der Rubrik Kultur erscheinend, weil im Zeiten des Faschismus jedes winzige Stück Kultur und Kunst wertvoll ist – und eine Schulaufführung abzutun wäre… ja, was wäre es?

Wie eine andere Zuschauerin und Mutter mir vor der Vorstellung zuraunte: Früher mussten Eltern zweimal im Jahr zum Elternsprechtag, jetzt… ja, jetzt ist Elternschaft ein Vollzeitjob, zwölf Wochen Ferien, unzählige freie Tage, Schulfeste und Aktionstage, wo die Eltern involviert werden. Ich will mich nicht beklagen (DOCH!!), aber gerade Mütter haben permanent ein schlechtes Gewissen nicht genug für Ihre Kinder zu tun oder da zu sein oder, wahlweise, sie aufgrund der Berufstätigkeit u vernachlässigen, dabei verbringen Eltern mit ihren Kindern mehr Zeit denn je, und trotzdem, trotzdem – es ist gefühlt immer zu wenig. Wenn Teresa Bücker über eine Ökonomie der Zeit schreibt, hört es isch nach einem Luxusproblem an, denn gerade in Familien, wo ein oder beide Elternteile aus finanziellen Gründen Vollzeit arbeiten müssen, gibt es keine Wahl; es tröstet vielleicht zu wissen, dass nicht die Menge, sondern die Qualität der Zeit ausschlaggebend ist. Zeit, das kostbare Gut, dass wir den Kindern geben können, Zeit die wir von unseren Eltern als Übergangsgeneration, als Millenials, nicht bekommen haben.

So ein Prolog erscheint überflüssig, aber man muss Dinge einordnen, vor allem wenn man an einem späten Nachmittag, wo regulär Eltern noch arbeiten, in einem stickigen Raum sitzt, um seinem Nachwuchs zuuschauen. Stolz, Stress, eine so einfache Sache ruft viele Gefühle hervor.

Kritik vorweg: Die Lehrerschaft gendert nicht, hat nicht auf den Schirm, dass nicht alle Eltern in Deutschland sozialisiert wurden und genuin deutsche Autor*innen kennen, aber sei es drum – die Inszenierung von Ronjas Räubertochter war fabelhaft, und man merkte, wieviel möglich ist mit wirklich wenig Kram.

Wenn alle beteiligt werden sollen, alle ihren Part haben sollen und nicht nur eine, sondern alle Hauptfigur werden – was für eine tolle Sache! Der jetzige Intendant des Theaters Lüneburg, Friedrich von Mansberg, hat sich sehr für diese Theaterklasse engagiert, und das merkt man. Überhaupt ist das Theater Lüneburg, ein Drei-Sparten-Haus, das tatsächlich sogar gewinnbringend arbeitet, ständig in den Medien, weil man das Budget kürzen, es gar komplett oder Sparten davon schließen will, dabei ist es in Zeiten von Faschismus, und ich wiederhole mich, unheimlich wichtig Kultur und Kunst aufrecht zu erhalten. Und es ist nicht “virtue signaling”, Tugenddemonstration übersetzt, dass das Theater Lüneburg sich entsprechend positioniert, gegen Rassismus und Homophobie. Trotzdem, die Kulturszene (und gerade hier auf dem Ländle) ist noch sehr weiß, wahnsinnig misogyn (hat den höchsten Gender Pay Gap) und klassistisch, aber: Work in progress.

…eine stolze dreiviertel Stunde lang dauerte die Erzählung, begleitet von selbstkomponierter Musik, mit Gesangseinlagen, und am Ende habe ich sogar geweint. Zwar weiß ich immer noch nicht genau worum es ging, aber mir erschien der Auftritt der Schüler*innen genuin authentisch, und überhaupt nicht gestellt oder seltsam, was ich im professionellen Theater immer merkwürdig finde. Es wurde herumgeklettert, es gab eine Szene, in welcher Schnee oder sowas evoziert wurde, indem sich die Crew unter einem großen Laken verbarg, das langsam auf die Bühne gezogen wurde, klingt jetzt bescheuert wo ich es schreibe, aber – es war toll gemacht. Ein paar Holzkästen, ein paar Laken und zwei Leitern waren das gesamte Bühnenbild, so wenig und so gut, denn die Kinder waren – alles. Vögel, Wald, Erzähler*innen, Hauptfiguren und Chor.

Warum ich mein Kind in die Theaterklasse gesteckt habe kann ich gar nicht sagen, ob es was für die Zukunft bringt finde ich auch eher unwichtig – das Theaterstück hat mich umgehauen. Zwei Jahre Proben, sich mit der Komplexität der Bühne auseinadersetzen, Musik dazu komponieren, zeitgenössische Musik dazu zu nehmen, einfach WOW. Mein Kind war leider das einzige, das nach der Vorstellung altmodischerweise eine Rose geschenkt bekam, von seiner super stolzen und leicht verheulten Mutter. Schade. Eltern, you can do better!

Applaus an alle! Wohlverdient! Nicht weil es “für so junge Menschen” gut war, sondern weil es so gut war aufgrund dieser jungen Menschen.

Nobelpreis für Literatur 2024 – Han Kang

Wieder eine Schriftstellerin die mir entgangen ist, genau wie Bilkau – und ich frage mich warum? Weil es Frauen sind? Warum habe ich den letzten Roman von Salman Rushdie gekauft – und nach den ersten Seiten erbost weggelegt, weil da eine Vergewaltigung gleich am Anfang vorkommt, denke ich mir, und gleichzeitig leere ich in meinem Kopf meine Bibliothek von vermeintlich “klassischen” patriarchalen Autoren, um nicht mehr allzuviel übrig zu haben.
Und ich frage mich: Wo kommt bloß diese ganze internalisierte Misogynie her? Ahhhh… aus der Schule, aus der Uni und aus dem Alltag der Kulturbranche. Theaterstücke kommen selten ohne sexuelle Gewalt aus, es will sogar tatäshclih einer(natürlich ein Mann!) aus den krassen Fall der Mme Pélicot ein Theaterstück machen. Was stimmt mit Menners™ nicht???

Na, zumindest bezüglich der Bekanntheitsgrades Autorinnen wollen wir mal abhelfen. Drei Bücher habe ich von Frau Han gelesen, ja, das ist der Nachname, wird auf koreanisch üblicherweise zuerst genannt – und zwar zwei davon auf Englisch, und eines auch auf Deutsch. Ich gebe zu, ich lese auf Englisch weil es billiger ist und ich einen sehr großen Durchsatz habe. Zeit für einen E-Reader.

Die englischen Ausgaben haben sich meinem Gefühl nach viel mehr ihrer Sprache angenähert, und sie schreibt zart. Das hat mir auch bei Frau Bilkau sehr gefallen. Zart. Weiterlesen…

20 Jahre Social Media – zwischen Sucht und Sehnsucht

Seit 20Jahren blogge und bin nun mehr auch seit der ersten Stunde in den sozialen Medien unterwegs, bzw. biete mit meinem Blog ebenfalls eine Plattform des Austauschs und der Vernetzung an. Die Bedingung dafür lautet: Der Blog muss Kommentare ermöglichen. Sonst ist es kein Blog und es ist auch kein soziales Medium. Was mit Foren anfing, in thematischen Blogs sich fortsetzte und heute Instagram, TikTok und Facebook ist, erfüllt den großen Zwecke des menschlichen Daseins: Zusammen sein.

Ob man sich findet, so wie ich meine Cousine nach fast 40 Jahren auf Facebook, ob man gemeinsame Interessen teilt, oder einfach Inhalte konsumiert und sich dabei hoffentlich zusammen reißt und nicht anonym schlimme Dinge als Kommentar hinterläßt, Social Media und alle Plattformen können primär eines: Süchtig machen. Denn es sind kapitalistische Werkzeuge. Und ja, ich habe das sehr spät verstanden und ich bin schon längst so süchtig wie Elon Musk nach Ketamin. Wenn die Gerüchte stimmen. Schreibe ich jetzt auch nur, um nicht verklagt werden zu können.

Das mit der Sucht wissen wir alle und haben es sogar auf Social Media gelesen, welch’ Ironie! aber was ist mit Sehnsucht? Und natürlich den vielen Kleinigkeiten, die man dabei lernt? Educational Content, also Lerninhalte, befinden sich meiner Meinung nach eher im unteren Prozentbereich. Das ist eher eine Sache, wenn man gezielt danach sucht „wie bekomme ich Kugelschreiberflecken raus“ und das tut man in einer Suchmaschine.

Sehnsucht, oh!! Das ist ein weites Feld… ich nehme das aus meiner persönlichen Perspektive mal heraus, die Themen sind beliebig austauschbar. Ich konsumiere Schmuck und Mode, könnten genau so Autos und Hausbau sein, und weiß mittlerweile alles darüber, ob es das Ding an sich ist oder der kulturelle und betriebswirtschaftliche Kontext. Für mich ist das kein unnützes Wissen, aber ich gebe zu, dass mich der zur Schau gestellte Konsum nicht unbeeindruckt läßt. Eine Zeitlang habe ich mir gewünscht, diesem Konsum mal 100%ig zu frönen, und suchte Dinge aus, die auf meinem Wunschzettel landeten. Ich schaute Leuten zu, die sechsstellige Beträge am Leibe trugen, wie sie Dinge feierten, als wäre es Baby Jesus, die sie just in irgendeinem Geschäft erstanden haben, und hörte zu, welche vermeintliche Odyssee dahinter stand.

Hä?? Weiterlesen…

Hamburger Staatsoper: Die dunkle Seite des Mondes

Die Weltpremiere des Stückes aka Uraufführung wird am 18.05.2025 stattfinden und am 24.05.2025 von NDR Kultur übertragen (um 20:30Uhr).

Erstmal ein Chapeau an die Künstler*innen und Techniker*innen und insbesondere an das Orchester, – warum werdet ihr hören, wenn ihr es denn hören werdet.

Wie immer der Disclaimer: Ich bin Kulturwissenschftalerin und neurodivergent, dieser Beitrag ist meine persönliche Position und sollte stets als Einladung angesehen werden, neugierig zu werden und im besten Falle sich selbst eine eigene Meinung zu bilden.

…also, es ist viel, buckle up, viele Eindrücke, viele Meinungen aus dem Zuschauer*innenraum, und auch noch sehr frisch, bin ich just aus der Oper gefallen, ins Auto und direkt an den Schreibtisch, mit einem kurzen Zwischenhalt zum Abschminken. Denn ich sah gut aus, und als ich da saß, dachte ich öfter WTF, ich hätte auch im Jogginganzug auftauchen können, es hätte besser gepasst.

Auch wieder “mixed emotions” und das ist stets das gewünschte Ergebnis!

Das Sujet ist bestenfalls langweilig – “răsuflat” wie man auf Rumänisch sagt: Die Kohlensäure ist raus. Ein Wissenschaftler, anerkanntes Genie, enfant terrible bzw. pain in the ass seiner Zunft und Instituskollegen (gendern nicht nötig), ergo der Inbegriff einer C-Professur und der Reviewers 1 UND 2, die dein Paper zum x-ten Mal nicht durchgehen lassen, nix minor corrections, sondern kompletter Verriß. IYKYK. Die Anspielungen an Academia sind zutreffend, aber sehr stark überzeichnet. Das Genie ist selbstverständlich sehr einsam und bar sozialer Kontakte, zum einen weil er ein Arschloch ist (pardon my french), zum anderen weil er “alles kaputt macht”, ob Experimente oder zwischenmenschliche Beziehungen. Das wahrscheinlich autistische Genie, ein Sujet so ausgelutscht wie eine monatelang verwendete Zahnbürste. Dieser begibt sich in die Hände eines zynischen Gurus, genannt Astaroth, ein gar unsubtiler Hinweis auf die dämonische Herkunft. Spoilern kann ich gar nicht, weil ich vor dem Ende leider gehen musste. Das geschah dann nach ein paar textlich betrachtet phallusgeladenen Szenen, die mich angenervt haben, sodaß es mir nicht schwer fiel. Ich musste leider auch! Gehen, meine ich.

Das versprochene Fauststoff des 20. und 21. Jahrhunderts, so das Leporello zum Stück, ist meiner Meinung nach nicht gut in die heutige Zeit transponiert/transzendiert, alles nicht der richtige Ausdruck, aber es fällt mir zur späten Stunde kein besserer Begriff ein. Wirklich aktuell sind jetzt andere Dinge, überhaupt, wann eine Oper von/über/mit/zu Weizenbaum?
Ich denke nach dem zweiten Weltkrieg in den 60-er Jahren, also auch nach dem Korea-Krieg, wäre das inhaltlich ein modernes Stück gewesen, aber man muss eben auch gestehen, dass es Zeit braucht, um gesellschaftskritische Themen in eine Oper einfließen zu lassen. Das gelingt anderen Kunstformen natürlich einfacher und schneller. Und modern ist das Stück: Die Musik ist… ähm… interessant, wie eine Dame sagte. Es gab verschiedene Meinungen zur Musik: Aggressiv, verstörend, ich persönlich fand sie langweilig und zeitweilig einschläfernd. Mein ADHS Gehirn hat also paradox reagiert und die Musik als beruhigend empfunden, während andere davon aufgewühlt wurden! Genial fand ich den Einsatz zahlreicher Instrumente, es gab eine Celesta, ein Akkordeon, verschiedene Schlagzeuge bis hin zur Trillerpfeife, wenn ich das richtig gehört habe.

Kommen wir zum Libretto, das diesen Namen nicht verdient. Positiv anzumerken: Der Text ist sehr gut verständlich. …vor allem wenn die Hauptrolle nochmal seinen Part lernte, es gab ständig Aussetzer EDIT: Der Bariton, der die Hauptrolle inne hat, ist trotz des deutsch anmutenden Namens amerikanischer Herkunft, daher sehen wir ihm das natürlich nach! – jedoch hat der Text das Sprachniveau eines Witzbuches für die Grundschule. Die erste Stunde besteht aus schwer zu ertragenden Plattitüden, eine unerträgliche Flachwitz-Sammlung oder sagen wir mal Bonmots; und meine drängendste Frage ist da “Warum”?? Warum hat man dieses sonst recht interessante Stück mit diesen uneträglichen Texten gepaart? Soll das so? Dass der Text besser zu singen sei kann kein Argument sein, denn es wird wenig gesungen. Die Komponistin Unsuk Chin spricht hervorragend Deutsch, das kann also nicht daran liegen; die Mitarbeit erfolgte von seiten Dr. Kerstin Schüssler-Bach, einer Musik­wissenschaft, Germa­nistik und Geschichte-studierten Dame mit reichlich Erfahrung und Netzwerk. Also, es muss einen logischen Grund haben, den ich nicht weiß, ansonsten ist es einfach nur peinlich, und das möchte ich in Zusammenhang mit zwei solchen erfahrenen Damen nicht denken.

Das Bühnenbild setzt so einiges an interessanten Perspektiven ein, die allerdings, und das war nicht nur mein Eindruck, etwas overwhelming sein können: Man weiß nicht, wo man hinschauen soll. Es gibt natürlich die übliche Video-Installation, aber diesmal live von der Bühne; die Hauptfigur wird dabei gefilmt wie sie die Oper versucht zu verlassen und an der Garderobe abgefangen wird, das war spannend und überraschend. Weil ich mich so langweilte, zählte ich häufiger die Personenanzahl auf der Bühne durch, und es waren stets Primzahlen. Das wiederum fand ich cool, sollte es beabsichtigt worden sein.

Ich frage mich abschließend warum eine weibliche Komponistin ein männliches Genie thematisiert, was die weibliche Hauptrolle einer Narkomanin (schwach besetzt, wie man mir zuraunte) zu bedeuten hatte, denn für die paar Minuten hätte man sie auch streichen können, warum das Ganze so wenig modern war, obwohl es exakt das krampfhaft versucht hat, und wer die Zielgruppe für dieses Stück sein soll. Quantenteilchen sind gleichzeitig in verschiedenen Zuständen, da findet sich das Stück dann auf alle Fälle wieder, es ist nicht die Dichotomie einer Oper mit Musik und Gesang, sondern es ist alles gleichzeitig, Konzert, Oper, Theater, Installation und Performance, und für manche Zuschauer*innen dann vielleicht auch… nichts.

Heute fragte ich mich auch ob manche Leute, wenn sie etwas nicht mögen, eher davon ausgehen, dass es über ihren (intelektuellen) Horizont ist, und dann dem Ganzen lieber Zuspruch zollen. Der Blick der Dame, als ich fragte wie ihr das Stück gefiele, und die Musik: Sie hatte kurz unsicher gezögert. Aber man kann und darf einfach etwas scheiße finden, egal wie “intelektuell” verbrämt das ist. Man kann auch die Mona Lisa hässlich finden, so what.

Ich habe jedenfalls viel Spaß an den verwirrten Gesichtern im Zuschauerraum gehabt, und bedauere es, das Stück nicht zu Ende gesehen haben zu können. Die Hamburger Oper darf mich gerne einladen, dann schreibe ich das zu Ende – ja, es ist ein langes Stück, ich würde es mir aber nochmal ansehen und anhören, gerne gemütlich angezogen.

Bilder gibt es natürlich nicht, das ist verboten! Komischerweise repostet die Oper ständig Sachen, die aus dem Zuschauerraum aufgenommen wurden. Wer offen für ein bisschen copyright infringement ist, kann dann in den Stories schauen. Ja, auch meine 😬🤐😵‍💫

Tadaa! Das war’s, ich bin gespannt weitere Meinungen und Eindrücke, vor allem von der Premiere, zu hören.

Kunst, Kultur, Konsum, Kapitalismus

Also ich liebe ja Alliterationen über alles, aber das hier ist ja echt ein bisschen viel. Da fehlt noch die Abkürzung KuK für “Königlich und Kaiserlich” 🫠 (das ist mein Lieblingssmiley neuerdings, es schmilzt dahin im Sinne von “ich gebe auf, WTF, oh mein Gott, usw).

Fun fact ist, dass wir aus Konsum ein kulturelles Gut gemacht haben und ich raffe es erst jetzt. Kapitalismus durchgespielt!

Und jetzt lautet die Frage:

What’s next?

Kunst und Kultur können ohne Geld nicht stattfinden; jegliches Talent und Genialität benötigen Unterstützung, Unterricht, Material, Stipendien – 🤑 – GELD – denn aus Luft und Liebe hat sich noch kein Klavier materialisiert und keine Leinwand gekauft.

In der kapitalistischen Logik, die nun eskaliert und entweder im Faschismus endet oder in einer Revolution (ich bin die Tochter eines politischen Dissidenten, natürlich hoffe ich auf letzteres!) kann Kunst nur als Form der Konsums existieren und benötigt damit ebenfalls Kapital für den Zugang.

Kostenlos zugängliche Kunst wird damit zu einem widerständigen Akt.
Aber wie soll das gehen?

Die Schrifstellerin Doris Lessing schreibt, das Leben begreifen bedeutet zu begreifen, dass jeder von uns ein Subjekt ist, aber dass unsere Erlebnisse nicht einzigartig sind. Somit ergibt sich daraus die Legitimation eines jeden, Künstler*in zu sein; die künstlerische Betätigung unterliegte keiner Kritik, sondern nur einer Interpretation.

Die Künstler*in (Subjekt) benötigen daher das Kollektiv (die Rezipient*innen), die wiederum durch ihre Interpretationstätigkeit sich ebenfalls künstlerisch betätigen.

Kritik (Kunst-) kann es in diesem Sinne also nicht geben. Man kann verschiedene Techniken bewerten, das ja, aber eine Interpretation ist so gut oder schlecht wie die andere. Niemand versteht das Werk einer Künstler*in und das ist exakt NICHT die Aufgabe.
Übrigens ist das der Grund warum ich keine “Kritik” schreibe, sondern meine subjektiven Eindrücke beschreibe und alle einlade, neugierig zu werden.

Also – what’s next? Kunst, Kapitalismus, quo vadis?
Ist es schlimm, Konsum zu verachten, ist es gar klassistisch (schon wieder ein Wort mit K 🫠)?
Müssen wir uns von Konsum distanzieren und wie verhält es sich dann mit dem Konsum von Kunst, der ebenfalls einer kapitalistischen Logik unterliegt? Ich sage nur, Eintrittspreise für Theater und Kunst, 🫰🤑
Kann institutionelle Kunst sich seines Klassismus entledigen und wessen Verantwortung und Aufgabe ist das? Auf gut Deutsch: Wer soll das bezahlen? Ich erinnere da mal an das Humboldtsche Bildungsideal, aber naja, der hatte ja auch Geld…

Welche Frage würdest du ergänzen, woran habe ich nicht gedacht?

“…denn der Moment, in dem Form und Entwurf und Intention verstanden sind, ist auch der Moment, in dem nichts weiter herauszuholen ist” Doris Lessing, Vorwort Juni 1971 zum Werk “Das goldene Notizbuch”