Der Bauch

“Das kaschiert schön den Bauch” und “Hmmm, da sieht man meinen Bauch so dolle” sind sicherlich die häufigsten Sätze in Umkleiden.

In Umkleiden von Frauen eh.

Der Bauch! Das buchstäbliche Kriegsfeld der Macht und Bestimmung über die Frau. Der Ort, wo unsere Organe sind, wo wir komplette neue Menschen entstehen lassen, wo sich unser Survival-Kit befindet (Fett für schlechte Zeiten) und, je nach Kultur, eigentlich ein Schönheitsideal.

Wenn ich zu einem Mann sagte “Zieh den Bauch ein”, würde der mich maximal irritiert angucken und antworten: “Ein Scheiß mache ich” während Frauen in Smalltalk gestehen, dass sie permanent den Bauch einziehen. Das ist nicht schlecht wenn man es als Training sieht, weil die Körpermitte und der Rücken wichtig sind, aber hier geht es nicht um Haltung, sondern um – HALTUNG.

Wir haben den Bauch als Kriegszone. Er darf sein als Schwangerschaft, aber sonst nicht. Eine gefährliche, schmerzhafte entzündliche Krankheit wie Endometriosis, im Bauchraum angesiedelt, das ist bitte abzustellen. Es gibt kaum Forschung dazu, die Frauen verbluten halt monatlich und leiden unterm Eisenmnagel und Schmerzen. Wie der Körper da aussieht, ist da echt mal Nebensache. Bluten, so unästhetisch! Und der geschwollene Bauch! Also ne, damit wollen wir uns nicht befassen, und dann ist es eh zu kompliziert und komplex und schon gewusst, die Zeichnungen zum Uterus und den Eierstöcken und alles drumherum (buchtsäblich!!) die wir sehen und lernen sind FALSCH?? Sie sind buchstäblich falsch?! Die Hälfte der Weltbevölkerung wurde ignoriert, während wir zum Mond fliegen und Roboter bauen (LOL) aber ja, wir leben medizinisch immer noch im MittelalterSteinzeitalter in bestimmten Segmenten. Zum Beispiel der Körper der Frau. Der Bauch! Natürlich nur der weibliche…

Der Bauch (und damit wird bezeichnenderweise die dazugehörige Person einfach ignoriert) ist eine Kriegszone für uns Frauen, weil dort unbeschreibliche Dinge stattfinden. Gewalt, Entmündigung, Demütigung. Abtreibungsverbote, erzwungene Sterilisation, keine Sterilisation, und blanke Diskriminierung.
UNSERE Bäuche tragen quasi die Welt in sich. Und wer das versteht, versteht auch, warum dieser Teil unseres Körpers so politisch ist. Wir Frauen haben die Macht über die Welt – durch uns selbst! Krass, oder? Die permanent sich verändernde Körpermitte, weich, hart, schmerzend, gestreift, weiß, gerissen – dein Bauch ist eine Insignie der Macht. Und aus dieser Perspektive machen die Dialoge in der Umkleide irgendwie keinen Sinn. Und nein, es geht nicht um die Frau als Gefäß fürs Kinderkiegen – wer auf diese Idee kommt, sollte seine widerlichen Fascho-Fanatasien bitte woanders abladen, am besten auf die Müllhade.

Ein Perspektivwechsel! Dein Bauch ist eine Insignie der Macht.

Lupus est homo homini quom qualis sit non novit – Frauenversion

Das ist von Plautus (nicht: Platon): Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, dessen Eigenschaften/Art/Qualität er nicht weiß. Mehr zu diesem Zitat hier https://www.staatsgalerie.de/de/sammlung-digital/mensch-des-menschen-feind-homo-homini-lupus-blatt-37-miserere.

Ich will das etwas veranschaulichen und dahin bringen, dass Frauen aufgrund von Sozialisation der Moment entgeht, wo sie Macht bündeln könnten. Einfacher gesagt, da Frauen sich nicht solidarisieren und helfen, sondern sich permanent vergleichen und niedermachen, dürfen sie weiterhin nicht den Kurs mitbestimmen, denn sie sind permanent damit beschäftigt, gegeneinander zu sein als sich gegenseitig zu helfen. Wenn man jemanden feindlich gegenüber treten würde, ist Wissen gefragt, also Wissen und Kontext über diese Person, um zu wissen ob “Feindschaft” überhaupt angesagt ist, so sagt bereits das obige Zitat. Eine Frau sollte für eine andere Frau kein Wolf sein.

Und wenn doch? Kann frau einschätzen woher und warum eine unsolidarische Interaktion kommt, ist es einfacher sich abzugrenzen und zu verstehen, dass es nichts mit einem selbst zu tun hat.
Und dann? Dann könnte man im weiteren Verlauf der Geschichte einfach selbiges nicht machen, sondern Hilfe anbieten. Sich anders und besser verhalten, ja, sich weniger kompetitiv oder gemein verhalten. Send the elevator back down hat nicht nur was mit Aufstieg zu tun, sondern schlichtweg auch mit einer konkreten Hilfe, denn ein Fahrstuhl ist genau das: Eine konkrete Sache, die einen weitere bringt. Es ist also nicht nur eine vertikale Hilfe LOL sondern auch eine horizontale/prozessuale Kiste.

Beispiel aus meinem gloriosen Leben: Ich bekam eine Anfrage für einen Job über eine Freundin. Ganz klar war die Aufgabe nicht, aber ich sollte bitte dies und das vorab liefern. Das gewünschte Etwas hatte ich nicht. Also fragte ich jemand aus meinem Freundeskreis um Rat. Zugegebenermaßen erhoffte ich mir nicht viel, da es bisher keine Interaktion gab auf der Business-Ebene. Überraschenderweise hatte die Person Zeit und antwortete, mit weiteren Hinweisen, was mir alles sonst noch fehlte. Leider tappte ich in die Falle mich zu rechtfertigen und irgendwann kam der böse Hinweis, ich wolle das ja auch nicht. Und ich suche nur noch Ausreden, andere Frauen seien auch Mütter(sic!) und würden das hinbekommen. Da war ich schon ein bisschen irritiert, es kamen dann noch Profile von Frauen, um das zu belegen. So hoch waren meine Augenbrauen selten, ich musste ein bisschen in eine imaginäre Tüte atmen, aber okay.

Ich überlegte, ob ich denn jetzt auf die Schnelle die erforderlichen Dinge liefern könne und konnte es nicht bejahen, also meldete ich das zurück, um genau das selbe zu hören, diesmal von der anderen Frau: “Du willst das ja auch gar nicht”, ein typischer Satz, mit dem man aus Leuten Leistung rauspresst.
Konkrete Hilfe in Form von: Hier hast Du das Ding, oder ich mache das für Dich, dann kannst Du es einfach selbst erweitern. Nope. Stattdessen wurde ich regelrecht beschuldigt, ich könne/wolle nicht, es wurde ein komplett sinnloser Vergleich gezogen, und ich wurde emotional verletzt – was ich halbwegs abwehren konnte, aber natürlich nicht vollständig.

Seufzend setzte ich also meine Psychologinnen-Kappe auf und übersetzte beide Reaktionen:
Projektion, Victim Blaming, und Wut, weil ich nicht helfen konnte, die ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen. Und das von Frauen, die ich als Freundin bezeichnen würde. WTF.

Was wäre mein Verhalten früher gewesen?
Absolut stinkend wütend, verletzt, beleidigt, aber trotzdem im Funktionsmodus: Ich hätte die geforderte Sache JETZT sofort umgesetzt. Dir zeige ich es! Hätte alles und jeden wild gemacht, meine Umwelt terrorisiert mit meiner schlechten Laune (habe ich ein bisschen auch, ich bin ja nicht aus Stein…) und dann geliefert.
Stattdessen überlegte ich mir, in welcher Situation diese Personen gerade sind, war empathisch, und grenzte mich gleichzeitig ab. Und schlief eine Nacht darüber um zu dem Fazit zu kommen, dass ich das nicht will – den Mangel beheben und die Tipps entgegen nehmen ja, aber diesen Umgang mit mir nicht.
Als nächster Schritt wären da ein paar echt saure Sätze und ein bisschen Kopfwaschen konsequent gewesen, oder? Nein, denn ich hätte letzten Endes das gleiche gemacht wie die anderen Frauen:
Ich wäre ihnen ein Wolf gewesen, einfach weil ich es kann.

Solidarität geht genau dieser Kette nach, dem Menschen kein Wolf zu sein und dafür den Menschen zu er-kennen. Eine Millisekunde Empathie und auch ein bisschen Abgrenzung zu sich selbst, denn so oft sagt man Dinge über sich selbst, statt zu dem anderen. Es ist nicht ganz einfach und erfordert Übung. Es erfordert auch ein positives Menschenbild (das ich hier an dieser Stelle allen Nazis und Faschos absprechen möchte). Warum klappt es zwischen uns Frauen nur so schlecht?

Weil wir Frauen andere Frauen als Konkurrenz ansehen, und unsere systemischen Probleme immer individualisieren.

Also ist die Frau selbst schuld – und wir kommen da nicht raus, es ist ein Teufelskreis…!
BULLSHIT.
Ist das System schuld, kann frau nichts verändern, was zu 80% auch der Fall ist, muss sich aber dafür anhören dass sie es nicht gewollt/versucht hat, überhaupt faul sei; ist die Frau schuld, hat sie wieder die Arbeit und soll vermeintlich etwas verändern, was so groß wie ein System ist, wieder ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber genau hier liegt ja auch die Lösung: Jede Veränderung IM System ändert auch das System, denn das System ist nichts abstraktes, sondern besteht aus Menschen und Systeme scheinen abgeschlossen und fix, sind aber genau das nicht (ich hoffe Luhmann rotiert im Grabe).
Sich zu solidarisieren und gemeinsam dem Teufelskreis entkommen scheint Frauen nicht gegeben zu sein. Mitnichten!!
Das ist kein Naturgesetz, und wir machen alle persönliche Entwicklungen durch, brechen Tabus und schreiten fort, langsam, sehr langsam, aber stetig. Wir müssen nur wissen, dass Kapitalismus/Patriarchat (es ist immer beides) einfach NICHT mit den eigenen Waffen wie Gewalt, Niedertracht und Ungerechtigkeit abgeschafft werden kann, was aber nicht heißt, sich immer alles gefallen zu lassen: Manchmal muss frau was anzünden. Sinnbildlich.

Oh und die Erforderlichkeit, dem Menschen kein Wolf zu sein und insbesondere der Frau kein Wolf zu sein, wäre naiv, wenn es nicht den Zusatz des obigen Satzes hätte, dass es schon darauf ankommt, mit wem frau es zu tun hat. Genau hinschauen also, denn auch hier gilt Poppers Paradoxon der Toleranz.

Das Private bleibt politisch! Seid nett zueinander. Es ist auch so alles beschissen genug.

Alles Gute zum Weltfrauentag – die restlichen 364 ist wieder Männertag.

Wie erreiche ich inneren Frieden?

Ausgerechnet Coroni erleuchtete mich und gab mir die Möglichkeit, aus dieser Krise eine Chance zu machen und wieder zu schreiben (Achtung Beitrag kann Spott enthalten).
Die Krise, der Umbruch, das Leben HURZ – überall brennt es und ich, ausgerechnet die Person, die nichts besser kann als Dinge in ihrem persönlichen Leben anzünden, metaphorisch natürlich, ist aber auch bereinigend gelle, habe das Jahr 2023 dazu genutzt, um zur Erleuchtung zu gelangen.
Im Ernst, ob die Therapie nun endlich Früchte trägt, ob ich bald Kundalini Yogi werde (gibt es da auch Yogistinnen oder wie gendert man das??), es ist völlig egal, denn im Ergebnis habe ich zu 65% der Zeit inneren Frieden erreicht. Den Rest der Zeit habe ich PMS und dafür kann ich nichts.

Prämisse des Erfolgsrezeptes: Der innere Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Überhaupt: Voraus zu setzen das alles ein Prozess ist, ist wahnsinnig hilfreich, denn damit ist es einem erlaubt, nicht perfektionistisch zu sein oder in Perfektionismus abzudriften. Es geht immer weiter, mal schlecht, mal schlechter, aber in diesem tiefen Tal der Tränen kann man auch immer Punkte finden, in denen man dankbar ist. Nein, nicht dankbar, das ist büsschen viel verlangt, aber zumindest achtsam dem gegenüber, was auf der Plus-Seite steht. Oh Gott, ich habe achtsam geschrieben, man reiche mir den Eimer! Gut, auf dem Konto sollte mensch dabei nicht schauen, was weiß ich, das mache ich momentan auch nicht *jammerjammer* aber ich bin sooo dankbar für alles andere! Strom zum Beispiel und warmes Wasser, das ganz ohne Ironie jetzt aber.
Vergleichen sollte man sich zudem nicht mit anderen, man kann sich ja mit sich selbst vergleichen, zumindest zu einer deutlich schlechteren Zeit, das Ergebnis zählt, nicht wahr, und ja, man kann selbst eine gute Zeit für den Vergleich nehmen und sagen, japp, heute ist es noch besser!
Die nächste Übung, die einem unglaublich hilft, ist NEIN zu sagen – ohne Begründung. Oder “leck mich am Arsch”, wenn auch höflich wie: “Habe ich vergessen”, “Hättest mich daran erinnern können” “Habe ich nicht dran gedacht” “Jetzt ist es auch zu spät” – falls ihr das von irgendwelchen Schwanzträgern heuer gehört habt, wissta Bescheid. Denen fehlt allerdings einfach das Hirn um Dinge zu prozessieren, die meinen es also nicht böse, trotzdem können wir es ihnen mit gleicher Münze zurückzahlen. Und das führt mich gleich zur nächsten wichtigen Prämisse für einen gelungene Zustand des inneren Friedens, der nämlich nicht “Fick dich” ist, sondern einfach nur ein Schulterzucken. OOOOOOMMMMMMMMM: Abgrenzung.
Kannst Du es ändern? Nein. Liegt es in Deinem Einflußbereich? Auch nein. Dann puste es weg und lasse es gehen! Macht 333 Euro netto plus Mehrwertsteuer, wenn Du das jetzt auf Instagram als Coaching gebucht hättest. DU hast hier und jetzt richtig viel Geld gespart! Glückwunsch! Dann ist es auch immer wichtig, Glück weiter zu geben, also tue auch Gutes für jemanden in deinem Umfeld. Natürlich solltest du dabei achten, nicht zum Mülleimer jedeR Person zu werden, weshalb ich den ultimativen Tipp habe: Abgrenzung. Ach, war schon? War nicht genug! Zwischen Egotrip und Abgrenzung gibt es eine wirklich klare und eindeutige Grenze, komme mir keiner damit, dass sei eine “slippery slope”. Arsch ist Arsch, denn das ist die richtige Bezeichnung für Leute auf dem Egotrip; Abgrenzung hingegen bedeutet sich negative Dinge anzuhören oder zu erleben, aber nicht an sich kleben zu lassen, wie diese verdammten Fuseln von den roten Kaschmirsocken an absolut jedem Stück Stoff das sie berühren, kleben. Und wenn, einfach die Fuseln nehmen, weg tun und sich über die Socken trotzdem freuen. Oh yeah.
Natürlich kommt das wichtigste zuletzt: Milde sein gegenüber sich selbst. Keine Altersmilde, das ist häufig Ignoranz, gerne Ignoranz gegenüber neuem Wissen, eine gefährliche Sache!, sondern eine Art weit gedehnte Toleranzzone für sich selbst. So weit gedehnt wie der Gummibund der aktuell nicht mehr passenden Hose. Wenn man bisher das Pareto-Prinzip gefahren hat 80/20, dann ist man gut dabei, das “Passt schon” Prinzip zu fahren, das auch 65% für ein hervorragendes Ergebnis hält. Somit wird “gut” zu einem ganz anderen Begriff: Gut wie gut genug.

Man kann natürlich nicht außer Acht lassen, dass der innere Frieden laut Statistik auch etwas mit Geld zu tun und somit mit einer gewissen Sicherheit und Ruhe. Therapeuten sagen ja nicht umsonst, viele Probleme ließen sich mit Geld lösen, weshalb wir den letzten Punkt für den inneren Frieden aufführen müssen: Tax the rich (nein, nicht Dich, wir meinen die Multi-Millionäre und Milliardäre). Okay, ich habe zuerst “eat the rich” geschrieben, das wollte ich kurz erwähnen. Genug essen und schlafen sind die physiologischen Punkte für inneren Frieden, es muss kein Milliardär sein, aber genug frisches Gemüse, Obst und Protein.

Frohe Weihnachten. Send money.

Don’t trust the internet

Klingt das komisch? “Vertraue keine Inhalten im Netz!” und das ausgerechnet von jemanden, die seit fast 20 Jahren im Netz Inhalte* teilt/verbreitet?!
(*Die mittlerweile veraltet und falsch sind-so ist es halt mit dem Stand der Forschung, der Stand steht nicht, sondern bewegt sich stets langsam weiter.)

Moment, I got you – Mir geht es nicht nur um Medienkompetenz, sondern noch etwas weiter, um die Absicht und den Hintergrund der Quelle. Zunächst einmal ist es völlig legitim, dass wir etwas verkaufen wollen, verfluchter Kapitalismus sei Dank. Ist das ganz offen sichtbar, ist das ein gutes Zeichen: Du weißt, woran Du bist. Ein*e Unternehmer*in verkauft Dinge, ein*e Influencer*in Produkte, jemand der nichts verkauft und nur Content erstellt? Verkauft… ja, da wird es etwas uneindeutig. Content und Reichweite bringt einem natürlich auch Geld ein, sei es durch Werbung oder durch die Einnahmen über die Plattform, ein reguläres Geschäftsmodell, dass ich mit dem Blog auch betreibe. Ist bei mir klar gekennzeichnet. Transparent ist das aber nicht immer bei den sogenannten Contentcreators. Es gibt zwar eine Kennzeichnungspflicht über Werbung, aber manchmal ist die Werbung so subtil, dass man da nix kennzeichnen muss. Die meisten werden es erkennen und augenrollend weiterscrollen.

Jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem: Es gibt viele Inhalte, die darauf zielen, lehrreich zu sein: Zwischen belehrend und tatsächlich Fakten vermittelnd. Dafür braucht es an sich keine formelle Ausbildung. STOP!
Man kann sich Skills und Wissen aneignen, ohne dafür eine formelle Ausbildung zu machen. Ich weiß alles über bestimmte Nischendinge, die rein gar nichts mit meinem Studium und meiner Promotion haben – aber hier, ich gebe genau damit an: Ich habe eine Ausbildung als Wissenschaftlerin und mir damit sowohl Rechercheskills als auch Urteilskraft erarbeitet und vor allem weiß ich, wo meine Grenzen sind, was ich nicht mehr verstehe oder beurteilen kann, weil mir die notwendige Erfahrung zur vorhandenen Information fehlt.

Gestoplert bin ich nämlich heute bei einem kleinen Contentcreator darüber, der in Sachen Akne macht. Und in einem Video “gesunden Egoismus” propagiert, der unter anderem beinhaltet, dass man keine Nachrichten mehr konsumiert, denn die seien “immer toxisch und negativ”. Gut, der Begriff Toxizität ist trendy, das muss man nicht für voll nehmen, aber ich habe da ein ganz großes Problem:
Der Influencer spricht über “gesunden Egoismus” und eine daraus resultierende Abschottung von Nachrichten. Er meint vermutlich eine gesunde Abgrenzung und psychisches Wohlbefinden, die tatsächlich bei einer Hauterkrankung eine Rolle spielen und in Fachhänden, ergo therapeutische Behandlung, gehört.
Was definitiv nicht geht, ist das Absolute seiner Message: Nachrichten sind immer negativ und toxisch. Richtig, sie sind seltenst schön. Wer sich jedoch vom Weltgeschehen komplette abwendet, ist politischen Handelns und der Teilnahme an der Demokratie nicht mehr fähig. Und dazu wird nun mal alle vier Jahre aufgerufen, nennt sich Demokratie und Wahlen.
Konkret handelt es sich übrigens um einen Influencer, der *surprise* Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, was wissenschaftlich keinen Stand hat – eine Pflegelinie hätte ich ihm verziehen LOL.

Den jetzt stellt sich mir eine weitere Frage: Was ist seine politische Gesinnung? Wir wissen, dass rechter Populismus in Sozialen Medien auch über Hausfrauencontent, Familienkram und Motorräder sein Gift langsam verabreicht.
Das ist zu weit hergeholt! Ja, schön wäre es.

Man kann nicht alles auf die Goldwaage legen, aber wer sich im Internet informiert und permanent etwas googelt – Vorsicht. Die ersten Ergebnisse sind nicht diejenigen, die richtig sind, sondern die am häufigsten aufgerufen werden. Nicht alle Journalisten sind neutral und machen reine Berichterstattung. Das Weglassen von Informationen und Kontext hat auch einen Effekt. Auch seriöse Quellen können eine Agenda haben, diese muss bekannt sein (Kontext!).
Wenn sich jemand inhaltlich zu weit und zu fachfremd aus dem Fenster lehnt, nochmal hinschauen. Meine Erfahrungen sind gut, aber mittlerweile muss ich gestehen, dass wieder öfter auf den Profilen und deren Background schaue, da ich jetzt öfters auf Content reingefallen ist, der aus der Nazi-Ecke kommt. Ja, auch Migras und sog. Linke können absoluten Müll von sich geben.

Also: Vertraue nicht nur Deinem gesunden Menschenverstand, sondern mache Dir die Mühe, bei wichtigen Inhalten doppelt zu checken.


Gefallen Dir die Texte?

Hier ist die Lippenstiftkasse:
P A Y P A L ❤️ M E

Das erste Mal: Mutter allein’ zuhaus’! – Edited

EDIT Mai 2023:

Nun habe ich mir vorgenommen, alte Beiträge zu nehmen und ein Update dazu zu schreiben. Zufällige Auswahl. Ein Blog ist ja nicht unbedingt ein Tagebuch, obwohl es draus entstanden ist, sondern etwas was sich primär dadurch von reinem Publizistentum unterscheidet, dass man es kommentieren kann. Sonst kann man einfach eine Zeitung rausbringen… und wenn heute Zeitungen Kommentare zulassen, nur aus dem rein technischen Grund, dass dadurch die Reichweite erhöht wird. Ist hier nicht anders, allerdings habe ich tatsächlich Interesse am Austausch mit anderen, wenn diese auch zunehmend auf anderen Plattformen geschieht: Twitter und Instagram, wo mich die meisten Kommentare zum Blog mittlerweile per DM erreichen, ist halt schneller.

Ganze acht Jahre ist der Beitrag jetzt her – and little did I know! Weiterlesen…

Warum Instagram keine gute Inspirationsquelle ist

Disclaimer: Ja, ich bin aktiv auf Instagram, und folge vielen Accounts, die Wissen teilen, aber auch vielen Modehäusern, Fashion- und Schmucklabels. Ich nutze es ein wenig wie eine Modezeitschrift früher, wohl wissend, dass es sich überwiegend um Werbung handelt. Natürlich gilt das nicht für vielen journalistischen, persönlichen und aktivistischen Accounts. Auf Instgram bin ich mit Content als Unternehmerin und nutze es gewerblich zu Marketing-Zwecken.

Wir Menschen mögen Bilder seit jeher, wir malen (uns an…) und wir schmücken uns, wie geben “ein Bild” ab, das wir permanent im Umgang mit anderen interpretieren. So weit, so gut.
Manchmal scrollt man einfach nur sein Gehirn leer an der Strecke der Bilder entlang… völlig legitim!

Eine Bekannte sagte mal, sie nutzt es als Inspiration zum Shoppen. Stets modisch gekleidet, mit einem wunderbaren Stil, sieht sie nichtsdestotrotz exakt so aus, wie alle um sie herum in ihrer Altersgruppe. Und das ist nichts Schlechtes: Sie sieht gut aus. Aber eben nicht individuell, und das liegt an Instagram. Über die Plattform werden Trends gesetzt, ob Schuhe, Make-up oder welche Farbedelsteine gerade für den Verkauf von den Schmuckfirmen hochgepusht werden. Natürlich will nicht jede*r individuell aussehen und dazu besteht kein Zwang, interessanterweise ist es aber so, dass wir mit unseren Kaufentscheidungen durchaus versuchen, soziale Distinktion zu betreiben, machen wir uns nichts vor. Ob bunte Socke, Bioladen, das Auto – wir existieren in der kapitalistischen Logik. Und das ist in Bildform wer oder was? Richtig: Instagram!

Also zurück zu Instagram: Auch Stars brauchen eine große Followerschaft, um Werbedeals oder eine wirklich interessante Schauspielrolle zu ergattern. Sie bekommen eine größere Followerschaft, sobald dieses erreicht wurde, was dazu führt, dass der Geldreigen wieder höher wird. Egal welche Art von Aufmerksamkeit es ist, sie wird mit viel Geld bezahlt.*

Der Irrsinn also ist, dass Sichtbarkeit mit Geld korreliert. Beliebt sind also Accounts, wo Leute ihren nicht gerade durchschnittlichen Lebensstil zur Schau stellen. Da kickt der Voyeurismus, ganz klarer Fall für die Soziolog*innen unter uns. Junge Frauen, die mit 26 ihre eigenen Labels bewerben, andere die vor einer Handtaschen-Kollektion im sechsstelligen Bereich stehen, und die Mittelschicht, die sich permanent mit neuen Dingen von günstigen Labels präsentieren, denn es muss immer was Neues her. Das ist schließlich das Konzept, und wenn man ehrlich ist, wer interessiert sich schon für das, was man schon kennt? Das kickt nicht!

Nun schauen wir auf andere, um uns abzugrenzen oder anzupassen, und so sind die Menschen, die sich dort regelmäßig präsentieren, wie ich es auch als Marketingstrategie tun muss, eine Art Vorbild. Da muss man natürlich schauen, in wie weit man das in die Instagram-Falle tappt, und immer wieder reflektiert bleiben. Warum? Weiterlesen…