Wie erreiche ich inneren Frieden?

Ausgerechnet Coroni erleuchtete mich und gab mir die Möglichkeit, aus dieser Krise eine Chance zu machen und wieder zu schreiben (Achtung Beitrag kann Spott enthalten).
Die Krise, der Umbruch, das Leben HURZ – überall brennt es und ich, ausgerechnet die Person, die nichts besser kann als Dinge in ihrem persönlichen Leben anzünden, metaphorisch natürlich, ist aber auch bereinigend gelle, habe das Jahr 2023 dazu genutzt, um zur Erleuchtung zu gelangen.
Im Ernst, ob die Therapie nun endlich Früchte trägt, ob ich bald Kundalini Yogi werde (gibt es da auch Yogistinnen oder wie gendert man das??), es ist völlig egal, denn im Ergebnis habe ich zu 65% der Zeit inneren Frieden erreicht. Den Rest der Zeit habe ich PMS und dafür kann ich nichts.

Prämisse des Erfolgsrezeptes: Der innere Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Überhaupt: Voraus zu setzen das alles ein Prozess ist, ist wahnsinnig hilfreich, denn damit ist es einem erlaubt, nicht perfektionistisch zu sein oder in Perfektionismus abzudriften. Es geht immer weiter, mal schlecht, mal schlechter, aber in diesem tiefen Tal der Tränen kann man auch immer Punkte finden, in denen man dankbar ist. Nein, nicht dankbar, das ist büsschen viel verlangt, aber zumindest achtsam dem gegenüber, was auf der Plus-Seite steht. Oh Gott, ich habe achtsam geschrieben, man reiche mir den Eimer! Gut, auf dem Konto sollte mensch dabei nicht schauen, was weiß ich, das mache ich momentan auch nicht *jammerjammer* aber ich bin sooo dankbar für alles andere! Strom zum Beispiel und warmes Wasser, das ganz ohne Ironie jetzt aber.
Vergleichen sollte man sich zudem nicht mit anderen, man kann sich ja mit sich selbst vergleichen, zumindest zu einer deutlich schlechteren Zeit, das Ergebnis zählt, nicht wahr, und ja, man kann selbst eine gute Zeit für den Vergleich nehmen und sagen, japp, heute ist es noch besser!
Die nächste Übung, die einem unglaublich hilft, ist NEIN zu sagen – ohne Begründung. Oder “leck mich am Arsch”, wenn auch höflich wie: “Habe ich vergessen”, “Hättest mich daran erinnern können” “Habe ich nicht dran gedacht” “Jetzt ist es auch zu spät” – falls ihr das von irgendwelchen Schwanzträgern heuer gehört habt, wissta Bescheid. Denen fehlt allerdings einfach das Hirn um Dinge zu prozessieren, die meinen es also nicht böse, trotzdem können wir es ihnen mit gleicher Münze zurückzahlen. Und das führt mich gleich zur nächsten wichtigen Prämisse für einen gelungene Zustand des inneren Friedens, der nämlich nicht “Fick dich” ist, sondern einfach nur ein Schulterzucken. OOOOOOMMMMMMMMM: Abgrenzung.
Kannst Du es ändern? Nein. Liegt es in Deinem Einflußbereich? Auch nein. Dann puste es weg und lasse es gehen! Macht 333 Euro netto plus Mehrwertsteuer, wenn Du das jetzt auf Instagram als Coaching gebucht hättest. DU hast hier und jetzt richtig viel Geld gespart! Glückwunsch! Dann ist es auch immer wichtig, Glück weiter zu geben, also tue auch Gutes für jemanden in deinem Umfeld. Natürlich solltest du dabei achten, nicht zum Mülleimer jedeR Person zu werden, weshalb ich den ultimativen Tipp habe: Abgrenzung. Ach, war schon? War nicht genug! Zwischen Egotrip und Abgrenzung gibt es eine wirklich klare und eindeutige Grenze, komme mir keiner damit, dass sei eine “slippery slope”. Arsch ist Arsch, denn das ist die richtige Bezeichnung für Leute auf dem Egotrip; Abgrenzung hingegen bedeutet sich negative Dinge anzuhören oder zu erleben, aber nicht an sich kleben zu lassen, wie diese verdammten Fuseln von den roten Kaschmirsocken an absolut jedem Stück Stoff das sie berühren, kleben. Und wenn, einfach die Fuseln nehmen, weg tun und sich über die Socken trotzdem freuen. Oh yeah.
Natürlich kommt das wichtigste zuletzt: Milde sein gegenüber sich selbst. Keine Altersmilde, das ist häufig Ignoranz, gerne Ignoranz gegenüber neuem Wissen, eine gefährliche Sache!, sondern eine Art weit gedehnte Toleranzzone für sich selbst. So weit gedehnt wie der Gummibund der aktuell nicht mehr passenden Hose. Wenn man bisher das Pareto-Prinzip gefahren hat 80/20, dann ist man gut dabei, das “Passt schon” Prinzip zu fahren, das auch 65% für ein hervorragendes Ergebnis hält. Somit wird “gut” zu einem ganz anderen Begriff: Gut wie gut genug.

Man kann natürlich nicht außer Acht lassen, dass der innere Frieden laut Statistik auch etwas mit Geld zu tun und somit mit einer gewissen Sicherheit und Ruhe. Therapeuten sagen ja nicht umsonst, viele Probleme ließen sich mit Geld lösen, weshalb wir den letzten Punkt für den inneren Frieden aufführen müssen: Tax the rich (nein, nicht Dich, wir meinen die Multi-Millionäre und Milliardäre). Okay, ich habe zuerst “eat the rich” geschrieben, das wollte ich kurz erwähnen. Genug essen und schlafen sind die physiologischen Punkte für inneren Frieden, es muss kein Milliardär sein, aber genug frisches Gemüse, Obst und Protein.

Frohe Weihnachten. Send money.

Menschenhandel in der Modeindustrie

Ich folge einem internationalen Model, das sich auch gesellschaftlich engagiert. Sogar mehreren.
Was ich da neulich gelesen habe, will ich nicht vorenthalten, obwohl es sehr grausam ist.
Denn allmählich habe ich ein sehr großes Problem mit der Luxusindustrie, die ja nun mal unseren Konsum prägt.
Über die Zustände in der Herstellung und über die ungeheure Menge an Müll in der Bekleidungsindustrie wissen wir Bescheid.
Es geht aber weiter.
Es gibt Modelagenturen, die sudanesische Models in Flüchtlingslagern scouten. Die werden dann eingeflogen, unterschreiben irgendetwas in der Hoffnung auf Geld, und zack, werden Tage oder Wochen später mit Schulden!! bei den Agenturen wieder in den Flieger gesetzt und abgeschoben. Der Grund dafür ist auch die gestiegene Nachfrage nach “Diversität”, also nach Schwarzen Personen, und zum Teil sind diese Menschen mangelernährt und entsprechend dünn genug. (Mir schießen die Tränen in den Augen während ich das schreibe…).

Dieser Schnipsel Wissen reicht hoffentlich, um einige der großen Modemarken kritischer zu betrachten und zu boykottieren!!.

Quelle: The Times GB.


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Don’t trust the internet

Klingt das komisch? “Vertraue keine Inhalten im Netz!” und das ausgerechnet von jemanden, die seit fast 20 Jahren im Netz Inhalte* teilt/verbreitet?!
(*Die mittlerweile veraltet und falsch sind-so ist es halt mit dem Stand der Forschung, der Stand steht nicht, sondern bewegt sich stets langsam weiter.)

Moment, I got you – Mir geht es nicht nur um Medienkompetenz, sondern noch etwas weiter, um die Absicht und den Hintergrund der Quelle. Zunächst einmal ist es völlig legitim, dass wir etwas verkaufen wollen, verfluchter Kapitalismus sei Dank. Ist das ganz offen sichtbar, ist das ein gutes Zeichen: Du weißt, woran Du bist. Ein*e Unternehmer*in verkauft Dinge, ein*e Influencer*in Produkte, jemand der nichts verkauft und nur Content erstellt? Verkauft… ja, da wird es etwas uneindeutig. Content und Reichweite bringt einem natürlich auch Geld ein, sei es durch Werbung oder durch die Einnahmen über die Plattform, ein reguläres Geschäftsmodell, dass ich mit dem Blog auch betreibe. Ist bei mir klar gekennzeichnet. Transparent ist das aber nicht immer bei den sogenannten Contentcreators. Es gibt zwar eine Kennzeichnungspflicht über Werbung, aber manchmal ist die Werbung so subtil, dass man da nix kennzeichnen muss. Die meisten werden es erkennen und augenrollend weiterscrollen.

Jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem: Es gibt viele Inhalte, die darauf zielen, lehrreich zu sein: Zwischen belehrend und tatsächlich Fakten vermittelnd. Dafür braucht es an sich keine formelle Ausbildung. STOP!
Man kann sich Skills und Wissen aneignen, ohne dafür eine formelle Ausbildung zu machen. Ich weiß alles über bestimmte Nischendinge, die rein gar nichts mit meinem Studium und meiner Promotion haben – aber hier, ich gebe genau damit an: Ich habe eine Ausbildung als Wissenschaftlerin und mir damit sowohl Rechercheskills als auch Urteilskraft erarbeitet und vor allem weiß ich, wo meine Grenzen sind, was ich nicht mehr verstehe oder beurteilen kann, weil mir die notwendige Erfahrung zur vorhandenen Information fehlt.

Gestoplert bin ich nämlich heute bei einem kleinen Contentcreator darüber, der in Sachen Akne macht. Und in einem Video “gesunden Egoismus” propagiert, der unter anderem beinhaltet, dass man keine Nachrichten mehr konsumiert, denn die seien “immer toxisch und negativ”. Gut, der Begriff Toxizität ist trendy, das muss man nicht für voll nehmen, aber ich habe da ein ganz großes Problem:
Der Influencer spricht über “gesunden Egoismus” und eine daraus resultierende Abschottung von Nachrichten. Er meint vermutlich eine gesunde Abgrenzung und psychisches Wohlbefinden, die tatsächlich bei einer Hauterkrankung eine Rolle spielen und in Fachhänden, ergo therapeutische Behandlung, gehört.
Was definitiv nicht geht, ist das Absolute seiner Message: Nachrichten sind immer negativ und toxisch. Richtig, sie sind seltenst schön. Wer sich jedoch vom Weltgeschehen komplette abwendet, ist politischen Handelns und der Teilnahme an der Demokratie nicht mehr fähig. Und dazu wird nun mal alle vier Jahre aufgerufen, nennt sich Demokratie und Wahlen.
Konkret handelt es sich übrigens um einen Influencer, der *surprise* Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, was wissenschaftlich keinen Stand hat – eine Pflegelinie hätte ich ihm verziehen LOL.

Den jetzt stellt sich mir eine weitere Frage: Was ist seine politische Gesinnung? Wir wissen, dass rechter Populismus in Sozialen Medien auch über Hausfrauencontent, Familienkram und Motorräder sein Gift langsam verabreicht.
Das ist zu weit hergeholt! Ja, schön wäre es.

Man kann nicht alles auf die Goldwaage legen, aber wer sich im Internet informiert und permanent etwas googelt – Vorsicht. Die ersten Ergebnisse sind nicht diejenigen, die richtig sind, sondern die am häufigsten aufgerufen werden. Nicht alle Journalisten sind neutral und machen reine Berichterstattung. Das Weglassen von Informationen und Kontext hat auch einen Effekt. Auch seriöse Quellen können eine Agenda haben, diese muss bekannt sein (Kontext!).
Wenn sich jemand inhaltlich zu weit und zu fachfremd aus dem Fenster lehnt, nochmal hinschauen. Meine Erfahrungen sind gut, aber mittlerweile muss ich gestehen, dass wieder öfter auf den Profilen und deren Background schaue, da ich jetzt öfters auf Content reingefallen ist, der aus der Nazi-Ecke kommt. Ja, auch Migras und sog. Linke können absoluten Müll von sich geben.

Also: Vertraue nicht nur Deinem gesunden Menschenverstand, sondern mache Dir die Mühe, bei wichtigen Inhalten doppelt zu checken.


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Warum glauben Menschen an Werbung und andere Lügen?

Neulich belauschte ich ein Gespräch, das die Vorteile einer bestimmten Handcreme als Subjekt hatte. Sie sei die einzige, die geholfen hätte, und überhaupt, wüsstest Du, dass die extra für norwegische Fischer entwickelt worden sei?

Da ich FFP2 trug, fiel mir die Kinnlade nicht bis zum Boden, aber mein verzweifelter Gesichtsausdruck sprach sicherlich Bände. Die Fernsehwerbung ist sogar mir bekannt, geglaubt habe ich an diese Story natürlich nie. Die billigste Formulierung aller Zeiten, wenn sicherlich keine schlechte, die markige Verpackung und der günstige Preis: Handcreme halt, gehört zu einem der größten sogenannten Consumer Health Konzerne. Der rest ist Werbung.

Hier sehen wir: Durch die Wiederholung der Geschichte und die immer wieder ausgestrahlte Werbung entsteht eine reale Geschichte, ob sie wahr ist oder nicht.

Warum sollte man das auch überprüfen? Natürlich könnte man den Einwand erheben, dass es gar kein Sinn macht, so ein Produkt auf See zu benutzen, bei Minusgraden und Nässe. Und dass es vermutlich einfach nur eine ausgedachte Geschichte ist, damit man sich das Produkt besser merkt, wenn man vor den übervollen Regalen steht. Man könnte sein Wissen über Kapitalismus, über Werbung und seinen Verstand respektive Logik verwenden, aber das geschieht nicht.

Und jetzt stellt Euch mal so eine Geschichte auf politischer Ebene vor. Und den ganzen Tag läuft im Fernsehen und Radion eine Story, auf verschiedene Arten erzählt, die immer und immer wieder etwas bestätigt und ins Hirn pflanzt – so funktioniert Propaganda. So funktionieren Mythen. So funktioniert Geschichte letzten Endes. Wahrheit ist ein Begriff, den mir meine Doktormutter regelrecht verboten hat, und jede Philosophin wird da schmunzeln. Realität soll man sagen. Stellt man diese begriffe nebeneinander, versteht mensch dass die reale Begebenheit zur Wahrheit wird, sie jedoch nicht auf Fakten basieren muss. Post-faktisch, die bescheuerte Umschreibung für eine Lüge, ist trotzdem real.

In einer Welt, in der man permanent von Informationen bombardiert wird und permanent Entscheidungen treffen muss, welche Zahnbürste, welches Essen, welches Auto, welche Blumen, sind wir hoffnungslos damit überfordert, dieses Storytelling zu erkennen und einzuordnen und müssen es natürlich auch nicht immer. Dass die Kuh von Milka nicht lila ist, letzten Endes humpe, wenn man die Schokolade mag (pfui Deibel, bitte niemals für mich).
Man kann wiederum umgekehrt das Storytelling nutzen im Alltag und die Strahlkraft von Symbolen und Marken.

Verschenkt man einfach so eine einzelne rote Rose? Nein. Wir rechnen in solchem Falle allerdings damit, dass mensch die entsprechenden Symbole dechiffrieren kann. Manchmal sind die Menschen jedoch ignorant, weil sie es wollen, müssen, nicht anders können, und diese Übersetzungsarbeit wird nicht geleistet. Das ist im Falle einer Handcreme für 3 Euro nicht tragisch, aber im Falle von Kriegspropaganda, wie es derzeit etwas näher an uns medial geschieht, ganz anders.

Wir Instagram Klone

Neulich ging ich abends zum Sport und somit am Fenster eines Kurses vorbei. Ich warf einen kurzen Blick hinein. Etwas ließ mich stutzen. Getarnt von der anbrechenden Dunkelheit, blieb ich stehen und tat etwas, was ich echt schrecklich finde: Ich ging näher ran und – glotzte.

Eine Gruppe junger Frauen machte etwas, was nach Bauch-Beine-Po aussah.

Das war es aber nicht.

Sie sahen alle gleich aus. Sie trugen die gleiche Haarlänge, als Zopf oder sog. Bloggerbun, waren im gleichen Alter, sahen ähnlich hübsch aus, lediglich die Haut- und Haarfarben variierten. A paler shade of white and blond.
Das erschreckende an diesem Bild: Ich kann nicht sagen WIE sie aussahen. Sie sahen sich alle ähnlich, niemand stach heraus, nichts stach heraus, ausser das unangenehme Gefühl einer Gruppe Klone beim Workout zuzusehen. Während ich in die Umkleide ging, ließ mich das Bild nicht los. Wo hatte ich das nur gesehen? Wer waren diese Frauen? Warum waren diese Frauen?

Im Nachhinein war es vielleicht eine Gruppe Cheerleaderinnen, oder ein Zufall, oder oder oder.
Was es ganz gewiss auch war: Der zarte Reminder weshalb die Influencer nun Influenza heißen: Sie sind wie ein (leicht abgewandelter) Grippevirus.

Wann wurden wir zu Instagram Klone? Wann wurde Instagram Ästhetik überhaupt als Ästhetik auserkoren? Die durchtrainierten Bodys, die konturierten Gesichter, die gefüllten Augenbrauen, die langen Haare, die Shirts stets bauchfrei und das leuchtende Lächeln mit 2×1000 Watt Ringlichtlampen verstärkt. Wie ein Weichzeichner legt sich die Bauernschläue dieser Gesichter auf den Weichzeichner der Kamera: Sie halten Dinge in die Kamera und sagen den Rabattcode auf.
Die Plattform mit dem höchsten Suchtpotential hat das Internet zu Ende gespielt: Als sich die Klone selbst klonten, gingen die anderen weg. Und kamen wieder…

(Version 30,40,50up) Wir sind Instagram Klone. Wir haben aufgespritzte Lippen und halten Handtaschen mit erkennbaren Designerlabel in die Kamera. Die Einrichtung zeugt von Geschmack und Geld, denn hier ist nix gesponsert. Der SPA Besuch wird thematisiert, genauso wie zeitaufwendige Friseurbesuche. Wer nicht perfekt ist, perfektioniert sich sichtbar ob es Sport oder Feinkostküche ist. Ehrlich, guckt Euch mein Instagram Profil an! Ich habe zwar nicht alles dabei, weil IKEA und so, aber auch ich entspreche zumeist den geklonten Inhalten.

Die Frau hat heute schlechte Laune

Edit: Alles Liebe zum GenderPayGap Tag! Bis heute haben Frauen praktisch ohne Gehalt gearbeitet. Meine Laune wird immer besser.
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Ich habe schlechte Laune. Das sollte man wissen, wenn man dies hier liest. Es gibt schlechte Laune, die mit einem Glas Wein und einer Tüte Chips besänftigt wird, und es gibt schlechte Laune, die man einem gar nicht ansieht. Das Schlachtmesser liegt griffbereit, der Flammenwerfer an der Hüfte, die Bazooka raucht noch. Natürlich symbolisch, ich bin Pazifistin.

Ja, ich habe auch gelacht… beim letzten Satz. Als mir dämmerte, dass ich die letzten Jahre angeblich in der “rushhour des Lebens” mich befand und ich jetzt “Gas geben” soll um XY zu erreichen, dachte ich, yes, packen wir es an – und dann fiel es mir wie vertrocknetes Gel von den Haaren: Du wirst verarscht. Halt. Ich verarsche mich gerade selbst!

Erledigen, abhacken, das Nächste: Keine Zeit zum Nachdenken. Gerade Frauen sind in der Kind-Kegel-Karriere in erster Linie: Beschäftigt. Wer beschäftigt ist, hat keine Zeit für Politik.

Was ist Politik? Politik ist das Denken anderer präsent haben, eine bestimmte Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachten; es ist weder Empathie noch die Übernahmen eines vermeintlich mehrheitlichen Konsens. Politik ist die Fähigkeit, einen anderen Standort einzunehmen, einen fremden Standort einzunehmen ohne die eigene Identität und Wahrheit abzulegen, und von dort aus sich eine neue Sicht der Dinge zu ermöglichen. So weit, so gut, und von Hannah Arendt auf S. 61 in ihrem Aufsatz Wahrheit und Politik, Pieper Verlag, paraphrasiert. Übrigens gut investierte 10 Euro oder für umme hier.

Was ist Zeit? Zeit ist Geld, umgekehrt gilt selbiges. Beruflich verkaufen wir unsere Zeit um anderweitig wieder Zeit einzukaufen. Kapitalismus für Anfänger, oder auch: Wie man eine Frau still stellt. Frauen werden für ihre Zeit schlechter bezahlt, können sich weniger Zeit kaufen, können weniger Politik machen, die kostet ja Zeit, etc.

Wut. Ja, Wut gibt es kostenlos an jedem Stammtisch, Wut ist Meinung und lässt sich kanalisieren und vor allem instrumentalisieren. Nun denn, überlassen wir das den Stammtischnazis. Dachte ich früher, und ich überließ es ihnen, bis sie im fucking Parteitag saßen und irrsinnige Summen kassierten und noch mehr bräsige Stammtischmenschen wütend machten.
Leider wurden diese gewählten Parteimitglieder ihrer Berufung als Politiker mehr als nur gerecht: Sie setzten sich über Tatsachen hinweg und produzierten Gesetze, die anderer Leute Standpunkt entsprachen. Leider waren diese “Leute” allesamt, oh Wunder, ältere Herren. Ehegattensplitting, Kinderbetreuung, Unterhalt der Familie, Behandlungsübernahme von Krankheitsbildern, die überwiegend Frauen betreffen, Abschaffung vom sicheren Gebären, Abschaffung von Persönlichkeitsrechten aka 219a, und viele andere Dinge, die still und leise im Hintergrund passieren.

Zeit, Geld und Karriere – das herrliche Dreieck unserer Zeit, in der Menschen noch Menschsein versuchen hinein zu pressen. Nicht alle versuchen das, gebe ich zu, und ich wünschte, ich hätte es nicht getan, sondern den Bundestag angezündet. Denn ich bin wütend genug, um in den Knast zu gehen. Keine Angst, ich hätte es vorher räumen lassen; oder aber den Flughafen BER genommen, das wäre nicht einmal ein Sachschaden. Darf man das schreiben?! Stellt bald das BND vor der Tür? Nein, ich habe schlechte Laune, dann schreibt man sowas. Natürlich wünsche ich mir keinen anderen Weg, als den, den ich eingeschlagen habe; aber ich habe schlechte Laune, ihr erinnert.

In dem Dreieck Zeit-Geld-Karriere (Karriere als Synonym für Beruf, der zufrieden stellt und genug Schotter einbringt im Verhältnis zur Ausbildung und Leistung) gibt es für Menschen, die sich fortpflanzen, eine krass beschissen Unbekannte namens Kinder[…] – Kinderbetreuung, Kindergeld, Kinderrechte, … Ich fange etwas weiter vorne an: Kinder sind das Problem der Mutter (ist ein kulturelles Problem in DE und stellt damit bes. Alleinerziehende sehr schlecht auf, auch männliche!!), Kinder sind ein Luxus (ich rolle mit den Augen), Kinderbetreuung ist schlecht für die Kinder, wenn sie nicht in der Blutsfamilie stattfindet oder zumindest SEHR teuer ist (Au Pair, private Kita, Kindermädchen), Kinder haben keine Rechte und sind damit Spielball des Gesetzgebers, das darüber Macht auf mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausüben kann (Frauen) und natürlich auch auf den etwas kleineren Anteil männlicher Eltern, die im Dreieck Zeit-Geld-Karriere zwar langfristig ein Auskommen haben, aber darüber das Menschsein aufgeben müssen.
Nebenbemerkung: Mensch sein wird korrekterweise in zwei Worten geschrieben, Jungsein jedoch nicht, weshalb ich mir erlaubt habe, einen subversiven Neologismus zu kreieren, ätschbätsch. Sollte dieser bereits philosophisch belegt sein, und das ist sicher der Fall, bitte ich um Er/Be/Zu/Leuchtung.

Einen Standort im Dreieck Zeit-Geld-Karriere einzunehmen, ohne sein Menschsein aufzugeben, bedeutet recht einfach die intellektuelle Möglichkeit zu haben, innerhalb oder außerhalb diesen Standortes zu denken. Es braucht nicht die Erfahrung oder die Empathie – ich kann es nicht nachvollziehen, wie es ist alleinerziehend zu sein. Um die schlechte Laune loszuwerden, gibt es jedoch eine ganz wunderbare Option: Aus dem Dreieck auszusteigen. Entsagt warmen Wasser, Lebensmitteln und Strom oder zieht nach China, um dem kapitalistischen System Lebewohl zu sagen. Ich beliebe zu scherzen.
Um die schlechte Laune loszuwerden gibt es natürlich noch mehr Optionen – in diesem Dreieck die Sprengkraft zu entfalten, die man für oben aufgezählte kriminelle Tätigkeiten bereit hielte.
Wäre dieses Dreieck gesprengt, würde sich automatisch eine neue Konstellation ergeben, in welcher eventuell das Menschsein eine vordringende Rolle übernimmt und auch als solches überhaupt benannt wird und nicht immer nur mitschwingt oder, wie es uns Frauen so häufig ergeht, mitgemeint ist.
Das ist relativ einfach zu gestalten, es gibt dafür vielfältige Lösungsansätze und Modelle, die überall in Europa seit Jahrzehnten erprobt sind, nur in Deutschland und den anderen Naziländern (oops!) wie Österreich und der Schweiz nicht eingeführt wurden. Man munkelt, dass Gender Paygap und das Angebot von Kinderbetreuung eng miteinander zusammen hängen, und das sind gleich zwei billige Stellschrauben! Was passiert dann? Es bleibt Karriere übrig, und Karriere bedeutet: Steuern. €€€.
Dieses Dreieck wäre also nicht nur ein Instrument um Menschsein zu fördern und zu ermöglichen, sondern auch um mehr Steuerzahler zu produzieren, um mehr Wert ins System zu bringen, mehr Geld im System zu bewegen, und und und.

Wir sind uns also alle im klaren über die Vorteile oder sagen wir Auswirkungen, doch Hannah Arendt schreibt leider auch, ebenfalls auf S. 61, jedoch noch vor dem obigen Zitat:

Denn vom Standpunkt der Politik gesehen ist Wahrheit despotisch; und dies ist der Grund, warum Tyrannen sie hassen und die Konkurrenz mit ihr fürchten und warum andererseits konstitutionelle Regierungsformen, die den nackten Zwang nicht ertragen, mit ihr auch nicht auf bestem Fuße stehen. Tatsachen stehen außerhalb aller Übereinkunft und aller freiwilligen Zustimmung; alles Reden über sie, jeder auf korrekter Information beruhende Meinungsaustausch wird zu ihrer Etablierung nicht das Geringste beitragen. Mit unwillkommenen Meinungen kann man sich auseinandersetzen, man kann sie verwerfen oder Kompromisse mit ihnen schließen; unwillkommene Tatbestände sind von einer unbeweglichen Hartnäckigkeit, die durch nichts außer der glatten Lüge erschüttert werden kann.

Schlussfolgernd: Ich habe schlechte Laune, weil ich belogen werde. Ein System lügt nicht, Menschen lügen. Politiker lügen, Denkende nicht, so Arendt – es lässt sich auflösen, in dem die Wahrheit als Übereinkunft (common sense) in die Politik eingeht und so aus verschiedenen Gesichtspunkten verhandelt wird, wie man diese Übereinkunft im Alltag umsetzt (und somit auch diesen verschissenen Kulturwandel bewirkt, bestes Beispiel: Erst Quote, dann Kulturwandel, alles schon in anderen Ländern “nachgewiesen! aber Wahrheit und so).

Ich werde diesen Beitrag nicht Korrektur gelesen haben, wenn ich Dir das zum Ende beichten mag. Ich suche meinen Flammenwerfer, er muss in den Bundestag. Ich meine natürlich nur symbolisch. Hahaha, natürlich nur symbolisch*.

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