Das erste Mal: Shopping bei CHANEL

Habt Ihr schon mal zugesehen, wie man einen fünfstelligen Betrag in anderthalb Stunden für Accessoires ausgibt? Ich schon – life is cheap, it’s the accessoires that kill you.

Also, Termin ausmachen am besten, oder spontan vorbei gehen – solche Luxusläden leben von Dir als Kudnen, also keine Scheu. Kaffee, Wasser und Konsorten sind ohnehi im Preis inbegriffen, die Frage ist ob man sich gleich zu Anfang betrinkt, um die Preisschilder ignorieren zu können. Apropos Preise, die sollte man nicht fotografieren, ich habe ohnehin nichts fotografiert, weil ich cool bin (Achtung Sarkasmus).
Die vorbestellten Taschen lagen bereit, um ausgewählt und adoptiert zu werden. Als die Verkäuferin über das Lammleder-Exemplar sagte, das müsse man sehr vorsichtig behandeln, in einer Menschenmenge lieber nicht damit durchgehen, und aufpassen mit Schlüssel sollte und eigentlich allem, rollte ich innerlich mit den Augen.
Fun fact, wer sich sowas kauft, hat das Geld auf für die anderen Taschen, die dann folgen, liegen die Dinger preislich im fünfstelligen Bereich, was auf entsprechenden kaufkräftigen Background schließen lassen kann.
Der Hype um Chanel Taschen ist allerdings abgeebt und man kann sich derzeit unkomplizierte seinen Handtaschentraum erfüllen, es gibt genug auf Lager! Liegt allerdings auch an den saftigen Preiserhöhungen der letzten Jahre, wobei die Zielgruppe sich davon nicht gestört fühlt.

Nach der Wahl der typischen Tasche in Caviar-Leder ging es um die Auswahl weiterer Accessoires – oder sollte ich eskalieren sagen? Kette, Ohrringe, Brosche, Armband und ein Seidentuch komplettierten perfekt die Tasche. Ein Träumchen. Jeans und Shirt dazu, Kostüm, Abendkleid – alles würde dazu gehen und gut aussehen.

Man sollte dazu wissen, für nicht Eingeweihte, dass Chanel Modeschmuck verkauft, und da ist außer dem Label nichts “preziöses” dran. Es gibt natürlich auch eine “fine jewelry” Linie, die man aber vermutlich nur unter dem Ladentisch oder auf Anfrage bekommt. Im Preisbereich von 500 Euro also keine Vergoldung und nur Strassteine – dafür entzückende Designs. Und wie gesagt: I don’t judge. Mensch muss eben Hardcore Fan von etwas sein, um das nachvollziehen zu können.

…und das Gefühl, mit der monströsen und schweren Tüte aus dem Laden zu stolzieren: Unbezahlbar.

Und so öffneten sich sämtliche Türen der Luxusboutiquen zügig und die Verkäufer*innen hatten alle feuchte Augen.
Dabei muss man wiederholt sagen, dass man den Leuten in den Luxusboutiquen nicht unbedingt das Geld ansieht – Hamburg eben. Wir lieben Understatement. Es ist eher das Selbstverständnis, mit dem frau ein paar Schuhe für tausend Euro anprobiert und sich sehr höflich und nett bei der Verkäuferin bedankt.

Übrigens geht es danach zum Bezahlen in einem Séparée – I kid you not, denn schließlich muss ja nicht jeder um einen herum mitbekommen, wieviel Geld mensch ausgegeben hat. Und man kann sitzen, was wohl ganz gut ist.

Nach der Rundtour ging es dann in eine Seitenstraße, wo das kostbare Gut für weiteren Transport in eine riesige Aldi – Tüte verstaut wurde. Japp.

Meine Lektion aus dieser Erfahrung:
– Die Sachen sind qualitativ das Geld nicht wert. Der Dopamin-Kick hingegen ist monströs.
– Wir sind alle Konsum-Opfer, ich nehme mich da nicht aus, egal wie sehr ich versuche das zu rationalisieren. Ich hätte im Zweifel das Geld genommen, aber die Tasche hat mir trotzdem gefallen, und die andere auch.

Für alle, die mich gerne als Beraterin bzw. Personal Shopper buchen wollen: Nein, Chanel und Hermès sind nicht meine reguläre Shopping-Wiese, das ist zu einfach, wobei ich da meine Fashion-Kompetenz auf internationalem Niveau ausleben kann – was trägt man in Mailand, was trägt man in Dubai, was trägt man in Houston?
Dennoch, ich finde nach wie vor: Die Mischung macht es. Ordentliche Qualität, nicht unbedingt Labels, und hier und da eine wohldosierte Prise Luxus *sprinkle sprinkle* – ich kann halt auch C&A, nicht nur Chanel.

Instagram, Influencer und Kinderarbeit

Das ist der zweite kritische Post zu Social Media, ganz ungewohnt von mir, da ich eigentlich ein großer Fan der sozialen Medien bin. Aber nichts kommt ohne Schattenseiten.

Lustigerweise war es ein Kinderbuch, das kritisch, aber auch sehr empathisch eine Familien-Influencerin als Nebendarstellerin hatte und mich ein wenig auf das Thema aufmerksam machte. Alleinerziehend, musste sie ihre Kinder so “authentisch” wie möglich bei allerlei Tätigkeiten inszenieren, um die Familie zu finanzieren. So weit, so kapitalismuskritisch. Die Kinder, schon etwas älter, waren gelangweilt und hungrig beim Posing für die Picknick Bilder. Aber immerhin im Urlaub, könnte man sagen.

Die Realität ist schon manchmal anders und krasser: Wohnräume, in denen überall Ringlichter stehen, manche Ecken ausgeblendet werden, dennoch viel zu viel schonungslos vor die Linse gehalten wird. Die zugegebenermaßen süßen Kinder werden gewickelt, sind vielleicht gerade krank und fiebrig, feiern Geburtstag, ein ganzer Alltag wird dem Publikum ausgebreitet, mit allen Details und gewollten und ungewollten Informationen. Big Brother bringt wahnsinnig viel Geld! Auch ich habe den Fehler gemacht und ein paar Mal Bildern von meinen Kindern verwendet. Und das kommt gut an, in der Instagram Statistik sind das stets die besten Beiträge gewesen. Zwar sind Follower*innen und Leser*innen in der großen Mehrzahl Frauen, aber wie viele Pädophile ebenfalls Bilder und Daten ziehen können, darüber haben wir nun mal keine Vorstellung und auch keine Statistik. Man kann mittlerweile mit Kindergesichtern sexuelle Gewalt aka durch KI entstehen lassen – wir bewegen uns rasant auf eine große Wand aus Scheiße zu.

Problematischer ist dieses Miniatur-Influencer-Dasein in ganz anderer Hinsicht: Man könnte zwei Dinge sagen, das eine höchstgradig verwerflich, aber leider juristisch nicht interessant, weil Kinder in Deutschland keine Rechte haben(sic!) und das andere, naja egal, aber fiskalisch betrachtet etwas, wofür man in den Knast wandert hierzulande: Kinderarbeit wäre das Erste und Steuerbetrug als letzteres…

Kinderarbeit ist in Deutschland per se erlaubt, aber streng geregelt und überwacht, zum Beispiel wenn Kinder Filme drehen oder Werbung machen. Das ist kein Spaß für Produzentinnen, wie mir eine erzählte, aber das sei so, und das ist ja nun klar. ABER: Wenn Deine Eltern Dich 24/7 mit der Kamera begleiten und deinen nackten Arsch zeigen, interessiert das keine Sau. Das Geld fließt in Strömen, genau wie die Likes, und davon profitieren alle. Alle? Alle, außer das Kind, das mittlerweile (gesichert laut Untersuchungen) psychisch geschädigt wird. Es gibt mittlerweile Klagen gegen die Eltern, von ihren eigenen Kindern, die so etwas nie wollten. Die Firmen profitieren natürlich ebenfalls. Also, wo kein Kläger, da keine Beklagten!
Bis sich Sara Flieder entschloss, durchaus eine Klage in den Angriff zu nehmen und auch zum Thema aufzuklären. Mir war die Tragweite solcher Dinge gar nicht bewusst, als ich zufällig auf Instagram auf ihre Tätigkeit aufmerksam geworden bin. Mittlerweile in Gespräch mit der Politik und mithilfe von Jurist*innen, ist sie derzeit die Speerspitze einer Bewegung, die sehr interessante Auswirkungen haben könnte. Zum einen der Schutz der Kinder, zum anderen eine Stärkung der Kinderrechte und prospektiv damit Arbeit in Richtung Kinderrechte ins Grundgesetz etc.
Wenn der Stein erst rollt, dann rollt er… ihr könnt gerne ihrer Kampagne hier folgen:
https://weact.campact.de/s/kinderrechte-auf-instagram-wahren-kampagnenseite

Das Problem mit der Finanzamt? Bei der Geburt wird ja schon abgefragt, ob das Kind Einkünfte hat. Unsereiner mag da spöttisch die Stirn runzeln, aber die Erbengeneration wird da schon seine eine oder andere Sache angeben müssen, wenn es nicht eh durch irgendwelche Beteiligungsgesellschaften etc. “geschützt” ist. Denn auch ein Kind, das Geld verdient, wird besteuert. Natürlich kassieren die Eltern die Kohle, die sie ja auch für das Kind ausgeben. Oder? ODER?? Hier und da sind zu viele Luxus-Gegenstände im Spiel, um zu sagen, es kommt dem Kind zu Gute, und vielleicht kommt dem Kind mehr zu Gute, nicht vor die Kamera gezerrt zu werden, nicht nach Dubai zu fliegen (auch krank, macht nix!) und nicht permanent die Intimsphäre online ausgebreitet zu bekommen. Das Kind müsste also tatsächlich eigene Einkünfte haben, eigens besteuert, über das sogar die eigenen Eltern nicht verfügen dürften; letzteres, schätze ich, ist komplett ungeregelt eh. Kinder sind von ihren Eltern abhängig, und nicht alle Eltern sind nett, muss ich sagen.

Könnte also einem großen Zweig der Social Media Industrie das Wasser abgegraben werden? Nö. Aber es könnte ein Anfang sein. Natürlich wären alle großen Konzerne in der Lage, bestimmte Inhalte zu filtern oder zu verbieten, aber es geht um unvorstellbar viel Geld, denn es hängen nicht nur die Eltern als potentielle Kund*innend ran, sondern “the next generation”, das jetzt schon auf einen bestimmten Konsum getrimmt wird. UND was es konsumieren wollen wird, wird es ein Samsung Handy haben wollen oder ein iDoof, welche Vasen, was für ein Urlaub, was für ein Auto und was für eine Immobilie. Die Daten, die diese Kinderarbeit generiert, werden schon lange für das Targeting in der Werbung eingesetzt, und was soll man sagen, selbst wir Profis wissen, dass es funktioniert.

Man kann tatsächlich Familien- und Kinder-Content mit Respekt und ohne Kinder machen, das zeigen einige Influencer*innen. Mir ist die komplette Szene suspekt und ich folge niemanden, bekomme aber trotzdem solchen Content regelmäßig eingespielt. Das Grauen hat viele Gesichter, alle wohlwollend, aber alle unkritisch. Es gab auf Spiegel Online eine wohn unkritische Reportage über eine Frau, die sehr provokativ das Thema “Mutterschaft nervt aka regretting motherhood” umsetzt, um sich in einer Zweitwohnung davon auszuruhen (wo ruhen sich eigentlich die drei Kinder aus?), so daß online doch einige Sturm gelaufen sind, weshalb ich das überhaupt mitbekommen habe.

Und wenn es um Kinderrechte geht, müssen wir leider zugeben, dass es sie nicht wirklich gibt. Und das beschreibt das Problem auf der Meta-Ebene ganz gut.

Männer haben Hobbys, Frauen bilden Communities

Eigentlich ist der Titel hinreichend.

Meine Hobbys: Andere Menschen, andere Menschen vernetzen, anderen Menschen helfen. Alle paar Jubeljahre male ich und gelegentlich schaffe ich es, ein Buch zu lesen. Manch andere Frauen gehen zum Sport, aus gesundheitlichen Gründen ganz oft aber auch, und das sollte ich auch wieder machen, jaja!

Männer hingegen sehen immer zu, Rad zu fahren, zu bouldern, zu shoppen, gärtnern, bauen, basteln, Segeln gehen und natürlich eh alles was da auf dem Wasser sich bewegt, Autos, Fußball, … und das owbohl sie Vollzeit arbeiten und sogar oft Familie haben. Wahnsinn! Dabei hat der Tag doch nur 24 Stunden!

Ja, ein Frauentag hat 36 Stunden wenn man die Arbeit bedenkt, die emotionale Arbeit, die Care Arbeit, und die Arbeit am Selbst. Übrigens ist ein großer Anteil davon eh unbezahlt, denn wie man solche Konstrukte dreht und wendet, Frauen leisten mehr Arbeit im Haushalt und wenn sie dazu noch Geld reinbringen, haben sie davon ja auch nicht wirklich was, denn es heißt ja: 50-50 und dann hat sie zeitlich mehr geleistet, dank Gender Pay Gap weniger verdient und muss trotzdem alles teilen. Naaaahhh – die Konzepte unbezahlte Care Arbeit und bezahlte Erwerbsarbeit überzeugen mich als Frau so irgendwie nicht.

Aber es sind eben auch Frauen, die Dinge organisieren, Partys, Geburtstage, Zusammenkünfte. Die netzwerken und immer jemanden kennen und einem etwas empfehlen können. Die man anrufen kann, wenn es brennt (ich habe neulich jemandem erklärt, wie man eine Aubergine zubereitet, und das im Zeiten des Internets!).

Und deswegen ist es so wichtig, zu erkennen, dass Männer viele Privilegien haben und diese abgeben müssen. Warum? Weil diese ihnen auf die Füße fallen, mittelfristig. Ist Mutti oder die Partnerin weg, löst sich das soziale Netzwerk auf, die Kumpels sind ähnlich gestrickt, Spaß ja, Bierchen gerne, ansonsten keine Zeit!
Und natürlich weil die heutigen, ach so feministischen Männer, die ihre Kinder in die Kita bringen und einkaufen gehen und auch so hart arbeiten, das Ganze immer noch auf den Rücken weiblich gebildeter Communities tun.

Das Private wird immer politischer, in einer Zeit wo Femizide an der Tagesordnung sind – wir fürchten uns auf der einen Seite um unser Leben, auf der anderen Seite versuchen wir, Fairness im Alltag herzustellen. Und um diese Fairness nicht wie Nagellack demonstrativ zu tragen (das macht noch keinen Feministen, mein Lieber), müssen wir wieder so viel arbeiten… also wollen, können, aber auch müssen. Ich las in einer politischen Publikation: Wenn dein linker Aktivismus nicht abwäscht, dann ist er keiner.

Also geht der Aufruf an den modernen Mann nicht mehr zu bouldern, sondern ein bisschen Verantwortung bei der Tafel zu stemmen und dazu ein paar Lebensmittelkisten; nicht nur Fahrrad zu fahren und Fußball der Söhne anzuschauen, sondern auch den Kuchen für das Buffet zu backen. Der Überschuß an unglücklichen Single-Männern, die eine Ersatz-Mutter/Sekretärin suchen und die zufriedenen Single-Frauen, die in der Jugendeinrichtung mit Kindern arbeiten, sprechen Bände.

Ethische Nicht-Monogamie-der Alptraum der Scheidungsgerichte

Die Inflation ist angeblich gekennzeichnet durch einen erhöhten Verkauf roter Lippenstift. Kann sein, ich habe neulich einen gekauft, fällt mir ein.
Aber vielmehr ist die Inflation gekennzeichnet vom Mangel bezahlbaren Wohnraum und Datingprofilen mit dem Zusatz: Ethische Nicht-Monogamie. Was das ist, lässt sich nicht abschließend feststellen, denn Beziehungen sind komplex.

Und weil ich manchmal sehr pragmatisch und nüchtern auf die Welt blicke, habe ich überlegt, dass es womöglich ein seriöses Anzeichen für eine Kapitalismuskrise sein könnte!
Nun, angenommen, mensch hat keinen Bock mehr auf seine jeweils bessere Hälfte, möchte aber den OBACHT sozio-ökonomischen Status behalten. Lohnsteuerklasse, das dicke Haus, und außerdem jemand, der den Müll runter bringt (okay, hier habe ich eventuell projiziert, ich hasse Müll runter bringen und für mich ist der perfekte Partner willens, dies zu übernehmen). Für alle, ob Männlein oder Weiblein, aber natürlich insbesondere für Weiblein, ist der Status “Ring am Finger” gesellschaftlich hoch angesehen. Und obwohl ein Ring weder Hochzeitsurkunde noch tatsächliche Partnerschaft bedeutet, steht es nach wie vor symbolisch für “Guck mal, ich bin zu zweit” und damit für eine Aufwertung der Person, weil wir nun mal so sozialisiert sind.

Bösartigerweise ließe sich weiterhin behaupten, dass manche Frauen vielleicht einfach keinen Bock mehr auf den Typen haben, und die sogenannte Öffnung der Beziehung in erster Linie ihnen die Möglichkeit einer heißen Liaison gibt. Jüngere Männer, schönere Männer, der heiße Kollege. Endlich mal ein wenig Gerechtigkeit in dieser Welt! *kicher*

Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass die Gefahr einer solche Abmachung darin besteht, dass sich der eine oder andere dann tatsächlich entschließt, diese Abmachung zu verlassen und sich komplett zu trennen. Einnahmen für das Scheidungsgericht! Für die Anwälte! Rosenkrieg bedeutet GELD!! Außer für die Beteiligten, die zahlen es bloß nur.
Ist nun eine der Personen tatsächlich auf dieses Arrangement sozio-ökonomisch angewiesen, dann wird es wieder kompliziert, denn es war okay auswärts zu essen, aber nicht komplett das Restaurant wechseln zu wollen, if you get the idea. Zumal dann die ethische “lass uns frei sein!” auf einmal “backfires”, also zurück schießt. Zurückschlägt?? Wie auch immer. Die Situation gestaltet sich dann komplett neu, erst recht wenn die dritte Person ebenfalls ein erhöhtes Interesse an den sozio-ökonomischen Status der eigentlich nicht verfügbaren, potentiellen Partnerperson hat.

Monogamie ist natürlich Unsinn und ein patriarchalisches und mittlerweile auch kapitalistisches Konstrukt, das der Kontrolle dient. Was mich an dieser Stelle interessieren würde: Sind die Scheidungsraten zurück gegangen? Den manch einer kann es sich nicht leisten, sich zu trennen, umzuziehen, all das. Da greift vielleicht doch die Pragmatik im Tarnumhang des ENM durch.

Disclaimer: Meine persönliche Ansicht, natürlich sozialisationbedingt: Reicht doch einer, wer hat den Zeit für so viele Menners?? Ist zumindest serielle Monogamie okay? Oder bin ich einfach altmodisch? Ach, jedeR doch wie sie/er will!

Der Bauch

“Das kaschiert schön den Bauch” und “Hmmm, da sieht man meinen Bauch so dolle” sind sicherlich die häufigsten Sätze in Umkleiden.

In Umkleiden von Frauen eh.

Der Bauch! Das buchstäbliche Kriegsfeld der Macht und Bestimmung über die Frau. Der Ort, wo unsere Organe sind, wo wir komplette neue Menschen entstehen lassen, wo sich unser Survival-Kit befindet (Fett für schlechte Zeiten) und, je nach Kultur, eigentlich ein Schönheitsideal.

Wenn ich zu einem Mann sagte “Zieh den Bauch ein”, würde der mich maximal irritiert angucken und antworten: “Ein Scheiß mache ich” während Frauen in Smalltalk gestehen, dass sie permanent den Bauch einziehen. Das ist nicht schlecht wenn man es als Training sieht, weil die Körpermitte und der Rücken wichtig sind, aber hier geht es nicht um Haltung, sondern um – HALTUNG.

Wir haben den Bauch als Kriegszone. Er darf sein als Schwangerschaft, aber sonst nicht. Eine gefährliche, schmerzhafte entzündliche Krankheit wie Endometriosis, im Bauchraum angesiedelt, das ist bitte abzustellen. Es gibt kaum Forschung dazu, die Frauen verbluten halt monatlich und leiden unterm Eisenmnagel und Schmerzen. Wie der Körper da aussieht, ist da echt mal Nebensache. Bluten, so unästhetisch! Und der geschwollene Bauch! Also ne, damit wollen wir uns nicht befassen, und dann ist es eh zu kompliziert und komplex und schon gewusst, die Zeichnungen zum Uterus und den Eierstöcken und alles drumherum (buchtsäblich!!) die wir sehen und lernen sind FALSCH?? Sie sind buchstäblich falsch?! Die Hälfte der Weltbevölkerung wurde ignoriert, während wir zum Mond fliegen und Roboter bauen (LOL) aber ja, wir leben medizinisch immer noch im MittelalterSteinzeitalter in bestimmten Segmenten. Zum Beispiel der Körper der Frau. Der Bauch! Natürlich nur der weibliche…

Der Bauch (und damit wird bezeichnenderweise die dazugehörige Person einfach ignoriert) ist eine Kriegszone für uns Frauen, weil dort unbeschreibliche Dinge stattfinden. Gewalt, Entmündigung, Demütigung. Abtreibungsverbote, erzwungene Sterilisation, keine Sterilisation, und blanke Diskriminierung.
UNSERE Bäuche tragen quasi die Welt in sich. Und wer das versteht, versteht auch, warum dieser Teil unseres Körpers so politisch ist. Wir Frauen haben die Macht über die Welt – durch uns selbst! Krass, oder? Die permanent sich verändernde Körpermitte, weich, hart, schmerzend, gestreift, weiß, gerissen – dein Bauch ist eine Insignie der Macht. Und aus dieser Perspektive machen die Dialoge in der Umkleide irgendwie keinen Sinn. Und nein, es geht nicht um die Frau als Gefäß fürs Kinderkiegen – wer auf diese Idee kommt, sollte seine widerlichen Fascho-Fanatasien bitte woanders abladen, am besten auf die Müllhade.

Ein Perspektivwechsel! Dein Bauch ist eine Insignie der Macht.