BY KILIAN Voulez-Vous Coucher Avec Moi

Man mag von der Marke halten, was man will – die Düfte sind makellos und gut gemacht. Nicht meine Baustelle, ich mag keine Schlangen und dieses ganze Gimmick Gedöns dazu ebenfalls nicht – weder Schmuckdöschen, noch Handtaschen, noch noch noch und schon gar nicht die Preisstufe, in der das Zeug verkauft wird. Ich möchte einen tollen Duft, einen schönen und schlichten Flakon, fertig.
Wobei, ich muss gestehen, parfümierten Schmuck zu verkaufen ist kaufmännisch betrachtet sehr, sehr geschickt. Und ja, sowas kann auch sexy sein.

Der provokative Name ist völlig fehl am Platz – der Duft ist sinnlich, aber nicht provokativ, nicht verführerisch, sondern elegant und edel.

Es ist eine Robe, ein Traum aus Seide und Organza, mit kleinen verspielten Diamanten aufgestickt. Ein Hauch Glitzer umschwebt den Gurt der Trägerin, der schwarze Stoff wird mit samtenen Ärmeln akzentuiert. Am Körper entlang fließend, wirkt alles einheitlich, selbst die helle, weiche Haut als Kontrapunkt zum Schwarz – alles passt zusammen. So auch der Duft, der fein schimmert, und sehr in sich abgeschlossen ist. Keine überraschende Entwicklung, kein Härsche, keine Frechheiten, keine Obszönität, kein 70er-Schlager Revival.

Kein Sex.

Die Komposition an sich erinnert an Tom Fords Black Orchid, allerdings das Verhältnis einer custom-made Designer Robe von Armani Privée zu einem schicken, aber Poly-Ester-Schwester-Fummel eines hippen Alexander Wang. Geschliffen, gediegen: Rose, Vanille, Ylang-Ylang, Zedernholz, Tuberose (Parfumeur ist Alberto Morillas, der ein beeindruckendes OEUvre sein eigen nennt).

Der wunderbare Duft hat allerding ein Manko – er ist sehr linear, es gibt kaum eine Entwicklung. What you see is what you get: Abends aufgetragen, ist der Duft am morgen im Kopfkissen derselbe.
Wenn auch coucher etwas anderes meint, es ist ein guter Kopfkissenduft, und sehr gemütlich-einhüllend.

Fazit: Gefällt mir, gefällt mir sehr gut, aber mir zu langweilig.

ETRO – IO Myself Eau de Parfum

Für alle, die jetzt sofort an Io denken, die von Zeus verführt wurde: Nicht ganz. Io heißt auf italienisch “ich” und für die ganz dummbratzigen Kosmopoliten hat man noch ein wenig Englisch hinzugefügt, rein nach dem Motto “Me, myself & I”.

Ein Duft, der “ich” sein soll, ist eine ganz schön gewagte Aussage. Umso mehr, als ich mich sofort davon angesprochen fühlte. Alles, was ich an einem Duft liebe, findet sich hier wieder: Licht, Herbe, Stärke, Wärme und etwas irritierendes, aber angenehmes, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Erschreckend? Der Duft ist als Herrenduft ausgelobt, möchte ich aber an einen einzigen Mann schnuppern, der da wäre: Io.

Verwirrende Info.

Der Duft startet mit warmer, weicher Orange – wer die Verpackungen von Etro kennt… und nimmt dann eine schräge Richtung an. Kurz davor in einem typischen Herrenduft abzudriften, nimmt der Duft die Abzweigung an der Pfeffer und Styrax-Kreuzung und schaut kurz vorbei bei Serge Lutens, wo er sich mit einem Hauch Amber und Weihrauch beschenken lässt.

Der gesamte Eindruck ist warm, männlich, trocken und bitter. Er ist die Juxtaposition von Etra, und vom Namen her sehr passend und kohärent in der Linie der Etro Düfte.

Angeblich kann man ja die Etro Düfte immer und grundsätzlich layern (was?! unglaublich.nicht), was aber mit diesem eher schwierig wird. Vielleicht mit Lemon Sorbet.

Der Duft hat eine sehr gute Haltbarkeit und kräftige Sillage.
Für Fans von Lutens auf alle Fälle ein heißer Typ. Für Frauen auf alle Fälle ein Winterduft. Sehr Business und sehr “get the fuck off my way”.

Der Sommer ist weg!

Was war das?! Ich sitze in Jacke und dicken Socken am Schreibtisch und sehne meinen Urlaub herbei. Überhaupt sehne ich mich nach Sonne und blauem Himmel, doch ach, ach…

Ich habe Heuschnupfen! Das ist auch der Grund für die lange Abwesenheit. Heuschnupfen ist eine richtige Plage, die Haut juckt, die Augen fühlen sich an wie Sandpapier, die Nebenhöhlen hämmern dumpf den Schmerz mitten in dein Gesicht. Welches jenes dieses aussieht wie eine Naturkatastrophe, die weder mit Cremes noch mit Schminke in Zaum zu halten ist. Viel schlimmer geht es nicht – doch, immerhin outen sich viele Leidende in meiner Umgebung. Es gibt ein effektives Mittel, wenn es ganz schlimm wird: Nicht raus gehen.
Fenster zu.
Die Sonne nicht wirklich spüren, den blauen Himmel und die Ferne nicht genießen können, das Licht und die Gerüche, der Staub, die Hitze, die gefühlte Verlangsamung der Zeit. Alles weg.

Ersatzweise?

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