Roter Lippenstift – eine Frage der Ehre?

Liebe LeserInnen, ich will Euch mal einen Schwung aus meinem Leben erzählen.

Heute verbrachte ich meine Mittagspause in der Mensa (ich arbeite an einer Universität). Adrett gekleidet, Jeans, Bluse, Halstüchlein, dazu meinen neuen Lippenstift.
Gegenüber starrt mich eine Frau an. Weitere Blicke von hie und da. Ich lächele freundlich in die Richtung und esse meine Kartöffelchen. Sobald ich hochschaue – noch mehr verstohlene Blicke.

Ich drehe mich um. Ich schaue mich um. Ich zähle Personen, zähle Tische, schaue den Leuten ins Gesicht.
Eine Minute lang nehme ich meine Umgebung sehr sehr aufmerksam wahr. Und?

In einem Raum mit über 200 Personen, mindestens die Hälfte (geschätzt) weiblich, bin ich die einzige, die Lippenstift trägt.

DAS ist mein Leben, das ist Provinz, da wird ein banaler Lippenstift zum Statement. Eine Frage der Ehre. Dass ich immer noch nicht so recht traute, rote Signalfarbe zu tragen, kann man jetzt vielleicht besser nachvollziehen.

Ich tue es jetzt – Es ist eine Frage der Ehre. Wo ich auch immer bin – ich bin MYBEAUTYBLOG.

*Ich finde es okay, dass die Leute gucken. Manchmal stört es mich, manchmal ist es toll, je nach Tagesform.
**Ich finde es schade, dass so viel graubraune Uniformität herrscht.
***Ich finde Menschen einfach wunderbar, ob mit oder ohne Lippenstift. Ich verbiege mich jedoch nicht mehr um mich anzupassen, ich gehöre eben zu den wunderbaren Menschen… mit Lippenstift.

15 Gedanken zu „Roter Lippenstift – eine Frage der Ehre?

    1. Liv – die würden sagen, sie haben es nicht nötig. Meinetwegen. Bissel Wimperntusche oder Rouge sieht die aufmerksame Betrachterin ja auch, aber FARBE. Ob Kleidung (schon mal gar nicht) Oder Make-up (wenigstens! Wir Frauen haben es da soo leicht!) nix – nur graue Laune. Neidisch bestimmt nicht – ich fand eher: verstört. Die Männer gucken nicht blöd. Nur die Frauen 😉 🙂 mal wieder…

  1. Ich kann es mir richtig vorstellen. Die grauen, gelangweilten Nasen in der Mensa – und dann plötzlich Farbe! Vielen Dank für _mehr_ bunt im Leben.

  2. Arme Andreea, aber tröste dich. In meinen acht Jahren norddeutsche Provinz konnte ich nie Röcke und Strümpfe tragen ohne so kommentarlos angestarrt zu werden. Ich hab es dann meist auch gelassen. Aber nun wohne ich in einer sächsischen Metropole und freu mich. Hier trägt jeder was er will und viele Damen und Herren sind sogar äußerst elegant und sorgfältig gekleidet, bebrillt, frisiert und natürlich auch geschminkt und parfümiert. Wir sind zwar alle Chameläons aber andererseits ist das Leben halt auch nix für Feiglinge..Go on!

    1. Ann – haha! Nix für feiglinge, ein wahres Wort. Touche.
      Felix – einer muss hier die Fhne hochhalten, auch wenn ich ab und an belächelt werde. Läuft bei mir unter wayne interessierts 😉

  3. haha ‘verstört’, dann können sie einem nur leid tun. Ich bin als Studentin auch von einer riesen Metropole in die Niederländische nördliche Provinz(hauptstadt) gezogen und fühlte mich äusserst fehl am Platz. Damals war ich die einizige deren Jeans nicht a la Hochwasser aussahen 😉

    Die Männer haben meinen anderen Mode-, Tanz-, Musikgeschmack übrigens, genauso wie deine roten Lippen, sehr gemocht.
    Sei stolz auf eine Indiviualität, denn Frau muss auch im Provinzdschungel sich selber bleiben um zu überleben!

    Und sieh’s auch ein bisschen gelassen! Du hast so gut wie deine ganze Leserschaft angesteckt mit deinem Fabel für rote Lippen… Und das hätte ich bei mir niiiiiiiie gedacht.. LG liv

  4. Ich studiere an einer Uni mit einem seeehr hohen Frauenanteil. Da ist die Schminkquote schon ziemlich hoch, obwohl die Uni in einer Kleinstadt ist. Ich würde sagen, hier laufen teilweise schon richtige Tussies herum, und dann gibt’s aber auch noch die, die sich rein gar nicht aufhübschen. Das Spektrum ist also ziemlich breit. Mit rotem Lippenstift würde ich gar nicht auffallen, denke ich…

  5. So wie bei Jana sieht es auch an der Uni aus, an der ich arbeite. Da fällt man in der Mensa schon eher auf, wenn man nicht geschminkt ist. Das bezieht sich allerdings vor allem auf die Studentinnen. Als Mitarbeiterin bin ich schon immer overdressed und overschminked, wenn ich im Hosenanzug und mit Eyeliner zur Arbeit komme… Wir haben hier seeeehr viele Verfechterinnen der puren Natürlichkeit. Jedem das Seine. Werde aber immerhin nicht schräg angeschaut deswegen. Ich komme also ebenfalls weiterhin mit roten Lippen und ab und zu mal dezenten Smokey eyes zur Arbeit.

  6. In meinem Lehrerkollegium bin ich auch die Einzige mit roten, bzw. überhaupt geschminkten Lippen. Ich glaube, die Schüler finden es gut ;-). Die Kollegen haken es bestimmt unter “ach, die Kunst-Kollegin…” ab 🙂

  7. Ich fühle mich an die Promotionsfeier meiner Freundin erinnert. Sie hat ihre Arbeit in der Physikalischen Chemie erlitten. Mit meinem (intellektuell-schwarzen) Kleid und etwas Make-up und vor allem dem geisteswissenschaftlichen Background ein schwieriges, aber durchaus interessantes Beuteschema für die aufstrebenden akademischen Jungbullen.
    Das ist übrigens fast zwanzig Jahre her. Da kann frau sich mal Gedanken machen.

    1. Anmari: Vor vier Jahren – Promotion meiner besten Freundin: Pharmakologie. Sie war die erste, die NICHT in einem Hosenanzug da satnd. Alle haben auf ihre Beine gegafft. Sie war sowieso souverän aber es war herrlich die Männer zu sehen, die sich immer leicht über die Bänke hoben wenn sie auf und ab ging und die Strümpfe leise raschelten (das hat man zwar nicht gehört, aber sich vorgestellt).

      Und das ist leider nicht so lange her… TJA!

      Wir Geitseswissenschaftler dürfen aber über die Stränge schlagen; die Naturwissenschaftlerinnen sind leider so Natur wie es gerade geht. Warum, verstehe ich nicht. Ich würde als Ingineurin ja auch nicht in Männerklamotten rumlaufen – und ich hätte am liebsten an der FH studiert (es aber nicht gepackt, ich gebe es zu).
      Die russischen Studentinnen an der FH sind allerdings – WOW. Eine war in einer transparenten Bluse um ein Referat zu halten. Schon mit Wäsche aber trotzdem, eher Disko.

      Scheint ein eher deutsches Problem zu sein 😉 Haha! Merkt man ja auch, wir sind hier im Mittelalter mit Begriffe wie Rabenmutter und Gesetze, die die Familienherde oder den Mann bevorzugen.

  8. Liebe Andreea,

    jetzt muss ich doch mal was dazu sagen. Du kannst doch nicht alle Naturwissenschaftlerinnen so über einen Kamm scheren! Ich bin Ingenieurin und promoviere gerade an der Uni. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich wie eine graue Maus durch die Gänge schleiche! Ja, zugegeben bin ich die einzige hier außer der Sekretärin, die geschminkt zur Arbeit kommt und ab und zu höhere Absätze trägt, aber das heißt noch lange nicht, dass alle Ingenieurinnen so sind, wie du sie dir vorstellst.
    Wenn du schon behauptest, du als Geisteswissenschaftlerin dürftest über die Stränge schlagen, dann mach das doch bitte mal! Ich verfolge deinen Blog schon länger und jedes Mal, wenn du etwas “rebellisches” oder “mutiges” ankündigst, bin ich hinterher enttäuscht. Man sieht auf deinen Fotos leider fast nie Farbe in deinem Gesicht, obwohl die Produkte, die du vorstellst, durchaus welche abgeben..

    Grüße von der Ingenieurin mit den roten Lippen,
    Milena

    1. Herrlich Milena! Du bist die einzige bis auf die Sekretärin?! Dann bestätigst du das doch… nein, mit alle meine ich immer die meisten – seid doch nicht so pingelig!

      Milena – mach weiter so, ich finde das gut; und natürlich ist meine Pauschalsaussage eingeschränkt-je nach Land, nach Gegend, nach Lebensstandard (in der Bucerius Law School gelten andere Dinge als an der TU Harburg). Aber witzigerweise hängen sich immer nur die Nat.Wiss an solchen Pauschalgeshcihcten auf, die anderen können ein wenig abstrahieren oder sind lässiger oder aber – sie können nicht zählen 😉 hm – ich muss korrigieren: Die Soziologen legen sich auch nie fest und pochen auf “Beweise”.

      Ich bin allerdings ja auch nur für meine Verhältnisse mutig-mit meinem Budget ist Mut ja auch nur eine neue Lippenstiftfarbe 😉

      Eine Frage noch 🙂 was wäre denn schocking? Was denkst Du was rocken würde? ich nehme gerne Deine Anregung, zumindest für ein Bild o. ä.

      EDIT: Ich bin Kulturwissenschaftlerin, und für mich ist jeder Wissenschaftler zuerst Geisteswissenschaftler – sonst eine unreflektierte Niete (das ist aber eine wissenschaftstheoretische Kontroverse!)
      (ich! liebe Technik und hätte zu gerne mehr Tech Kram gemacht in meinem Leben. Kommt ja.)

      EDIT 2: Ich wollte nicht harsch sein, sorry, du scheinst dich sehr darüber aufzuregen-wollte kein Feuer ins Öl ähm umgekehrt giessen. Alles ist gut!

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