Der Blog ist tot – es lebe der Blog

Ein wenig schmunzelnd lese ich den Wikipedia Einzrag zu Blogs, dessen Quellen so aus 2009 sind. Passt. Mittlerweile sind Blogs eher Plattformen, Shops, oder ein Appendix einer Webseite, einzig dazu dazu, bei Suchmaschinen sichtbar zu werden.

Hey, nicht mal meine Freund*innen lesen meinen Blog! Und warum? Der Text war ihnen zu lang, und zwar exakt der Text, an den ich stundenlang saß. Damit hätte ich als Influencerin und Publizistin bei Spiegel Online ordentlich verdient. So viel zum Thema unabhängiger Journalismus. Aber nein, wenn die Leute nicht zahlen, lesen sie nicht.

Blogs sind also tot. ???

Blogs sind Grundpfeiler des Internets, und ja, es gibt sie noch, Blogs die regelmäßig bespielt und gelesen werden. Also, von meinem Blog mal abgesehen.
Und ehrlich – es muss noch jemand geben, der lesen kann und lesen will. Keine Videos, keine Leute, die durchs Bild springen, einfach gute Infos und hier und da ein Bild.

Und es muss noch Leute geben, die keine KI Bilder und keine KI Texte nutzen. Wobei, vermutlich schreibe ich für die Datenbanken der großen Konzerne, denn gegen Raubs geistigen Eigentums kann ich mich nicht wehren. Vermutlich habe ich eh irgendeine Klausel übersehen, die mir die Rechte an meinen eigenen Texte und Bilder abnimmt.

Aber gerade deshalb bin ich als Publizistin der Überzeugung, dass Blogs nicht tot sind – denn ich habe eine lange und gut geschulte mediale Existenz und bin als kommerzielle Publizistin auch impressumspflichtig, also eine echte Person mit echten Inhalten und einer höchst individuellen Meinung. Meinung und nicht Wissen, da man heutzutage nichts mehr weiß, weil der Faschismus, in dem wir leben, unsere Realität bereits verzerrt.
Blogs sind vielmehr wieder eine Subkultur, im Jahre 2025 noch erlaubt und toleriert, um den Anschein der Demokratie zu wahren.

Lasst uns hoffen, dass dieser Beitrag in einigen Jahren höchst lächerlich erscheint und nicht prophetisch sein wird: In den USA ist Pressefreiheit ja schon fast abgeschafft.

Hamburger Staatsoper: Das Paradies und die Peri (ohne Spoiler)

Zusammenfassung für Eilige:

Wir haben Queerness, Klimapolitik, mehrere weibliche Hauptfiguren für den Feminismus, Kinderrechte, und das Thema des Willkomen geheißen werden, ein Willkommen für diese Themen und an die Menschen, die mit diesen Themen zu tun haben, nämlich uns allen.

Für Sie, für Euch, für ALLE… das Wort “alle” steht nicht umsonst im Mittelpunkt. Erinnerte mich natürlich an dem biblischen Zitat “Die Letzten werden die Ersten sein”, eine passende Dichotomie zum ursprünglich religiösen Motivs eines Oratoriums, wobei Schumanns “Das Paradies und die Peri” keine Oper, sondern ein weltliches und somit nicht-kirchliches Oratorium ist.

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Also!

Willkommen!

Willkommen in der neuen Ära der Hamburger Staatsoper, geführt von Tobias Kratzer als Intendant und Omer Meir Wellber als Generalmusikdirektor.

Genau um dieses Willkommen sein geht es in Schumanns Nicht-Oper, nämlich eine aus dem Paradies Gefallene wieder willkommen zu heißen, allerdings nicht ohne ein bisschen Arbeit. In diesem Falle Arbeit der Hauptfigur Peri und Arbeit der beteiligten Künstler*innen und gesamten Teams des Hauses, inklusive der Verwaltung im Hintergrund, die undankbarerweise unsichtbar und ohne Wertschätzung agiert.

Die Auswahl der Nicht-Oper #dasparadiesunddieperi, genauer des nicht-kirchlichen Oratoriums, noch genauer des musikalischen Theaterstücks, ist ein Marketingsstreich, den ich genial nennen muss.
Denn es geht heute schon lange nicht mehr um die künstlerische Leistung, falls es überhaupt jemals so war. Kunst war, ist und bleibt politisch. Und in Hamburg geht es heuer um eine neue Art der Vermarktung und Inszenierung des elitären und in Deutschland klassistischen Kulturzweigs Oper, und somit um das Geld, das die Oper einspielen soll.

FÜR SIE, FÜR EUCH, FÜR ALLE – das ist das neue Motto der Hamburger Staatsoper und damit verbunden die neue Ausrichtung. Angefangen mit einer neu aufgestellten Social Media Abteilung (sehr gute Arbeit, Chapeau!), gefolgt von politisch-kritischen und sehr deutlichen Anspielungen in der Bildsprache, sowie eine optische Verjüngungskur der Corporate Identity, will Kratzer vor allem ein junges und diverses Publikum anziehen. Warum? Die, die heute mit günstigen Tickets in die Oper gehen, sind die, die später die teuren Tickets kaufen. Er spricht sogar Eltern an, sehr klug. Das ist natürlich der betriebswirtschaftliche Aspekt, und den darf ein Intendant nicht vernachlässigen. Darüber hinaus ist sichtbar viel Herzblut in die künstlerische Arbeit geflossen, das wird man ohnehin explizit goutieren.

Zusätzlich stellt sich die Oper weniger konservativ und nahbarer dar, durch Afterpartys mit DJs und eine dreitätige Eröffnungsparty, zu der auch die Premiere mit eigenem Hashtag #dasparadiesunddieperi gehört. Dazu gab es in Hmaburg eine Flut bunter Plakate mit Personen, in denen sich das Publikum wiederfinden soll. Das Plakat mit einer Schwarzen Dragqueen war auch richtig schön catchy.
Nur das neue Logo verstehe ich nicht, wobei es mir gefällt und symbolisch was hergibt, aber ich will mich an dieser Stelle nicht zu weit aus meinem Semeiotik-Fenster lehnen.

Von alldem oben genannten lasse ich mich bedingt blenden, dafür war ich selbst zu lange im politischen Marketing, und hinterfrage einige Dinge*, doch ich kann Respekt zollen, wem Respekt gebührt. Tobias! Chapeau! Sollten dich die alteingesessenen Kritiker NICHT feiern, dann hast Du erst recht alles richtig gemacht.

Und damit kommen wir zum Stück. Hier kann ich ein bisschen besser erläutern, was genau der Marketingplot ist und welche politischen Botschaften gesendet werden. Eine Sache im ersten Teil muss ich unterschlagen, die sonst ein Spoiler wäre. Selber hingehen! Ich hoffe, das Geheimnis bleibt gewahrt. Weiterlesen…

Neurodiversität und Kleidung – Hass oder Liebe, man kommt nicht drumrum

Mittlerweile nutze ich den Blog auch um aufzuklären – was Neurodiversität ist, sollte mensch wissen, aber was hat es im Alltag auf sich und wie kann man damit leben? Denn alle in meinem Umfeld sind neurodivergent, die Kund*innen eh, manche wissen es, manche würden sagen Bullshit, weil es das Selbstbild leider für viele nicht zulässt: Aus internalisiertem Ableismus.

Eine Sache, um die wir alle nicht drumrum kommen: Kleidung. Es ist eine Notwendigkeit und darüber hinaus ist es die sofortige Botschaft nach draußen, wer man ist oder vorgibt zu sein. Dass man natürlich nicht danach urteilen soll… blabla, wir tun es.

Es gibt zwei Strömungen bei dieser Gruppe (und dazwischen natürlich auch alles): Liebt Kleidung und Accessoires, hat da sogar ein Special Interest, also eine besondere Passion dafür, oder aber hasst es, nicht aufgrund Konventionen, sondern weil Kleidung ein sensorischer Alptraum sein kann. Überall reibt es oder es engt ein, Schilder die pieksen und Stoffe, die Hitzegefühle erzeugen, urgs. Socken!! Es gibt Leute, die Socken hassen.

Mich als Beispiel: Es ist definitiv mein Special Interest, UND sensorisch bin ich sehr speziell. Es muss gut aussehen und zusammen passen, alles – und es muss sich gleichzeitig gut anfühlen. Da fallen auch schon mal Dinge raus wie gebürsteter Kaschmir, was sich toll anfühlt und schön aussieht, aber angezogen zum kitzelnden Alptraum wird.

Nun geben viele auf und sagen, Sche*ss auf Klamotten – das ist möglich, hat aber auch Konsequenzen im Alltag. Wer gut aussieht, wird bevorzugt, und das ist keine Frage des Geldes, sondern von subtileren Dingen wie Farbgebung und Passform. Zuhause sitze ich ohne Hosen am Schreibtisch, keine Frage, aber “draußen” ist meine Hose in der perfekten Länge hochgekrempelt und mit dem perfekten Oberteil kombiniert.

Diejenigen, die das als Special Interest haben, müssen wiederum aufpassen, nicht zu viel und zu beliebig Sachen anzusammeln. Das kann Spaß machen, wird aber irgendwann zu einer mentalen Belastung, egal wie groß der Kleiderschrank ausfällt. Die Qual der Wahl sage ich nur. Da muss eben durchgegriffen werden… das ist für alle Beteiligten hart.

Wer schlau ist, setzt Regeln und Routinen ein, um das Rauschen zu reduzieren. Wer schlau ist, nutzt Kleidung gezielt, um seine Umgebung zu informieren. Das tun wir sowieso, warum nicht also den Effekt auch gezielt nutzen?

…natürlich frage ich mich, ob neurodivergente Menschen Hilfe brauchen, und persönlich beantworte ich das mit ja. Auch bei solchen angeblich trivialen Dingen. Es steigert den Komfort und den Selbstwert und reduziert die mentale Belastung und das Rauschen. Damit ist man nämlich als neurodivergenter Mensch immer beschäftigt, allerdings unbewusst – deswegen entstehen Süchte wie Alkoholsucht, weil dieses Rauschen zu viel ist und man etwas braucht, um es zu reduzieren. War der Tag zu laut, zu krass, zu viel, da hilft die halbe Flasche Rotwein zum runterkommen. Deswegen ist es wirklich wesentlich, den Alltag “rauscharm” zu konzipieren, und dazu Mechanismen zu entwickeln, wie man die Belastung reduziert.Da gehört auch Kleidung zu! Innerhalb seiner persönlichen Möglichkeiten eben.

Und Identität ist eine wichtige Sache. Das wird nämlich permanent siganlisierte mit dem Äußeren, und das ist eine interessante Sache, sind viele neurodivergente Mneschen stets damit beschäftigt, sich anzupassen, oder eben nicht anzuecken. Da die goldene Mitte zu finden… denn nichts drauf geben geht eben nicht für alle Jobs beispielsweise. Was in Deutschland allerdings echt noch in Entwicklung ist: Der Mut, sich auszudrücken. Das gelingt Gen Z und Gen Alpha mittlerweile gut, wobei man sich fragen muss, ob sie nicht alle ihre Identität von TikitOki beziehen. Ist aber legitim, mensch muss sich ausprobieren, egal wie visuell herausfordernd das wird. LOL @ Miniatur – Schultertaschen und tiefsitzende Jeans.

Herzlichen Glückwunsch zum 20. Blog-Geburtstag!

Das ist unglaublich. Ich habe dabei sehr viel gelernt, über mich, über andere, und darüber, was Lernen eigentlich bedeutet und warum es einen zentralen Punkt in meinem Leben ein nimmt.

Inhaltlich hat sich der Blog weiter entwickelt in Richtung meiner kulturwissenschaftichen Ausbildung. Die Kritik an Konsum, insbesondere an von Frauen ausgeübten Konsum, ist ja ein patriarchalisches Feigenblatt für etwas, was ebenfalls vom Patriarchat als Verachtenswert ausgelobt wurde: Die Ästhetik im privaten Raum und im Alltag. Kunst, die auch nur den Hauch von handwerklicher Herkunft hat wie handgewebte Dinge, ist keine Kunst, sondern: Kunsthandwerk. Wenn es also um Dinge wie Mode und Make-up geht, kann die Verachtung gar nicht groß genug sein. Dabei ist das Verachten dessen ignorant. Jede Kunstrichtung und jedes Kunstwerk bedient sich Formen und Farben, und selbst Musik hat stets eine eigene visuelle Ästhetik.

Viel interessanter ist die gesellschaftliche und politische Komponente der Ästhetik. Ob es um Schmuck geht oder Haare, jedes Ausdrucksmittel ist gleichzeitig ein Stück Identität und somit auch politisch. Die symbolische Bedeutung über Jahrhunderte und Jahrtausende? Das ist nochmal richtig speziell. Und dafür liebe ich das Internet nach wie vor, wo sich Menschen mit speziellen Interessen tümmeln und austauschen können.

Nach wie vor mische ich scharfe Beobachtungen mit Entertainment und Hintergrundwissen.
Ich bringe im Alleingang eine Online-Frauenzeitschrift raus, mit sehr wenigen Ressourcen.

Nun, was kann ich noch schreiben, um mich selbst zu loben?
Ich weiß, was Erfolg ist, und das ist nicht das, was ich mit 20, 30 oder 40 dachte.
Als mich eine ältere Dame neulich als “waise” bezeichnete, fiel ich fast vom Stuhl, aber ja, es stimmt. Ich bin alterswaise, psychologisch geschult-waise, und auch “auf die Fresse gefallen”-waise. Vor allem bin ich in punkto Selbstliebe und Selbstwert auf einem sehr guten Weg. Ich bin happy, ich mag mich: Das ist Erfolg.

Bad Taste Party in Venedig – die Hochzeit von Sanchez und Bezos

Okay, wollen wir dem Trash-Paar mehr Coverage geben? NEIN!

Doch! Weil wir hier hoffentlich den Anfang vom Ende sehen… quasi ein vorher für etwas wie die französische Revolution. Und ich sage nur: #eattherich

Wenn ein Milliardär eine von der Klimakrise bedrohten Stadt kapert, dann ist das keine Tragik, sondern massiv unverschämt. Sie können alles, die oberen 1% der Welt, eine Staaten kaufen, Präsidenten, und eine ganze Stadt blockieren. Die Politik in Venedig sagte, es sei Werbung für die Stadt – seit wann braucht Venedig Werbung?! Bitte! Wieviele Geldkoffer und Gefallen wohl involviert waren, wir werden es nie erfahren. Ist auch nicht wichtig, denn, im Gegensatz zu anderen Milliardärshochzeiten, gab es Proteset der Bürger*innen. USA would never.
Die Italiener*innen haben sich einiges einfallen lassen, Installationen, Proteste, alles verlief friedlich und war im Rahmen.

Aber wie lange noch?

Auffällig ist eine meiner Meinung nach maßgebliche Sache – man hat dieses Überschreiten der Grenzen choram publicum gemacht, diese “wir haben’s und wir scheißen auf euch” – Aktion. Ansonsten bemühen sich die Reichen und Schönen dieser Welt um mehr Diskretion und Anonymität, hier allerdings Fehlanzeige. Die Bad Taste Party ist als Titel eigentlich immer ironisch gemeint, hier war sie es nicht.

Alles, absolut alles war geschmacklos, ignorant und empathiebefreit. Selbst die Auswahl des Brautkleides, das sehr schön war, ist politisch und moralisch tendenziös: Dolce und Gabbana, das Designer-Duo, das mittlerweile mehr bekannt durch Rassismus und Rechtspopulismus ist als durch ihre Fashion-Shows.

Die Leute haben genug, sonst hätte es die Proteste nicht gegeben. Während wir auf aufgeweichte Papiertrinkhalme beißen, fliegen andere nicht zwei, dreimal im Jahr, sondern mehrmals in der Woche mit ihren Privatjets. Die vom Tourismus ohnehin schon verseuchte venezianische Lagune einfach mal zusätzlich mit Yachten belasten? Klaro!
Das wird nicht mehr lange gut gehen.

Noch sind die Leute zu zivilisiert, aber es regt sich immer mehr Widerstand gegen die wirtschaftlich herrschende Klasse (und nochmals, ich meine damit nicht den Mittelstand, ich meine damit Multi-Millionäre in dreistelligem Bereich). Schließlich waren Könige auch gottgegeben, bis… sie es eben nicht mehr waren.
Und was das Patriarchat damit zu tun hat? Es werden demnächst unglaubliche Summen in Frauenhand gehen. Geld und Macht korrumpiert zwar unabhängig von Geschlecht, aber es kann sein, dass Frauen ihre Macht doch ein wenig anders ausleben als mit Schaumpartys auf der Yacht.
Faschismus und Patriarchat gehen deswegen derzeit so gut zusammen, weil sie massiv diesen weiblichen Machtwechsel bekämpfen – wir werden sehen, wann und ob eine zweite französische Revolution ausbricht. Wenn nicht, tschüß Planet Erde, denn wir sind am Ar**h. Die Klimakrise wird alle betreffen, aber nicht alle gleich schwer treffen.

Diese Bad Taste Party hat meiner Meinung nach offiziell den Niedergang eingeläutet (passenderweise mit zwei Boomern…) und wir werden sehen, wann aus “tax the rich” als Hashtag im Internet mehr wird (hier Teufelchen-Emoji einfügen).