Herzlichen Glückwunsch zum 20. Blog-Geburtstag!

Das ist unglaublich. Ich habe dabei sehr viel gelernt, über mich, über andere, und darüber, was Lernen eigentlich bedeutet und warum es einen zentralen Punkt in meinem Leben ein nimmt.

Inhaltlich hat sich der Blog weiter entwickelt in Richtung meiner kulturwissenschaftichen Ausbildung. Die Kritik an Konsum, insbesondere an von Frauen ausgeübten Konsum, ist ja ein patriarchalisches Feigenblatt für etwas, was ebenfalls vom Patriarchat als Verachtenswert ausgelobt wurde: Die Ästhetik im privaten Raum und im Alltag. Kunst, die auch nur den Hauch von handwerklicher Herkunft hat wie handgewebte Dinge, ist keine Kunst, sondern: Kunsthandwerk. Wenn es also um Dinge wie Mode und Make-up geht, kann die Verachtung gar nicht groß genug sein. Dabei ist das Verachten dessen ignorant. Jede Kunstrichtung und jedes Kunstwerk bedient sich Formen und Farben, und selbst Musik hat stets eine eigene visuelle Ästhetik.

Viel interessanter ist die gesellschaftliche und politische Komponente der Ästhetik. Ob es um Schmuck geht oder Haare, jedes Ausdrucksmittel ist gleichzeitig ein Stück Identität und somit auch politisch. Die symbolische Bedeutung über Jahrhunderte und Jahrtausende? Das ist nochmal richtig speziell. Und dafür liebe ich das Internet nach wie vor, wo sich Menschen mit speziellen Interessen tümmeln und austauschen können.

Nach wie vor mische ich scharfe Beobachtungen mit Entertainment und Hintergrundwissen.
Ich bringe im Alleingang eine Online-Frauenzeitschrift raus, mit sehr wenigen Ressourcen.

Nun, was kann ich noch schreiben, um mich selbst zu loben?
Ich weiß, was Erfolg ist, und das ist nicht das, was ich mit 20, 30 oder 40 dachte.
Als mich eine ältere Dame neulich als “waise” bezeichnete, fiel ich fast vom Stuhl, aber ja, es stimmt. Ich bin alterswaise, psychologisch geschult-waise, und auch “auf die Fresse gefallen”-waise. Vor allem bin ich in punkto Selbstliebe und Selbstwert auf einem sehr guten Weg. Ich bin happy, ich mag mich: Das ist Erfolg.

Bad Taste Party in Venedig – die Hochzeit von Sanchez und Bezos

Okay, wollen wir dem Trash-Paar mehr Coverage geben? NEIN!

Doch! Weil wir hier hoffentlich den Anfang vom Ende sehen… quasi ein vorher für etwas wie die französische Revolution. Und ich sage nur: #eattherich

Wenn ein Milliardär eine von der Klimakrise bedrohten Stadt kapert, dann ist das keine Tragik, sondern massiv unverschämt. Sie können alles, die oberen 1% der Welt, eine Staaten kaufen, Präsidenten, und eine ganze Stadt blockieren. Die Politik in Venedig sagte, es sei Werbung für die Stadt – seit wann braucht Venedig Werbung?! Bitte! Wieviele Geldkoffer und Gefallen wohl involviert waren, wir werden es nie erfahren. Ist auch nicht wichtig, denn, im Gegensatz zu anderen Milliardärshochzeiten, gab es Proteset der Bürger*innen. USA would never.
Die Italiener*innen haben sich einiges einfallen lassen, Installationen, Proteste, alles verlief friedlich und war im Rahmen.

Aber wie lange noch?

Auffällig ist eine meiner Meinung nach maßgebliche Sache – man hat dieses Überschreiten der Grenzen choram publicum gemacht, diese “wir haben’s und wir scheißen auf euch” – Aktion. Ansonsten bemühen sich die Reichen und Schönen dieser Welt um mehr Diskretion und Anonymität, hier allerdings Fehlanzeige. Die Bad Taste Party ist als Titel eigentlich immer ironisch gemeint, hier war sie es nicht.

Alles, absolut alles war geschmacklos, ignorant und empathiebefreit. Selbst die Auswahl des Brautkleides, das sehr schön war, ist politisch und moralisch tendenziös: Dolce und Gabbana, das Designer-Duo, das mittlerweile mehr bekannt durch Rassismus und Rechtspopulismus ist als durch ihre Fashion-Shows.

Die Leute haben genug, sonst hätte es die Proteste nicht gegeben. Während wir auf aufgeweichte Papiertrinkhalme beißen, fliegen andere nicht zwei, dreimal im Jahr, sondern mehrmals in der Woche mit ihren Privatjets. Die vom Tourismus ohnehin schon verseuchte venezianische Lagune einfach mal zusätzlich mit Yachten belasten? Klaro!
Das wird nicht mehr lange gut gehen.

Noch sind die Leute zu zivilisiert, aber es regt sich immer mehr Widerstand gegen die wirtschaftlich herrschende Klasse (und nochmals, ich meine damit nicht den Mittelstand, ich meine damit Multi-Millionäre in dreistelligem Bereich). Schließlich waren Könige auch gottgegeben, bis… sie es eben nicht mehr waren.
Und was das Patriarchat damit zu tun hat? Es werden demnächst unglaubliche Summen in Frauenhand gehen. Geld und Macht korrumpiert zwar unabhängig von Geschlecht, aber es kann sein, dass Frauen ihre Macht doch ein wenig anders ausleben als mit Schaumpartys auf der Yacht.
Faschismus und Patriarchat gehen deswegen derzeit so gut zusammen, weil sie massiv diesen weiblichen Machtwechsel bekämpfen – wir werden sehen, wann und ob eine zweite französische Revolution ausbricht. Wenn nicht, tschüß Planet Erde, denn wir sind am Ar**h. Die Klimakrise wird alle betreffen, aber nicht alle gleich schwer treffen.

Diese Bad Taste Party hat meiner Meinung nach offiziell den Niedergang eingeläutet (passenderweise mit zwei Boomern…) und wir werden sehen, wann aus “tax the rich” als Hashtag im Internet mehr wird (hier Teufelchen-Emoji einfügen).

“Ich fühle mich nicht gesehen” – wie Männer ihre Partnerinnen wertschätzen

Feminismus ist kein Männerhass und sollten sich Männer auf meinen Blog verirren: Gerne geschehen, gib mir Geld.
P A Y P A L ❤️ M E

For the ladies – packt es in Eurem WhatsApp Status.

Also – das ist die häufigste Ursache von Scheidungen, abgesehen von Mental Load und Männer™, die fremdgehen oder ihre Midlife-Krise nicht in den Griff bekommen. Mangelnde Wertschätzung bedeutet kein Danke, keine Berührung im Vorbeigehen, und keine emotionale Nähe. Geschenke und Geld können das zeitweise aushebeln, aber das hält nicht lange an.

Worüber Frauen sich ebenfalls beklagen: Er lässt sich gehen. Jajaja, die Männer™, die darüber jammern dass sie zugenommen hat – da können wir nur lachen. Es geht um wesentlich wichtigere Dinge als das optische, namnetlich um die Gesundheit. Wenn man Angst haben muss, dass die Partnerperson schwer erkrankt aufgrund der gewählten Lebensweise, ist das unlustig und belastend.

Soweit mitgekommen? Es ist also ein Geben und Verantwortlich-Sein Ding. Verantwortung für sich selbst tragen heißt sich um die Gesundheit kümmern, sich nicht im Straßenverkehr umbringen und zum Friseur und zur Pediküre meinetwegen auch zu gehen. Easy.

Nun haben die geschätzten Frauen Eures Lebens ebenfalls einen Anrecht auf Wertschätzung und Aufmerksamkeit:
Paarpsycholog*innen sind in letzter Zeit der heiße Scheiß und alle geben die gleichen Ratschläge:
– Zeiten, in denen man sich austauscht (wenn keine Date-Nights, zumindest sog. Check-ins)
– Körperliche Nähe, im Alltag, kurze Umarmung, Hand berühren, sowas
– Kommunikation nicht unterbrechen, bewußter Streiten, Konflikte nicht vermeiden
– Selbstreflexion

Spätestens bei Selbstreflexion sind die meisten raus, und das ist nicht gegendert. Was mache ich, was fühle ich, was trage ich nach außen wie?

Aber nichts ist besser als ein konkretes Beispiel. Gell? Weiterlesen…

Kuh oder Ziege, aber der Trend geht eigentlich zum Zebra

Meine Statistiken sind seit Jahren recht deutlich: Der Beitrag zu dem Spruch “Kuh oder Ziege” gehört zu den beliebtesten beziehungsweise am häufigsten aufgerufenen Beiträgen auf den Blog. Ja, es heißt der Blog, warum das so ist, schrieb ich in meinem Buch.
Hier ist der Beitrag zu finden https://www.mybeautyblog.de/kuh-oder-ziege-altern-ist-nichts-fuer-schwache-bindehaut/ – bitte die Kommentare lesen, sie sind schön und klug. Aber ich ordne den Beitrag neu ein, mit der dazugewonnenen Altersweisheit, die mir meine langjährige Therapeutin bescheinigte.

Immerhin bin ich satte acht Jahre älter und habe diese wundervolle Tochter, die mich regelmäßig daran erinnert, dass andere Frauen, bÜschi älter als ich, gerade mit ihren Enkelkindern an der Hand gehen, während ich meiner Tochter sagen muss, dass ich sie leider nicht mehr hoch heben kann, zu wenig Sport gemacht.

Kuh oder Ziege ist ein wahnsinnig ageistischer (Ageismus: Altersdiskriminierung) und misogyner (Misogynie: Sexismus explizit gegenüber Frauen) Spruch, und es ist überhaupt nicht erstaunlich, dass ich ihn zuerst aus dem Munde einer Frau hörte. Wer, wenn nicht Frauen, die patriarchale Logik ab Geburt injiziert bekommen, würden das sagen. Ohne Fragezeichen, es ist keine rhetorische Frage, sondern schlichtweg eine Feststellung und sind wir ehrlich, es hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. Durch plastische Chirurgie als wesentlich massentauglicheres Produkt, spielt das Aussehen und der Alterungsprozeß gesellschaftlich eine immer größere Rolle hinsichtlich Distinktion und Klassenzugehörigkeit. Früher waren Tattoos und lange Plastiknägel Sexworkerinnen vorbehalten, genau wie der riesige Silikonbusen, heute ist es Mainstream.

Auf das Alter bezogen wird die Frage der Distinktion allerdings sehr interessant. Je nach Generation und auch wieder Einkommensklasse gehören einige Dinge dazu: Sehr schlank sein, sehr durchtrainiert sein, kleine kosmetische Eingriffe wie Botox und Filler, oder eben das komplette Programm inklusive Lifting. Immer wieder stechen dann ein paar selbsternannte Feministinnen wie ich heraus, die aus ihrem privilegierten Leben heraus schreien: Ich mache das alles nicht! Ich bin gut so wie ich bin! und das durchziehen. Hut ab, aber auch: Wirklich??*

Denn sind wir ehrlich, diese Frage mit Kuh oder Ziege war relativ einfach. Nun gesellt sich die dritte Option dazu, die den Rest der Frauen einfängt: Sei ein Zebra. Kräftig, muskulös, wild, auffällig. Gesund! Also – nicht hungern, sondern essen, aber nicht dick werden, sondern kräftig. Sport bis zum umkippen, Hormone, Gewichte, Protein.

Persönlich finde ich das gut und richtig, sich in Richtung Gesundheit zu bewegen (das nennt man übrigens Saneisumus und kann auch zwanghaft und pathologisch werden!), aber ich muss zugeben,selbst aus meiner ziemlich privilegierten Situation heraus (kein 9/5, Kinder nicht täglich) laufe ich sehenden Auges in eine Falle hinein, die genau so ist wie die Kuh oder Ziege Frage, nur bloß in einer anderen Färbung. Saneisumus eben.

Du musst, du sollst, du kannst ja. Ein Zebra ist keine Ziege, hat wenig Falten; ist keine Kuh, nicht allzuviel Volumen, dafür straff und stramm, und sie fällt auf in der Menge der monochrom gestalteten eben genannten Tiergattungen. Klingt gut!! Klingt doch richtig richtig gut!

Außer – so lange diese Einordnung stattfindet, findet sie statt als Beschäftigung mit sich selbst, was zu einem gewißen Grade gesund und notwendig ist, aber auch als Ablenkung:
Ablenkung von den Ungeheuerlichkeiten dieser Welt und des Alltags.
Das Kind, das mein Kind geschlagen hat, wo die Sportlehrerin nicht regiert hat. Ja, da müssen wir auf die Barrikaden – nicht wegen des Kindes, sondern wegen der Lehrerin.
Der Mann, der eine Frau auf der Straße belästigt und rassistisch beschimpft. Ja, da habe ich Prügel riskiert, und hatte Glück, dass ein Mann(!) eingriff.
Der Staat, der eine faschistische Agenda fährt, verbrämt unter dem Deckmantel von Konservativismus.

Zebra ist gut. Zebra ist gut, versteht mich nicht falsch, aber noch besser wäre ein Mittelding aus Selfcare, Kraft und tatsächlichem Bewusstsein der äußeren Umstände. Es ist wahnsinnig anstregend, neben dem Alltag mit Arbeit in jeglicher Form die furchtbare Lage der Welt auszuhalten und nicht auszublenden. Ich persönlich blende es mittlerweile limitiert ein, denn ich möchte nicht ignorant bleiben. Ich kümmere mich um mich, wenn ich mich auch mittlerweile in eine ganze andere Schublade als die obigen drei einordne. Ich lade ein, es mir gleich zu tun, zwinge aber niemand, und vor allem bestärke ich diejenigen, die sich für ihren Weg entscheiden, egal wie der auch ist, nicht ohne konstruktive Kritik vorzuenthalten. Aber das bin ja nur ich.

Also, um es nochmal zusammenzufassen – Altern ist so lange Würde, so lange man nicht altert; die Entscheidung welche Form das Altern einnimmt, spielt eine viel zu große Rolle in unserem Leben als Frauen.
Dabei schenkt uns das Altern Weisheit, und zwar nur den Frauen, aus einem ganz klaren Grund heraus: Wir können Wissen weiter tragen. Deswegen sind Frauen ab einem gewissen Alter gefährlich, werden bekämpft und unsichtbar gemacht. Das wiederum kann erhebliche Vorteile haben, denn man wird übersehen, und vergessen wir nicht, Meuchelmord ist immer eine Option, natürlich im übertragenen Sinne und eher als historisch-rhetorischen Witz gemeint.

Die Frage lautet also nicht Kuh, Ziege oder Zebra (wie schaffe ich es eigentlich immer diese Alliterationen hinein zu bringen?), sondern wem trete ich wann wie dolle in den Arsch.

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* Ich bin mir dessen gewahr, dass mit anderem Umfeld und Möglichkeiten aus mir sehr wahrscheinlich eine ekelhafte, operierte, snobistische und selbstgerechte Tussi geworden wäre.

Faschistoide MAGA Ästhetik – ein erneuter Wendepunkt der Geschichte

Mit diesem Beitrag werd eich sicherlich wieder bei Google eine Abmahnung bekommen, also kommentiert und teilt kräftig. Geld? Yes, danke.

Ich finde das, was vor unser aller Augen passiert, besorgniserregend, weil so viele Dinge normalisiert werden, von ebendieser faschistoiden Ästhetik bis hin zum offenen Rechtsbruch und damit das Verschieben moralischer und ethischer Grenzen.
Sich öffentlich dagegen zu positionieren ist Selbstmord meinerseits, andererseits bin ich das Enkelkind eines deutschen(sic!) Auswanderes, der in den Krieg gezwungen wurde und im russischen Lager war. Aber wer sollte sich seiner Verantwortung stellen, wenn nicht wir, die Generation, die das Bindeglied zwischen 1933 und 2025 ist? Im öffentlichen Diskurs tun es “die Deutschen” nämlich kaum.

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