Fuck this shit!

Es ist irgendwie nett und irgendwie auch bezeichnend: Da ich neuerdings so negativ schriebe (NEU?? ICH BIN HASS PUR!!), ob es mir denn gut geht. Eigentlich geht es mir gut, also ich hege sehr viel Wertschätzung für die Dinge die ich habe, und meine Laune ist gar nicht schlecht, die Pandemie-Fatigue habe ich positiv umgedeutet, und langweilig ist mir ehrlich gesagt nicht wirklich.

Kann man denn nicht trotzdem mal sagen – FUCK THIS SHIT!
FUCK

THIS

SHIT

LOL

Ich habe kein Bock mehr! Ja, es ist nicht alles Friede-Freude-Sonnenschein und wir werden noch eine ganze Weile brauchen, um aus der Scheiße rauszukommen. Wir haben Pandemien mit mehreren Erregern, impfen nicht, die Leute erzählen, sie kriegten keine Luft mit den Masken (SCHREI!!) und die absurden Regelungen der einzelnen Bundesländer sind grotesk. Plus Milliarden in die Wirtschaft statt in die Kitas und Schulen. Wahljahr 2021 ey.

Jedenfalls geht mir dieser Anspruch auf Positives sehr auf den Senkel – #ToxicPositivity nennt sich das oder aber auch das Verschließen der Augen vor Realität. Ja, man kann alles positiv ummümnzen, keine Frage, aber “THE UNPLEASENT TRUTH” hat nie geschadet, auch wenn die Überbringer schlechter Nachrichten bekanntlich gerne platt gemacht werden.

Also Fuck This Shit, machen wir eine Pause, jammern mal ordentlich, und machen weiter.

Entitlement – warum ich über meine eigenen Privilegien sinnieren kann

Eigentlich wollte ich einen mal wieder wütenden Rant über male entitlement schreiben, anlässlich einer Konversation mit einem “Dude”, wie die Autorin Sofie Lichtenstein so schön sagt, ich bevorzuge ja immer noch die Bezeichnung Schwanzträger, das ist eloquenter und semeiotischer: Es heißt ja auch “Träger von Bedeutung”. Ok, in diesem Falle reduziert auf “Träger von Erbgut”.

Da allerdings sich alle und alles ständig und permanent um irgendwelche Schwanzträger dreht, habe ich keine Lust mehr mich einzugliedern, und ehrlich, seid wann singt Beyoncé, meine Beyoncé, die Feminismus als Marketing-Tool verwendet es aber auch lebt, so ein bisschen, bitte raubt mir nicht die Hoffnung! – seit wann singt sie “Long live the King, you a King, you know it” wenn es korrekterweise heißen sollte LONG LIVE THE QUEEN YOU A QUEEN YOU KNOW IT….?
Fun Fact: Das Lied lässt sich hervorragend mit diesen geänderten Part singen.
Also, weg von den Schwanzträgern, weg von den Männern, zu denen, die sonst nicht im Mittelpunkt stehen.

Eigentlich nicht zu mir.

Ich stehe im Mittelpunkt, ich ermögliche mir das immer wieder, nehme es mir heraus, tue es, das Unziemliche oder gar das Unziemlichste für eine Frau. Sich Sichtbarkeit zu verschaffen ist in Deutschland ein absolutes No Go, Frauen werden angefeindet ob ihrer Kleidung und ihres Lippenstifts, ich schrieb darüber.

Okay, ich bin total privilegiert. Ich habe das Glück gehabt, Zeit meines Lebens gefördert zu werden. Lehrer:innen die sich Zeit genommen haben, Freund:innen, die mit Geld ausgeholfen haben, Arbeitgeber:innen, die mir ein Job gaben. Damit und natürlich mit viel Arbeit, die ich gerne unterschlage, mit viel Hirn sicherlich auch, habe ich mich auf einmal dort wiedergefunden, wo ich hätte starten können, wäre mein Werdegang die übliche Mittelschicht-Blase vieler deutscher Autor:innen. In einer soliden und sicheren Mittelschicht. Ich habe mir mein Umfeld, das ich in Rumänien verließ, quasi zurück erarbeitet. Aber, wenn ich hier schon wieder mit Pop-Musik-Referenzen um mich werfen darf: I’m still Jenny from the block. Ich bin die, die in der Schule schon Hartz4 bezog und nebenbei schwarz gearbeitet hat. Die schon mit zehn Dostojewski gelesen hat, im Studium dann nicht mehr so viel, weil drei Jobs.
Jaha, ich bin die, die sehr überzeugend ALTER sagen kann und auch sonst so prollig sein und reden kann, dass es alle prvilegierten Menschen als “erfrischend” empfinden können.
Darf ich mich endlich öffentlich äußern? FICKT EUCH. Fickt Euch dafür, zu jemanden, der eben nicht das Glück einer Mittelschichts-Lehrerkind-geburt hatte, “frech” oder “erfrischend” zu sagen. Und hört auf, Euch ständig zu vergleichen, und zu sagen, ich hatte es auch hart. Im Leid ist es immer absolut hart, und nicht relativ-alles klar? Es gibt da einfach keinen Vergleich.

FICKT EUCH ALLE. (Und ich reihe mich ein, denn ich bin jetzt eine privilegierte Person).

FICKT EUCH ALLE, FICKEN WIR UNS ALLE INS KNIE: Weil wir nichts tun.

Aktionismus und Vorträge halten und Podcasts basteln, yeah, wie schön, am Ende des Tage verbleibt es in dem Umfeld, in dem es entsteht. Weil wir uns am Ende des Tages nicht die Finger dreckig machen. Ja, wir kaufen eine Seife mit der wir gleichzeitig Geld spenden, aber keiner geht in den Obdachlosenecken, wo es stinkt, und redet fünf Minuten und droppt einen fünf Euro Schein für egal was. Für mich persönlich habe ich eine super Ausrede, aber ehrlich, es ist am Ende des Tages einfach nur Feigheit. Ja, ich bin feige, mich damit auseinander zu setzen, dass ich zwar was dafür getan habe, um hier zu sitzen und mit die Finger wund zu tickern auf ein Gerät, dass das Essen für ein Jahr !! für eine erwachsene Person bei Hartz4-Bezug gekostet hat. Ja, ich bin das Arschloch, aber ich glaube, ich raffe langsam dass so etwas wie “male entitlement” zwar sehr scheiße ist, wir aber ein wesentlich größeres Problem haben, das nun akut sichtbar wird.

Ja, wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, und trotzdem ist Armut hier ein Thema. Eines, das auf keinen Fall angegangen wird oder sichtbar gemacht werden darf und soll.
Kinderarmut. So ungerecht.
Altersarmut. Systemisch bedingt und allen egal, weil es sie nicht betrifft, nicht jetzt, nicht morgen, um dann aufzuwachen in den eigenen Exkrementen weil die Hilfe fehlte, die Menschenwürde auch im Alter ermöglicht.

Und jetzt komme ich ausgerechnet vor Weihnachten ums Eck mit so einem Thema.
Da bleibt einem der vegane Bio-Braten im Hals stecken. (Seriously, was ist ein veganer Braten?)

Ich will niemanden ein schlechtes Gewissen machen. Wenn, dann will ich zur Revolution auffordern, dazu etwas anzuzünden, und so weiter.
Oder einfach mal kurz sinnieren, wie gut man es hat. Und das Privileg nutzen. Kannst Du Weihnachten nicht zu Oma? Du hast bestimmt alte Nachbarn. Drop mal Dein iPad vor die Türe, eingeschaltet, und feiere mit denen online.

Ach so, habe kein Fazit. To be continued.

Living in the public eye – Verlust und Scheitern in der Öffentlichkeit

TRIGGERWARNUNG KINDSTOD UND VERGEWALTIGUNG

Das Thema betrifft mich ein wenig auch, da ich mein Leben relativ frei auf meinem Blog ausgebreitet habe. Ich bin grandios gescheitert, in einigen Dingen, und wenn ich ehrlich bin (sobald ich das öffentlich machen kann) ist das ein riesiger Erfolg. Denn ich habe mit meinen Schwächen und Scheitern mehr erreicht als mit meinem objektiven Erfolgen. Heute geht es aber nicht um mich, sondern um Personen, die sehr krasse Dinge an eine sehr große Öffentlichkeit gebracht haben und damit ebenfalls Dinge bewegen.

Das Narrativ von Erfolg, Geld, Macht ist das eine, doch wieviel stärker sind Verlust und Scheitern? Leid bewegt Menschen, bewegt Systeme, bewirkt Revolutionen und bewirkt Evolution. Jede Frau, die in der Öffentlichkeit steht, ist dieser sowieso gnadenlos ausgeliefert, und sie bemächtigt sich ihrer selbst in de Augenblick, in welchem sie öffentlich schwach ist. Denn Schwäche zeigen ist die größte Stärke, auch wenn wir leider gesamtgesellschaftlich keine großartige Fehlerkultur und Kultur des Scheiterns haben. Es dient ja auch dem Märchen der Meritokratie, dass es jede schaffen kann, wenn sie sich genug anstrengt, das richtige kauft, usw.

Das Private ist politisch. Zwei Frauen, davon eine PoC, haben die Hosen komplett runtergelassen. Ja, es dient ihrer Reputation, ihrer Markenbildung, ihrem Business, mag man nun argwöhnen, aber bei aller Liebe, – NEIN.

Es hat mich krass bewegt. Und weil ich andere Frauen bewegt habe, mich andere Frauen bewegen, ist es mir wichtig, diese Geschichten im deutschen Raum zu verbreiten, weil sie wichtig sind und wie so viele Dinge, die Frauen betreffen, keine Beachtung finden.
Aufgrund der sehr heftigen Inhalte auf gesonderter Seite weiter: Weiterlesen…

Die Krise des Kapitalismus – wir können nichts mehr kaufen

Ich mache Instagram auf, und bekomme: Eine statistisch beeinflusste Wahrnehmung, bestenfalls eine anekdotische Evidenz meinerseits, doch am Ende des Tages soll ich nur eines, etwas KAUFEN.

Nachdem ich ein, zwei Sport-Geschichten mir angeschaut habe (sehr empfehlenswert an dieser Stelle: Work It Hamburg, sehr pragmatischer und wissenschaftlicher Ansatz zum Thema Bewegung und Haltung), wurde ich mit Werbung für Sport-Klamotten und Sport-Kursen bombardiert. Dann kamen noch die Selbstfindungs-Coachings oben drauf. Die Social-Media Experten. Weiterbildung. Zum Teil in einer unglaublich schlechten Qualität, aber hey, start before you are ready. Jeder hat etwas zu verkaufen, online natürlich, als Abo für schmales Geld. So weit, so gut.

Nur, geraten wir aus dem “ich kaufe mich glücklich” Hamsterrad in den “ich optimiere mich zu Tode” Hamsterrad? Noch ein Zertifikat, noch ein Training, noch eine Beckenbodenübung?
Die Rückbesinnung auf sich selbst erfolgte nun dank Pandemie zwangsweise, und ist im Zweifel richtig. Wir müssen alle unsere Werte überprüfen. Fleischkonsum, Medien-Konsum, Fast-Fashion-Konsum, Kosmetik-Konsum (ein krasser Markt, der nicht gerade nachhaltig ist, weshalb ich die “wenig, aber gut” Schiene propagiere) und den Umgang mit toxischen Menschen und toxischen Umfeldern.
Von den politischen Implikationen will ich gar nicht erst anfangen. Es finden in Deutschland rassistische Angriffe auf Kinder statt: Es werden Kinder ANGESCHOSSEN. Kinder! Nach Amerika zeigen brauchen wir wirklich nicht.

Im kollektiven Retreat merken wir auf einmal, was wir alles NICHT brauchen. Ich liebe Mode, aber wieviele Kleider/T-Shirts/Sportsachen kann ich tragen? Auf einmal werden Selbstverständlichkeiten zum Luxus, der Blumenstrauß, das Parfüm, die Bodylotion. Aufmerksamkeit von Menschen. Aufmerksamkeit von sich selbst.

Die Frage lautet: Radikalisiert uns diese Rückbesinnung? Und wovon wollen wir leben, wenn wir nichts mehr verkaufen wollen?

[EXKURS: Das ist mir persönlich sauer aufgestoßen: Ich will meine Beautycoachings nicht “verkaufen”. Die Leute kamen immer so auf mich zu, und gingen sehr glücklich. Das ist leider rein betriebswirtschaftlich ein beschissener Ansatz, aber es hat eine 100%ige Erfolgsquote. Wie funktioniert das “Auf sich selbst Schauen” ohne in die Selbstoptmierung abzugleiten? Ich weiß es mittlerweile,- been there, done that.]

Viele junge Start-Ups arbeiten mittlerweile mit Authentizität: Sie stellen sich ungeschminkt vor die Kamera, sie machen ihre Margen transparent, sie kommunizieren ehrlich, daß sie sowohl verkaufen, als auch nachhaltig agieren wollen. Wir brauchen Klamotten, wir brauchen Ästhetik in unserem Leben, von Parfüm bis zur Kunsthalle, wir brauchen geistige Entwicklung und Herausforderungen. Also warum nicht?!

Wir, ich, wir müssen zwei scheinbar sehr auseinanderstrebende Dinge vereinbaren, Gegensätze in Balance bringen, you name it:
Die Sinnlosigkeit des Kapitalismus, die Unmöglichkeit einer gerechten/ausbalancierten Welt UND … ja, da fehlt mir die andere Seite der Medaille.

Reflektierte Intellektuelle (Männer nicht mitgemeint!!) haben in der Pandemie ehrlich darüber gesprochen, dass sie in ihre sogenannten “White-Collar” Jobs völlig unwichtig sind. Ja, denn eine Ärztin mag dringender gebraucht worden sein, und dennoch: Ohne die geistige Elite dieses Landes, und sie ist so gut wie weiblich, können wir gar keine Veränderung bewirken. Trotzdem geht alles, was Frauen betrifft, medial kollektiv unter. Warum? Die Antwort ist einfach. Männer machen Medien. Es gibt für Frauen fünf Sekunden Aufmerksamkeit, damit sie sich zufrieden geben, dann ist wieder ein männlicher, alter Mann am “Reden”. Und da geht es stets um Nabelschau, während die klugen Frauen über den Tellerand und um die Ecke denken.

Wir können nichts mehr kaufen, was überflüssig ist, wir können nichts mehr leben, was sinnfrei ist, – wir tun es aber durchaus.
Sachzwänge, Miete, Korsett Kinder und Familie-beim letzteren wird auch sehr gut darauf geachtet, dass die Gruppe mit dem größten Radikalisierungspotential, die Mütter, schön nahe am Burnout gehalten werden, und die Partner dazu ebenfalls, die nicht aufmucken können weil sie auch so ihren Teil tragen müssen.

Wir können nichts mehr kaufen.
Was wir brauchen, ist so fundamental, dass kann Amazon uns nicht liefern. Aber Amazon würde, und genau das ist die Krux des Kapitalimus.

Dieser Text könnte hier zu Ende sein, denn der Abschluß ist cool – aber wie bei so vielen Texten, die ich im Netz lese, fehlt immer der zündende Gedanke, die Antwort, die Lösung, oder viel, viel mehr: Die Frage. Texte sollten kein Amuse-bouche sein, sondern stets eine ganze Mahlzeit, oder gar ein Menü!

Ich wiederhole daher die Frage: Radikalisiert uns diese Rückbesinnung?
Spontan würde ich sagen: Ja.
Und eingrenzend, stelle ich die weiteren Frage:
Was willst Du anzünden?
Was geht Dir so richtig gegen den Strich?
Und wie willst Du vorgehen?