Resümee 2016

Durchwachsen.

Abgesehen vom globalen Geschehnissen, die dank social media sichtbarer sind denn je und die eindeutig negativ waren, müssen wir uns hierzulande keine großen Sorgen machen, wenn wir ehrlich sind. Unsere Baustellen sind, gesellschaftlich betrachtet, #firstworldproblems in der Tat, aber als eine der reichsten Industrienationen der Welt und mithin als Vorbild haben wir meines Erachtens noch ganz schön arge #firstworldproblems.

170 Jahre laut irgendeiner Statistik bis zur Geschlechtergleichheit. Was das für einen Fuchsschwanz nach sich zieht, ist den wenigsten klar. Angefangen von Kinderarmut und Bildungsmisere bis hin zu schlechter Führung und ökonomischer Verschlechterung von Unternehmen, verstecken sich viele Themen hinter diesem einen Aspekt.

An der Beauty-Front – ich springe etwas! – hat sich für mich persönlich auch etwas getan.
Mein Instagram-Experiment hat gravierende Folgen hinterlassen und so kann ich zusammenfassen: Diese Ästhetik und diese immer gleichen Pseudo-Statussymbole kotzen mich nunmehr an. Dass mich der Anblick einer begehrten Hermès-Handtasche völlig kalt lassen würde oder das x-te achtkarätige Schmuckstück mir ein Gähnen herausringt, hätte ich ja nie gedacht.
Doch ähnlich wie früher Levi’s auf dem Schulhof hat sich die Luxus-Industrie zum Mainstream entwickelt, der in bestimmten Schichten zu sein hat. Alles das gleiche in grün… das Besondere zu finden wird jenseits von Kaufkraft zu einer echten Herausforderung.

Leider ist die Make-up Ästhetik diesem Trend gefolgt und die ewigen aufgemalten Augenbrauen, schattierten Augen und konturierte Wangenknochen/Münder/Nasen plus ordentlich Weichzeichner sind auswechselbar wie eine Parkscheibe. Ein, zwei Kampagnen brechen mal aus diesem Schema heraus, NARS zum Beispiel, aber insgesamt passt der Konsumtrend zum Spirit von 2016: Uninspiriert, ängstlich, risikobefreit.
Die Preise wurden wieder angeschraubt, und bestätigen mit dem Lippenstift-Faktor die gefühlte Angst der Konsumenten (je mehr Krise, desto mehr Lippenstift-Käufe). Dabei geht es uns in Deutschland so gut wie nie!

Für mich ganz persönlich war es ein lehrreiches Jahr, wenn auch eher durch negative zwischenmenschliche Erfahrungen im beruflichen Alltag geprägt, was interessanterweise zu einer enormen persönlichen Entwicklung beigetragen hat. Im privaten Umfeld läuft es nämlich blendend und ich erhoffe mir für die Zukunft, dass sich das dann auch auf den Rest, der noch verbesserungswürdig ist, auswirkt.

Viele erhoffen sich nun ein monsterhaft geniales 2017, das uns für das letzte chaotische Jahr entschädigt. Einiges haben wir in der Hand, einiges nicht. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben relaxt statt in Vollgasmodus und bin gespannt, ob sich das auch als zielführend erweist, bloß mit weniger Herzinfarkt.

Happy new year!

P.S: Baby noch nicht da. Ich bin kurz vorm platzen…

Das erste Mal: Das zweite Mal

Zunächst die Zusammenfassung: ich habe es mir etwas anders vorgestellt…!

Wir haben uns für ein zweites Kind entschieden. Völlig unerwartet für unseren Umfeld – meine Mutter ließ fast den Hörer fallen, als ich fröhlich verkündete, dass ich schwanger sei.

Als nächstes erfuhr es Teddy, um möglichst lange Zeit zu haben, sich darauf einzustellen. Schließlich ist es ein großer Einschnitt für ihn, er wird vier sein und ein großer Bruder – eine Änderung, die er versteht, die trotzdem zu verkraften sein wird. Nicht mehr alleiniger Herrscher! Tja.

Eine zweite Schwangerschaft und eine zweite Geburt – der Abstand war jetzt groß genug, um den Scheiß wieder auf sich zu nehmen. Natürlich war das pflegeleichte Kind und eine Partnerschaft auf Augenhöhe in allen Belangen ausschlaggebend, aber das ist die rationale Seite. Zum ersten Mal wollte ich es einfach, weil ich es wollte. Punkt.

Der Plan war parallel meine Dissertation zu Ende zu schreiben bzw. in einer editierbaren Version fertig zu haben; alles vorhanden und vorbereitet. Und dann… Weiterlesen…

TOM FORD BEAUTY Lips & Boys

Sie sind zurück und sie bringen zehn neue, matte Farben mit! Für kurze Zeit nur erhältlich…

Schönen Nikolaus!

Auf die Frage was mir der Nikolaus wohl gebracht hat, antwortete Teddy heute morgen: Ein Lippenstift, ein Pinsel, und Farbe. WORD! Der Tom Ford Puderpinsel ist in der Tat ein Selbstgeschenk, Farbe gab es spontan vom Ehemann in Form der Bobbi Brown Party to go Palette, nur der Lippenstift… fehlt. Aber er ist da, ich weiß es.

Ansonsten bekam ich eine tolle Weihnachtsmanndose mit meinem liebsten Keksen gefüllt – Shortbread von Walker’s. Ein wenig Süßkram, den ich nur sehr rationiert essen darf wegen Schwangerschaftsdiabetes (die Sorte die man diätetisch bewältigen kann, was besonders zu Weihnachten und gepaart mit Laktoseintoleranz überhaupt kein Problem ist! *Ironie off*).

Was gab es bei Euch?

Wissenschaft in Deutschland

Dieser Beitrag ist mehrere Monate alt, und leider immer noch aktuell…
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Der Humboldt würde sich im Grabe drehen, oder? Nicht der Alex, der Willi. ODER?!

Wie sieht Wissenschaft derzeit aus? Habt ihr die diversen kleinen und großen Skandäle in der Zeitung mitbekommen?

Ich arbeite im Wissenschaftsmanagement, das ist der Ort, wo viele Wissenschaftlerinnen, zum Teil mit Promotion und keinerlei Zukunftsaussicht, unterkommen wollen. Es ist gleichzeitig auch das, worüber sie all’ die Jahre geflucht haben, bis sie gemäß dem Wissenschaftszeitgesetz (dieses erlaubt Leute, nach einer bestimmten Zeit/Anzahl befristeter Arbeitsverträge, aus den System zu kicken) vor den universitären Toren gesetzt werden. Gleichzeitig bin ich Doktorandin.
Die schnöde Verwaltung ist ein kompliziertes Geflecht, wo Herrschaftswissen, Politik und Personalia zusammen fließen und entsprechend viele kleine oder große Steinchen im Getriebe stecken bleiben, zermalmt werden oder bewegt werden. Es dient vornehmlich dazu, den Wissenschaftlern die Arbeit zu erleichtern und administrative und strukturelle Dinge abzunehmen.

Wissenschaftler wiederum gibt es in verschiedenen Wertigkeitsgraden, und spätestens hier beginnt das Problem, das Deutschland früher oder später vor die Wand fahren wird, nämlich die Nicht-Anerkennung dessen, was Bildung von “klein auf” an immenser Wichtigkeit für ein Dienstleistungs- und Innovationsstandort hat.

– Es gibt die Doktoranden, zum Teil gestandene Leute, die mit Teilzeitverträgen bezahlt systematisch ausgebeutet werden. Sie sind dem System nichts wert, bis auf eine feine Auslese, die es “schafft”, denn es wachsen ständig neue Doktoranden nach. Das sind meist Leute die nicht wissen, was sie beruflich tun wollen, und so von ProfessorInnen als billige Arbeitskräfte abgefischt werden. Finanziert wird das System durch Stipendien oder Drittmittel, also wettbewerbssichernde Vergaben (hierzu kann man sich nur äußern wenn man vorab ein Anwalt konsultiert). Für diese Schicht heiß es also das Geld mitbringen (Mama und Papa stets im Hintergrund) und auf einen verdammt gut vernetzten und mächtigen Mentor hoffen, der ihnen auch später den Rücken stärkt. Sie sind zu diesem Zeitpunkt in etwa gleicher Anzahl männlich wie weiblich, Frauenanteil steigend, denn sie sind leichter auszubeuten.
– Der Mittelbau ist der eigentliche Wissenschaftsbetrieb, wo frische Absolventen bis hin zu einer handvoll unbefristet eingestellter Wissenschaftlerinnen alles machen. Und ich meine alles. Auch den Müll ausleeren. Kostet ja nix, werden die Leute doch mit 50!Tausend!Euro brutto aufwärts bezahlt. Dafür ackern die auch wie blöde, mit dem Vorteil relativ flexibel zu sein. Wer flexibel arbeitet, arbeitet eben mehr, und arbeitet für zwei. Hier finden sich zwar in gleichen Teilen Männlein wie Weiblein, aber die Stellen und das Geld sind eindeutig bei den Männern.
– Die Lehrstuhlinhaber. Nicht alle sind qualifiziert oder gar habillitiert, aber alle sind sie am Ende der Nahrungskette und dürfen per Gesetz als Beamte alles und müssen nichts. Davon sind laut Statistik etwa 17 Prozent (mal in der ZEIT gelesen…) Frauen, weshalb diese händeringend gesucht werden. Da aber das Männernetzwerk Männer befördert, bekommen Frauen befristete Juniorprofessuren, wo sie sich den Arsch aufreißen sollen, um dann erneut im großen Pool zu konkurrieren. Da kann es schon mal passieren, dass es heißt, hm, die ist zu alt. Das ist verboten, genau wie die Fragen nach Kinderwunsch und Schwangerschaft in Bewerbungsgesprächen (ihr versteht den dezenten Hinweis). Die ProfessorInnen sind optimalerweise gute Arbeitgeber, die mit ihrem Team dafür sorgen dass sowohl inhaltliches passiert, als auch die Leute alimentiert werden, sprich Arbeitsverträge haben. Zaubern können sie allerdings auch nicht, also ackert man an Anträgen, die Geld bringen, um den Arbeitsplatz zu sichern. Das sorgt für ein wenig Wettbewerb und verhindert eine völlige Verkrustung des Systems. Allerdings sind ProfessorInnen zu sehr “gottesgleich”, eine Situation unter der häufig die DoktorandInnen leiden müssen.

Was ist daran eigentlich schlimm? Es gibt in jedem Betrieb Chefs und Fußvolk. Aber die Universität ist ein Ort der Ausbildung, zum ersten, und zum zweiten ist die Universität ein Ort der Erkenntnis im Sinne von Wissensgewinnung und somit Innovation. Beides elementare Dinge in unserem Wirtschaftssystem. Schon alleine aus diesem Grunde muss es laufen.

Während in der Verwaltung gespart wird, treibt es seltsame neue Blüten – und die Arbeit der Wissenschaftlerinnen wird mintnichten erleichtert. Hier und da werden Fortschritte gemacht, hier und da geht es zwei Schritte wieder zurück.
Das Dünkel der WissenschaftlerInnen gegenüber der “Scheiß-Verwaltung” sorgt zusätzlich für idiotische Grabenkämpfe.
Als jemand, der gerne im Wissenschaftsmanagement arbeitet und davon träumt, Wissenschaft zu betreiben und davon leben zu können, kenne und sehe ich beide Seiten mit allen ihren Facetten. Ich kann daher jedem abraten, in diesem Betrieb einzusteigen, der nicht mindestens zwei Dinge mitbringt: Eine extreme Selbstmotivation und Persistenz sowie Geld. Reich werden hier ausschließlich die ProfessorInnen, und das mehr im Sinne von sorgenfrei als tatsächlich $$$.

…leider werden im derzeitigen universitären System Ungleichheiten weiter abgebildet und fortgeführt, sei es im Bezug auf Geschlecht, Diversität oder soziale Herkunft. Eine Lösung dafür gibt es nicht, ich persönlich setzte dort an, wo gerade Manuela Schwesig versucht diverse Hebel zu bewegen: Kindern. Die Kinderbetreuung kommt nicht nur Eltern zu Gute, und bringt sie ins Arbeitssystem, sondern schafft gute Grundlagen für die Schule und weitere Ausbildung. Natürlich muss diese kostenlos sein und in sozialen Brennpunkten muss mehr Geld hinein fließen. Dieses führt sich fort in ein vollständig marodes und pseudo-elitäres Schulsystem bis hin zu den Universitäten, das dringend refomiert werden müsste, aber wir arbeiten ja dran. Nicht.

Solange Deutschland mehr Geld für Straßenbau ausgibt als für die eigenen Zukunft… müssen wir zusehen, wie wir bald alle am Arsch sind.

Möge ich unrecht haben!