Was ist Eleganz?

Die Antwort hat jeder vor dem Auge parat, bei einer genauen Beschreibung wird es schwierig. Ich habe Stil, sagt man mir seit jeher nach, oder eher Stile, die waren immer unterschiedlich, aber tatsächlich war die häufigste Zuschreibung “elegant” – ja, auch schon mal altbacken, spießig und andere nicht nett gemeinte Umschreibungen LOL. Ich mag alles mögliche, trage aber tatsächlich zeitloses und kombiniere wenige teure Stücke mit einer günstigen Mischung, alles angelegt auf “soll ewig halten”.

Für diesen Beitrag habe ich aber mit einer ebenfalls sehr stilsicheren Dame geplaudert und gebrainstormt, denn manche Dinge sind im Team nun mal besser. Auch als Bloggerin, ergo subjektivste Person der Welt, sollte man Fakten einfließen lassen; und als Stilberaterin kann ich nur sagen, der Spiegel von außen ist das A und O. Auch für mich, ich hole mir auch Feedback von Fachleuten! Gesagt, getan, die Dame ist schon seit Schulzeiten im Bann von Eleganz und Stil durch eine ihrerseits sehr elegante Mentorin gewesen und ihr Input hat meine Ansichten definitiv erweitert.

Zunächst: Eleganz ist Haltung. Achtung – TEXT!! Weiterlesen…

Die Farbe Rosa – das Spiel um Bedeutungsmacht

Nach dem Barbie-Hype spätestens ist Rosa so normcore geworden wie Jeans und Turnschuhe, zumal die Farbe seit mehreren Jahren trendet (die Modeindustrie setzt es uns ja auch vor).

Während sowohl 6jährige als auch 86jährige die Farbe Rosa lieben, die gemeinhin mit Weiblichkeit und Verspieltheit assoziiert wird, ist es immer noch ein ziemliches No Go, in bestimmten Settings in Rosa gekleidet aufzuschlagen. Als Frau natürlich nur. Männer in rosa Hemden sind hingegen chic.

Erinnern wir uns doch mal daran, dass Make-up, Absatzschuhe und helle Farben bzw. Rosa genuin männlich konnotiert waren, und das über Jahrhunderte und Jahrtausende sogar, wenn man Make-up im Sinne von Gesichtsbemalung versteht.

Wie ist es dann heute, wenn eine Frau sich rosig anzieht? Und da kommt einfach der kulturelle Kontext im Spiel, denn die Farbe ist “girly” und aufmerksamkeitsheischend, manche sagen immer noch “schwul” (blöde Homophoben!) und auf alle Fälle unseriös. Diesen Kontext übernehmen immer mehr Frauen in männlich stark besetzten Positionen und spielen damit, konterkarieren ihn: Die Anwältin, die ihre gesamte Kanzlei und Mitarbeiterinnen in Rosa getaucht hat (findet man auf Instagram und TikTok und ja, es ist eine richtige Anwältin!) und die Wissenschaftlerin, die im rosa Kostüm einen Vortrag hält, Dr Anjana Khatwa auf der FindingADA Konferenz:

Damit spielt man den Ball der vermeintlich schwachen, femininen Person zurück ins Feld der Misogynie – fürs erste, knabbert zudem gleichzeitig an der ursprünglichen Bedeutung der Farbe für Männer aka Macht. Was ist männlich? Was ist weiblich? Was ist überhaupt Geschlecht und wer bestimmt darüber, in einer Zeit in der man (wieder, muss man sagen) aus Rollenkonstrukten rausbricht?

Doch es ist alles nicht so einfach, und ich will das Besipiel sein, warum das echt schwer ist, Symbole neu zu gestalten, denn die Saat der internalisierten Frauen- und Selbstfeindlichkeit sitzt so tief, wie es eben nur kann, egal wie wahnsinnig aufgeklärt und belesen man ist. Ich nämlich, und es ist mir unheimlich peinlich zuzugeben, ich liebe Rosa. Ich liebe auch Fuchsia, das allerdings nicht so eine “weiche” Konnotation hat, aber wirklich wirklich lieben tue ich das helle, rosige, fluffige, freundliche und heitere Kaugummirosa.
Und? Abgesehen davon, dass ich künstlerisches intelektuelles *augenrollen* Schwarz trage, ist es mir schier unmöglich, in Rosa zu kleiden, ohne mich seltsam zu fühlen.
Die Assoziationen sind folgende: Zu kindlich, zu kreischig, zu jung, zu unseriös. Unseriös!
Oh, und diese Gedanken sind leider völlig normal. Jede*r von uns denkt das. Bis auf Kita-Kinder, denen man noch eintrichtert, dass Farben und Kleidung für alle da sind, was sich aber ab der 2. Klasse spätestens auflöst.

Leider gibt es nur eine Möglichkeit der Veränderung: Man muss diese Veränderung sein und nicht nur predigen, sondern auch leben.

Da sollte ich vorgehen, aber in diesem Falle ziehe ich mir elegant raus: Ich bleibe im Hintergrund, schwarz, und “verkaufe” allen anderen Farbe. Tschakka.

P.S. Mir fällt ein, dass in Tokyo manche Bahnstationen in einem Rosa-Melba waren, während das blaustichige Rosa synonym zu Kawaii stand. Was die rosanen Bahnstationen bedeuten? Vermutlich nichts, es ist lediglich ästhetisch.


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Du bist nicht Dein Aussehen

Korrekt, ich verkaufe Personal Styling und sage trotzdem, Dein Wert bemisst sich nicht an Deinem Aussehen. Dennoch darfst Du gut aussehen! Ich gebe Dir die Erlaubnis dazu.
Klingt das komisch? Nicht nur die Kleidung und die Accessoires sind es, sondern die Power, zu sich zu stehen. Und darüber hinausgehend nicht nur Empowerment, als auch Freiheit, sich zu entscheiden wie und wer man sein will, in bestimmten Situationen.
Das Äußere ist die Facette, die Du gerade nach außen tragen willst.

Denn machen wir uns nichts vor, unser Aussehen und unser Auftreten haben massiven Einfluss auf unseren Alltag und in vielen besonderen Situationen, ob privat oder beruflich. Zwischen “pretty privilege” und “Stallgeruch” kann man mit Kleidung und Accessoires als kulturelle Symbole arbeiten. Ich sage nur “Hamburger Tussi”-Look: Perlenohrringe, Segelschuhe und Polohemd. Da kommen zumindest den Norddeutschen unzählige Assoziationen, oder?

Und noch ein Beispiel aus der Berufswelt:
Meeting, alle im Businessoutfit.
Es kommt jemand in Sweatshirt und Sneaker rein…
Wer ist das?

…richtig, es ist entweder der ITler oder aber der Chef (lol at Gender, wir wissen ja wie die Gründerszene aussieht)

Aber was, wenn man diese Klischees weg lässt?? Was, wenn man nicht männlich, weiß, jung, gesundheitlich und sehr wohlhabend ist?

Ich finde es wichtig, dass man weiß, die Kleidung muss zum Körper passen und nicht ungekehrt. Menschen die mit ihrem Äußeren unzufrieden sind, haben sehr wahrscheinlich ihr Leben lang toxische Kommentare bekommen. Statt eine weitere Diät zu empfehlen, ist eine passende Hose und eine coole Handtasche ein nachhaltigerer Effekt für die Seele als Weight Watchers. Erst ab einer gewissen Neutralität dem eigenen Körper gegenüber kann man langfristig Dinge wie Ernährung und Bewegung angehen.

Und da geht die Freude an sich selbst bestenfalls los: Ein aufgeräumter Kleiderschrank, ein schickes Äußeres, ein gutes Gefühl im Alltag, eine bessere Ausstrahlung und dadurch besseres Feedback der Umwelt. Ja, wir Menschen sind oberflächlich, warum das nicht auch gezielt für etwas Gutes nutzen?

Fazit: First things first. Arbeite mit dem was Du hast.


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Was ist Quiet Luxury?

EDIT: Wer sich fragt, was “generational wealth” für Codes hat… weiter lesen!

EDIT: Ich lese gerade bei BOF Business of Fashion, dass in Nord-Amerika 43% weniger Produkte mit Logo verkauft wurden…

Einer meiner Lieblingsthemen beim Personal Styling, und heuer der Trend schlechthin. Gesellschaftskritisch betrachtet, ist “Quiet Luxury” einfach Ausdruck von “generational wealth”, also von viel Geld, das lange in der Familie ist und sich einfach vermehrt – man muss es nicht sagen oder zeigen, man hat es.

Genau so ist es mit der Mode: Die Marken, die sich dieser Klientel verschreiben, haben natürlich keine schreienden Logos wie Luigi Futtong aka Louis Vuitton. Es besteht die Erwartungshaltung, dass man die zum Teil unsagbar teuren Produkte an kleinen Dinge erkennt – wenn Du es kennst, gehörst Du halt dazu. Also ob sich Superreiche Gedanken über so etwas machten?! Nö! Man verkehrt schließlich in geschlossenen Kreisen, wo alle Geld haben. Hängt man da herum und hat kein Geld, – es wird trotzdem angenommen, wir erinnern uns an den Fall von der Deutschrussin Anna Sorokin. Die hat exakt das ausgenutzt, großartig einfach!

So werden Loro Piana, Brunello Cuccinelli mit Ermengildo Zegna und Agnona in einem Atemzug genannt. Tolle Stoffe, hervorragende Schnite, keine sichtbaren Label.

Am Ende des Tages kann man diesen Trend super kopieren – auf Instagram und TikTok. Denn im Tageslicht sieht man dann doch, welche Stoffe kostbar sind und welche nicht. Für die Social Media Welt war es nie einfacher, mit einem guten Auge den Trend von Quiet Luxury zu faken:

  • Keine Muster
  • Eher cleane und avantgardistische Schnitte
  • Edle, klassische Farben
  • Accessoires ohne Logo
  • Bequeme Wildlederschuhe, Loafers und Pantoletten
  • (keine High-Heels)

Der Witz an diesem real existierenden Produkttrend ist: Es gibt ihn tatsächlich im echten Leben.
Dabei ist Quiet Luxury viel mehr als ein Viçuna Pullover (der teuerste Garn der Welt) – es ist Maßanfertigung von Anzügen, vererbter Schmuck, und abgetragene, abgeranzte maßgefertigte Schuhe.

Taschen und Gepäck sind nicht so wichtig, dafür gibt es Personal, das sich kümmert.

Worum geht es bei diesem Trend eigentlich? Erstmal: Es ist als Trend etwas, was kommt und geht.
Zweitens: In einer Welt, in der Reichtum sich akkumuliert, wird es wichtiger, sich auch in eigenen Kreisen eine “bessere” Identität zu schaffen. Was man nicht möchte oder wovon man sich abgrenzen will: Neureiche. Neureiche haben kein Geschmack, sondern Preisschild aka Labelfetisch.
Es geht also um soziale Distinktion innerhalb einer schon sehr dünnen Gesellschaftsschicht, dessen Blut mitunter auch sehr dünn ist, wie so manch einer scherzt.

Wer sich dem trotzdem verschreiben will:
Bei COS shoppen und abändern lassen; auf gute Stoffe wie Kaschmir und Leinen setzen; Beige, Blau und Brauntöne sind die 1. Wahl; in wirklich guten Vollederschuhen investieren, schön aus empfindlichen Wildleder. Schmuck eher klassisch wie Perlen oder aus dem Antiquitätenladen. Als Label ist maximal eine Cartier-Uhr erlaubt, gibt es bestimmt auch als Fake LOL…

Im Ernst: Natürlich ist das stilistisch keine schlechte Sache. Es ist nachhaltig, allerdings mit dem Aspekt, dass man vorab das Geld für einen 400 Euro Kaschmir-Pullover hatte. Der hält dann ewig und wird sogar sexier mit ein paar Ellenbogenpatches, aber das Geld muss man erstmal ausgeben können. Wer zu mir kommt, hat in der Regel genau das nicht gelernt: Weniger, besser, schöner – denn wir definieren uns nicht nur über Konsum leider Gottes, sondern auch über die Menge des Konsums. Das muss ich immer aus den Leuten heraus bekommen – es ist okay, sich was teures zu kaufen, man kauft eben weniger. Wer also Quiet Luxury mag, aber ein stinknormales Budget hat: Es ist machbar, denn Geld kauft einem tatsächlich auch Stil-wenn man es bei mir 😬 in Auftrag gibt.


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Stil Basics

Basiswissen: Etwas, was für mich so klar und selbstverständlich erscheint, und trotzdem ernte ich immer wieder Erstaunen darüber. Da sollte ich doch mal ein wenig Abhilfe schaffen…

Basic No. 1
– Müssen wir darüber reden? Ja. Gepflegtes Äußeres beginnt bei Dusche, Deo, geschnittene Haare und Fingernägel. Noch lange vor der perfekten Maniküre und frischen Föhnwelle ist ein gepflegtes Äußeres Respekt für sich selbst und auch der Umwelt gegenüber.

Basic No. 2
– Die nächste Schicht ist Unterwäsche. Gut sitzende Wäsche, die nicht kneift. Ordentliche Socken.

Basic No. 3 1 PLUS MIT STERNCHEN
– Die Schuhe. Gute Schuhe sind das A und O für jedes Outfit, und sie müssen einem gut passen. Auch zum Look passen, sauber sein und ordentlich besohlt. Als Verfechterin von Nachhaltigkeit sage ich: Teuer kaufen, wenig kaufen, pflegen und reparieren. Gilt für den gesamten Kleiderschrank.

Wie stelle ich mein Outfit zusammen?
Mal nicht anlassbezogen, sondern im Alltag: Zuerst die Schuhe.
Passend zum Wetter und zu den Aufgaben, die einen den Tag über erwarten. Kleider machen Leute ? Ich fürchte es sind die Schuhe! Man kann einen Jogginganzug mit High-Heels tragen und es sieht stylish aus. Man kann bedingt einen Abendkleid mit Turnschuhen tragen. Kann man, aber ufff…

Von den Schuhen aus arbeitet mensch sich dann nach oben – zu den Laufschuhen, die man heute wegen vielen Wegen ausgewählt hat, kann man insgesamt den Sport-Stil durchziehen oder es aber “upstylen”, also etwas schicker machen. Das einfachste ist immer etwas mit Kragen: Polohemd, Hemd oder Bluse, oder als letzte Schicht ein (sportliches) Jackett/Blazer.

Ein anderes Auswahlverfahren ist, auf ein Kleidungsstück, das man heute unbedingt tragen möchte, den Rest aufzubauen. Mir ist heute nach Hose mit Gummizug, soll aber schicker werden, ich muss viel laufen und es ist warm. Dazu wähle ich eine edlere, gebügelte! Bluse mit langen Ärmeln, hochgekrempelt, und sportliche Lederschuhe. Tatsächlich ist schon alleine die gebügelte Bluse ein subtiles Detail, das die Sportlichkeit rausnimmt. Dazu ein elegantes, leichtes Make-up.

Stil hat ganz viel mit Kontext und Kultur zu tun und mit der Frage, wie man sich gerade fühlt.
Kleider machen Leute? – Leute machen Kleider! Confidence breeds beauty.
…und wenn die “confidence” gerade stiften ist, kann man die ab und an einfach bissel überstreifen.


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Affektkontrolle oder warum billige Dinge shoppen nicht glücklich macht

In der Personal Styling Branche gibt es zwei goldene Regeln: “Cost per wear” und “3 items rule”.

Cost per wear erfasst den Preis im Verhältnis zur Nutzungsfrequenz und -länge.
3 items rule besagt, dass jede neue Sache zu mindestens drei alten Sachen passen sollte.

So gelingt Affektkontrolle beim Shoppen!

Warum ist das notwendig und warum sparen Personal Sytlists am Ende genau deswegen ihren Kund*innen Geld? Das klingt nach schamloser Eigenwerbung und das ist es auch, aber ich will mal erklären wie Shopping und die Konsumfallen so funktionieren. Nüchtern und wissenschaftlich, denn Konsum ist sehr stark auf Emotionen ausgerichtet und da muss einfach ein bisschen Rationalität rein. Weiterlesen…