Kleidung für Kinder

Mein Sohn hat eine perfekt kuratierte Garderobe, mit Socken passend zu den Schuhen und seinem Farbtypen entsprechenden Oberteilen (ich hege eine große Liebe für Petit Bateau). Nur ist er sehr groß, sehr schmal, und sehr Kind. Die Auswahl wird jedoch mit zunehmender Größe ziemlich mau, denn bunt ist nicht vorgesehen, und man hat die Auswahl zwischen Khaki, Grau, und Dunkelblau. Das sieht einfach traurig und düster aus. Dabei gibt es Farbe! Und Farben haben bekanntlich kein Geschlecht, weshalb mein Sohn gerne bunt trägt. Skandinavische Hersteller und Outdoormarken haben sich entsprechend darauf spezialisiert, diese Lücken abzudecken, und sie nehmen dafür viel Geld. Ist das denn überhaupt wichtig, diese Sache mit der Bekleidung?
Ich denke ja, es ist eine Art ästhetische Bildung und Bildung für Nachhaltigkeit – das Wissen um Farbgebung und Qualität der Stoffe und auch einiges Über Herstellung und Herstellungsbedingungen. Deswegen ist das Wort Kinderarbeit durchaus schon mal gefallen, und eine kindgerechte Aufklärung führte dazu, das Wünsche etwas reflektierter geäußert werden. Mit acht Jahren schon Bücher über Umweltverschmutzung zu lesen und über Mülltrennung zu dozieren ist das eine, es auch im Alltag zu erleben, das andere.

Und während es im Bereich Babykleidung alles in Öko und Schicki gibt, hört es im Alter, in denen die Kids ihre Klamotten einfach nur noch abrocken, damit auf. Dabei ist es eine ziemliche Lücke: Ich würde lieber häufiger waschen und dafür weniger und teurer kaufen. Es ist tatsächlich sogar umweltfreundlicher, denn die Herstellung und vor allem die Überproduktion verursacht viel mehr Müll und Energiekosten, als eine Waschmaschine, das bei 30Grad wäscht. Und das ist hinsichtlich Mental Load für alle eine Erleichterung, denn die Auswahl zwischen drei Pullis macht den Morgen vor der Schule etwas entspannter.
Doch “coole” Kleidung für Jungs, die gleichzeitig fröhlich ist, nicht nach dem ersten Trocknergang auseinander fällt, das in Europa hergestellt wurde, und bei dem Preis-Leistung stimmt – schwierig.

Meine Tochter wiederum sagte gestern, sie hätte genug Kleider – wer bist Du? Wohl kaum mit mir verwandt?! und suchte sich dennoch was “mit Blumen” aus. Sie sieht stets aus wie aus dem Kleidercontainer gezogen, eine wilde Mischung aus Farben und Mustern, Hosen mit Kleid, Trekking-Parka mit Tutu, doch passt es immer wieder zusammen. Die Mischung aus COS, Petit Bateau und H&M, wofür ich mich ziemlich schäme, bereitet mir Zahnschmerzen schon beim Hinsehen. Doch da ist das Problem ein ganz anderes: Mein ohnehin zartes kleines Wesen passt in den Klamotten “für Mädchen” nicht rein. Sexualisiert, winzig und mangelhaft in der Qualität: Das ist Kleidung aus der Mädchenabteilung. Eine Ausnahme ist COS (gehört leider zu H&M), die nur eine Kinderabteilung haben, die nicht nach Geschlecht getrennt ist. Alles ist bunt, und alles ist wirklich Unisex. Die Kleider haben alle Taschen! Weshalb ist das immer noch besonders?!
Obwohl es nur Kleidung ist, empfinde ich es für Mädchen auch nochmals als Herausforderung: Der Wunsch nach Tutu ist kein Widerspruch dazu, Astronautin werden zu wollen, aber es gibt keine Vorbilder. Es gibt entweder “Junge” oder Tussi. Und so bringen wir Mädchen bei, dass sie nur so oder so sitzen sollen, damit man ihnen nicht unter dem Rock schauen kann, statt Jungs entsprechend zu erziehen oder Mädchenhosen zu haben, die fröhlich-bunt sind und ausreichend Bewegungsfreiheit erlauben.

Diese Unterscheidung zieht sich also bis ins Erwachsenenleben hinein, und nicht genderkonforme Menschen leiden darunter. Überhaupt ist die permanente Trennung zwischen zwei Geschlechtern eine unseriöse Sache, ist diese biologisch und somit wissenschaftlich nicht belegbar und eine rein kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung.

Die Kleidung ist dabei nicht mal das Erste, womit man konfrontiert wird, aber gehört, zusammen mit Spielzeug, zu den ersten Dingen, die die Kinder lernen: Es gibt Sachen für Mädchen und Sachen für Jungs. Mein Sohn wird wohl kein Kleid anziehen, aber hat Nagellack drauf. Meine Tochter findet rosa Lego toll, aber baut Türme und Autos.

Und weil es Kleidung für Kinder heißt: Bunt und bequem soll sie sein, so wie unsere Kleidung ja auch. Und wer erwachsen sein möchte, kann gerne schwarz tragen – ich tue es zumindest sehr gerne, ist aber auch so ein Wäschesparding LOL.

Eine ganze wichtige Sache dürfen wir nicht vergessen: We don’t owe you pretty (Wir schulden es Dir nicht, hübsch zu sein)..
Das gilt für Kinder, das gilt besonders für weibliche Wesen, und das gilt für alle: Niemand schuldet seiner Mitwelt, “gut” auszusehen.
Viele von uns wollen es, und es wäre toll, wenn wir es jeweils für uns definieren.

Lasst uns für unsere Kindern eine bessere Welt hinterlassen.

Ist das eigentlich echt?

Haben wir uns alle an die Pandemie gewöhnt? …ja? Wenn, dann weil wir in Social Media Kanälen leben. Instagram und TikTok ruinieren meinen Kontostand, meine Psyche und mein Work/Life Balance (LOL WAS IST DAS). Und ich meine damit natürlich nicht die Nachrichtendienste wie WhatsApp und Konsorten. Das ist keine Social Media Plattform! Telefonieren oder Videokonferenzen sind schließlich auch keine Social Media. Für eine elaborierte, wissenschaftliche Definition mit zeichentheoretischem Kontext müsst Ihr Euch allerdings an mein Wissenschaftlerinnen-Ich wenden.

Ist Social Media eigentlich… echt? Ist es wahr? ist es real, fragen wir erst einmal so. Ja, was wir sehen ist real, ist aber nicht die Wahrheit. Ich las heute einen Beitrag über Sophia Thiele, kenne ich nicht weiter wenn ich ehrlich bin, also schnell recherchiert: Eine Influencerin aus dem Fitness-Bereich, die zwei Jahre lang abtauchte und mit Buch und etwas zu schnell beendetem Burnout wieder auftauchte. Bei ihr herrschte Friede Freude Sonnenschein und Happy Shiny People, bis sie verschwand, und genau so wieder auftauchte, nur mit einem neuen Schwerpunkt.
Sie ist bereits Millionärin, und wird eventuell mit neuem Geld in ihren nächsten Burnout gehen, der dann durch toxische Positivität und Mindfullness-Bullshit präsentiert wird. Aber das ist zynisch – ich will es nicht hoffen. Sie ist sehr jung und das Geld war und ist es nicht wert.

So wurde auch ich neulich angesprochen von meiner Freundin, die sagte: Ich verstehe nicht, wie Du Social Media betreibst und da lustig fröhlich bist, das aber gar nicht stimmt. Oder Du Empowerment vor Dich trägst, aber über XY-Frau lästerst. Tja.
FAKE ist der Vorwurf, wenn man es verkürzt betrachtet. Und stimmt das?

Jein – es ist eine Perspektive, ein Ausschnitt, und es ist kuratiert. Damit will ich sagen, dass man nie das ganze “Werk” sieht. Selbst das vermeintliche Leiden und der Psychokram ist bei Influencern schwerstens kuratiert. Und es zählt nicht zu sagen, diese Person ist Influencerin, da weiß ich, dass sie davon lebt, und Du bist keine Influencerin, Du musst ECHT sein. Ich bin echt und ehrlich, aber ich bin auch unvollständig. Und das sind alle Darstellungen in Social Media, sie sind real, und sie sind unvollständig und werden von jedem in dem jeweils eigenen Kontext gesetzt.
Warum gehen diese unfassbar bescheuerten #InspirationaBullshit Sätze so gut? Weil wir sie aufnehmen – so wie wir sie brauchen. Sie sind neutral, sie sagen weder etwas über mich noch über Dich aus, es sei denn, Du ziehst Dir den Schuh halt an. Die Wertung bringt die Leserschaft rein.

Erfahrungsgemäß und kein neuen Trick ist der #clickbait, also Schlagzeilen, bei denen man aufmerksam wird. Wer bin ich, darauf zu verzichten? Schließlich ist Polemik die Mutter aller Aufmerksamkeit und während sich Männer so selbstverständlich ihrer bedienen, soll ich als gute und vernünftige weibliche Stimme achtsam und fürsorglich dafür Sorge tragen, wie die Lesende mich aufnimmt. Bullshit. Hier bringe ich die Wertung selbst mit ein, und muss entsprechend damit rechnen, dass es nicht immer wohlwollend aufgenommen wird. Es ist dennoch nicht manipulativ, sondern versetzt mich lediglich in die Lage, Deutungshoheit über meinen eigenen Text zu beweisen.

Also, muss ich als gute und vernünftige weibliche Stimme achtsam und fürsorglich schreiben? Nein. So funktioniert das nicht, leider nicht – und so funktioniert die gesamte Aufmerksamkeitsökonomie nicht. Wer nachfragt, wird von mir auch den Teil des Bildes erfahren, denn ich nicht unter einem Vergößerungsglas online stelle; und natürlich ist man als öffentliche Persona stets eine kuratierte. Selbst diejenigen, die ihre Pickel zur Schau stellen, was ich sehr mutig und großartig finde, tun es aus irgendwelche Motiven, und auch sie sind eben auch mehr als nur ihre Haut.

Kommen wir zurück zu Influencern und auf/mit Social Media werbenden oder arbeitenden Akteuren. Sind diese eigentlich zu kompletter Transparenz und Offenheit verpflichtet?
Gibt es eine Art Ehrenkodex? Natürlich nicht.
Viele Bloggerinenn haben definitiv einen persönlichen Kodex, und viele Influencerinnen NICHT – da geht es ums Geld und um den Aufbau einer Marke. Dass eine High-Street Influencerin nicht auf einmal für KiK Werbung machen wird, ist klar, egal wieviel KiK zahlen würde (Scheißladen übrigens, weiß ich aus erster Hand). Doch alles andere kommt schon in Frage, unabhängig davon ob die Marke gerade mal wieder ihr Image aufpolieren müsste, weil es wegen Rassismus oder Anti-Semitismus im Netz rundgemacht wird. Und ehrlich, wer will es ihnen verübeln? Es ist schließlich ein Beruf. Der Metzger sagt auch nicht, nimm lieber das Biofleisch, sondern verkauft Dir das, was Du willst.

Deshalb ist es gar nicht verkehrt zu sagen: Ich will dieses Angebot nicht, ich entziehe dem Mist hier meine Aufmerksamkeit. Good riddance.
Und so bleibt es einem überlassen, reflektiert zu konsumieren und sich stets zu fragen, was es über einen selbst aussagt*, wenn man sich ärgert, oder es zu lassen, was unter Umständen sogar besser sein kann als diese ewige fucking Reflexion. Ignorance is a bliss – Ignoranz ist ein Glück.

—————————
*Funktioniert selbst für mich extrem schlecht zuweilen, weshalb auch ich gelernt habe, zu entfolgen, zu blocken, oder gar Inhalte zu melden. Nein sagen!

Fashion Newsletter

Eigentlich wollte ich etwas total ergreifendes zum Thema Ziele und Pandemie schreiben, aber fuck off. Wir brauchen auch mal ein wenig Entertainment, und mein Rauschmittel heißt Klatsch, Mode, Moneten und TikTok.

Einen fetten Shitstorm gibt es für die völlig verstrahlte Gwyneth Paltrow, die in einem langen Video ihre neuesten Clean Beauty Sachen vermarktet. Sie mag ja keinen Sonnenschutz, weshalb sie ja nur wenig hier und da benutzt. Das widerspricht allen Empfehlungen, angefangen von jedem drittklassigem Beautyblogger:in bis hin zur Dermatolog:in. Mittlerweile ist sie ein Meme, und eine ganze oder mehrere Generationen machen sich über sie lustig. Dass sie völlig durchschaubar ist und auch völlig realitätsentrückt, vielleicht sogar unter Drogen, steht außer Frage.

Die Mode-Branche hatte einige Einbußen zu beklagen, weshalb man Preise erhöht. Chanel und Louis Vuitton sind so teuer und so nachgefragt wie nie. Dass Rohstoffe teurer geworden sind, stimmt leider nicht. Und es ist fraglich, ob die Löhne gestiegen sind, schließlich sind viele in der Branche in Deutschland “offiziell” in Kurzarbeit, einfach weil es staatlich subventioniert wird.
Exepert:innen fragen sich nun, wie weit die Kundin:nen Preissteigerungen hinnehmen werden. Durch die gut gehende Börse und einem explodierenden Immobilinemarkt sind viele noch wohlhabender geworden und das Geld muss unter die Leute. Luxusgüter, insbesondere Schmuck, ist nachgefragt wie nie, warum also nicht mal Preise anheben?? Silber wird täglich teurer, Weißgold ist unbezahlbar, es werden permanent neue Schmucklinie lanciert. Mein persönlicher Favorit: Eine Kooperation von Fabergé mit Game of Thrones. Geschmack kann man nicht kaufen, was.

Khloe Kardashian, die etwas weniger bekannte Schwester aus dem Kardashian Clan, hat ein nicht retouchiertes Bild von sich tatsächlich in einer Art Gegenangriff kommentieren müssen. Das Bild war ohne Genehmigung im Netz aufgetaucht und darauf ist eine schlanke, gutausehende Frau zu sehen. Kein Vergleich allerdings zu den Bildern mit Pose, Filtern und Retusche. Es ist schwierig, einerseits ist sie die “hässliche” Schwester, andererseits schon so viel operiert, dass sie es kaum leugnen kann, und natürlich immer Zielscheibe für Kritik. Die Tatsache, dass sie mit Aufmerksamkeit ihr Geld verdient, rechtfertige dennoch nicht den Hate, dem sie ständig ausgesetzt sei. Und das stimmt. Es ist zwar viel Geld im Hintergrund, aber auch viel Leid, Diät, Schmerzen, und Disziplin. Widersinnigerweise stellte sie ein halbnacktes Video von sich online, um zu zeigen dass sie “echt” ist. Ich habe beide Bilder, das retuschierte und nicht retuschierte, ohne Kontext gesehen und habe fünf Minuten drauf gestarrt. Die Ähnlichkeit der Bilder bestand eigentlich nur durch die Körperform und den Bikini, ansonsten völlig unterschiedliche Personen. Später erst habe ich den ganzen Mist dahinter mitbekommen – es bleibt für mich die krasse Ernüchterung, dass Content auf Social Media nicht um 20% technisch verändert wird, sondern eher um 80.

Ausgerechnet Karl Lauterbach wird nun als begehrter Single gehandelt. Der twitternde Politiker ist beliebt wie nie und öffentlichkeitswirksam unterwegs. Auffälligerweise lässt er die Fliege nun weg, hat einen neuen, besseren Haarschnitt und kleidet sich nicht mehr wie ein Internatskind in den 50ern. Wer ihm einen Liebesbrief schicken möchte, kann sich an sein Büro wenden. LOL.

Männer, bildet Euch

Ehrlich.

Bildet Euch fort oder bezahlt für Fortbildungen. Und ich meine nicht nur die üblichen Leadership-Coachings, nach denen ihr dann eh nicht handelt. Sondern dort, wo man Euch ein bisschen feuer unter dem Arsch macht. Mit Respekt und Verantwortung, aber trotzdem B U R N.

Es reicht, an uns Frauen herum zu kritteln und nein, wir müssen keine weiteren Workshops und Mentorings belegen. Jede zweite Akademikerin kann vermutlich aus dem Stand einen Vortrag zu Leadership, Resilienz und Ressourcen geben. Bezahlt diese Frauen, hört zu und ändert was.

Keine sagt, Männer sind scheisse, wir sagen, Ihr verhaltet Euch scheisse, und wir geben Euch sogar den Bonus des “man/n hat es im Patriarchat so gelernt”.

Bildet Euch.

Geld statt warme Worte

Ich habe gestern sehr ausdauernd geschwiegen. Der 8. März. Es fiel mir schwer, zumal der elitäre weiße pseudo-Feminismus wieder für einen Tag die Bühne bekam. Nicht nur der, Gott sei Dank, auch meine Freundin Andrea-Vicky Amankwaa Birago moderierte gestern eine Podiusmsdiskussion im Theater Hannover, die ein wenig streitbarer war.

Einmal im Jahr wie ein Hase aus dem Hut gezaubert zu werden… Blumen… und warme Worte und Statistiken über das, was alles nicht so gut läuft aber immer besser wird.

Steckt es Euch. Ich will Parität. Ich will gesetzlich verankerte Ansprüche, die nicht larifari sind. Ich will nicht dass Mutterschaft zum Jobverlust führt. Elternzeiten für Männer sollen gesetzlich verpflichtend sein. So viel misogyner Dreck im Gesetz, das weiß man erst, wenn man drin wühlt.

Steckt Euch den WIE AUCH IMMER Tag. Ich will 365 Tage Parität.