Mittlerweile nutze ich den Blog auch um aufzuklären – was Neurodiversität ist, sollte mensch wissen, aber was hat es im Alltag auf sich und wie kann man damit leben? Denn alle in meinem Umfeld sind neurodivergent, die Kund*innen eh, manche wissen es, manche würden sagen Bullshit, weil es das Selbstbild leider für viele nicht zulässt: Aus internalisiertem Ableismus.
Eine Sache, um die wir alle nicht drumrum kommen: Kleidung. Es ist eine Notwendigkeit und darüber hinaus ist es die sofortige Botschaft nach draußen, wer man ist oder vorgibt zu sein. Dass man natürlich nicht danach urteilen soll… blabla, wir tun es.
Es gibt zwei Strömungen bei dieser Gruppe (und dazwischen natürlich auch alles): Liebt Kleidung und Accessoires, hat da sogar ein Special Interest, also eine besondere Passion dafür, oder aber hasst es, nicht aufgrund Konventionen, sondern weil Kleidung ein sensorischer Alptraum sein kann. Überall reibt es oder es engt ein, Schilder die pieksen und Stoffe, die Hitzegefühle erzeugen, urgs. Socken!! Es gibt Leute, die Socken hassen.
Mich als Beispiel: Es ist definitiv mein Special Interest, UND sensorisch bin ich sehr speziell. Es muss gut aussehen und zusammen passen, alles – und es muss sich gleichzeitig gut anfühlen. Da fallen auch schon mal Dinge raus wie gebürsteter Kaschmir, was sich toll anfühlt und schön aussieht, aber angezogen zum kitzelnden Alptraum wird.
Nun geben viele auf und sagen, Sche*ss auf Klamotten – das ist möglich, hat aber auch Konsequenzen im Alltag. Wer gut aussieht, wird bevorzugt, und das ist keine Frage des Geldes, sondern von subtileren Dingen wie Farbgebung und Passform. Zuhause sitze ich ohne Hosen am Schreibtisch, keine Frage, aber “draußen” ist meine Hose in der perfekten Länge hochgekrempelt und mit dem perfekten Oberteil kombiniert.
Diejenigen, die das als Special Interest haben, müssen wiederum aufpassen, nicht zu viel und zu beliebig Sachen anzusammeln. Das kann Spaß machen, wird aber irgendwann zu einer mentalen Belastung, egal wie groß der Kleiderschrank ausfällt. Die Qual der Wahl sage ich nur. Da muss eben durchgegriffen werden… das ist für alle Beteiligten hart.
Wer schlau ist, setzt Regeln und Routinen ein, um das Rauschen zu reduzieren. Wer schlau ist, nutzt Kleidung gezielt, um seine Umgebung zu informieren. Das tun wir sowieso, warum nicht also den Effekt auch gezielt nutzen?
…natürlich frage ich mich, ob neurodivergente Menschen Hilfe brauchen, und persönlich beantworte ich das mit ja. Auch bei solchen angeblich trivialen Dingen. Es steigert den Komfort und den Selbstwert und reduziert die mentale Belastung und das Rauschen. Damit ist man nämlich als neurodivergenter Mensch immer beschäftigt, allerdings unbewusst – deswegen entstehen Süchte wie Alkoholsucht, weil dieses Rauschen zu viel ist und man etwas braucht, um es zu reduzieren. War der Tag zu laut, zu krass, zu viel, da hilft die halbe Flasche Rotwein zum runterkommen. Deswegen ist es wirklich wesentlich, den Alltag “rauscharm” zu konzipieren, und dazu Mechanismen zu entwickeln, wie man die Belastung reduziert.Da gehört auch Kleidung zu! Innerhalb seiner persönlichen Möglichkeiten eben.
Und Identität ist eine wichtige Sache. Das wird nämlich permanent siganlisierte mit dem Äußeren, und das ist eine interessante Sache, sind viele neurodivergente Mneschen stets damit beschäftigt, sich anzupassen, oder eben nicht anzuecken. Da die goldene Mitte zu finden… denn nichts drauf geben geht eben nicht für alle Jobs beispielsweise. Was in Deutschland allerdings echt noch in Entwicklung ist: Der Mut, sich auszudrücken. Das gelingt Gen Z und Gen Alpha mittlerweile gut, wobei man sich fragen muss, ob sie nicht alle ihre Identität von TikitOki beziehen. Ist aber legitim, mensch muss sich ausprobieren, egal wie visuell herausfordernd das wird. LOL @ Miniatur – Schultertaschen und tiefsitzende Jeans.