Lesbar

Ein Interview, dem ich einfach mal zustimme:

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/angelika-wetzstein-top-managerinnen-und-ihre-erfolgsgeschichten-a-1000722.html

Übrigens erlebe ich in letzter Zeit ständig wie das Thema Quote als Frauen-Problem thematisiert wird. Dabei fallen immer folgende Sätze:

Es gibt gar keine qualifizierten Frauen.

Ach, die wollen einfach nicht in diese Mühle rein.

Wir können nix und wenn, wollen wir nicht. Aha.

Hat sich vielleicht schon rumgesprochen, dass gewisse Dinge nicht mehr rein Frauenthemen sind? Zum Beispiel eine gute Kinderbetreuung, so dass auch der Papa das Kind mal sieht? Viellicht sogar am Arbeitsplatz (staatlich gefördert anyway)?
Dass nur ein fettes Gehalt AUCH FÜR FRAUEN (Mütter womöglich!) gewisse Dinge wie Flexibilität kauft?
Seit wann muss frau immer nur bescheiden sein und schön die Fresse halten, Hauptsache dabei um ein Minimum der Quote zu erfüllen?
Warum wird “Menschlichkeit” und “Smalltalk” der Frau als Schwäche und “Weichheit” angelastet, bei einem Mann aber hochgradig gelobt? Beispielsweise stellen sich männliche Redner hin und sagen, als Vater und Partner würden sie BLBALBLA (SPD Politiker zuletzt). Würde eine Konzernchefin das tun, würde sie vor lauter gerunzelter Stirne ihr eigenes Wort nicht mehr hören.

Es heißt ja, wir sollen selbst auch aus diesen Rollen ausbrechen und uns keine alten Zuschreibungen ans Bein binden. Es ist schwer – Frauen zum Reden aufmuntern, zum Auftreten und zum nicht-graues-Mäuslein sein.
Was ich dabei allerdings erlebe: Netzwerken zwischen Frauen ja, aber dabei schön distanziert. Was allerdings viel häufiger vorkommt ist ein unglaubliches Gebashe und Gezicke, ein Betragen dass ich mit Hinterfotzigkeit nur unzureichend beschreibe.
Neulich schrieb eine Leserin, es sei schade, wenn zwei Frauen aufeinander treffen von Gezicke auszugehen. Das ist korrekt und das muss man gelegentlich mit einem Augenzwinkern sehen. Fakt ist, dass Konkurrenz zwischen Frauen sich auf viel mehr Ebenen abspielt, vielleicht weil (subjektiver Eindruck) viele etwas empathischer sind als Kerle, und oder aber auch weil sie viel mehr Rollen ausfüllen (müssen).

Also: Am Ende des Tages PRO QUOTE, aber nicht weil Frauen die besseren Menschen sind, sondern weil ich es richtig finde, dass das Geschlecht von Arschlöchern und inkompetenten Führungskräften, wie sie im Alltag so häufig vorzufinden sind, keine Rolle spielen sollte. Hehe!

6 Gedanken zu „Lesbar

  1. Ha, eins meiner Lieblingsthemen auf Deinem Blog!

    Ich habe letztens herausgefunden, dass meistens Männer die Frauenquote ablehnen – aus Angst? Dass Frauen ihnen die Jobs wegnehmen?

    Hier in der Schweiz wird ja die Minderinitiative noch heiss diskutiert (Begrenzung der Zuwanderung) – mal davon abgesehen, dass die hochgradig rechts(radikal) ist, wird sie doch tatsächlich als “Chance” für Frauen für Jobs gesehen, da man ja jetzt mehr auf sie angewiesen ist, weil keine billigen Ausländer mehr kommen. Da zieht sich bei mir alles zusammen.

    Ausserdem eine kleine Anekdote aus dem Recruiting: Ein Mann wurde gefragt, warum er eine Lücke im CV hat, und sein vorangehendes Zeugnis ist auch nicht grad der Hammer. Seine Antwort: zu dem Zeitpunkt hat er seine jetzige Frau kennengelernt, und da war er vor lauter Verliebtheit einfach zu nichts zu gebrauchen. Allgemeines jööööh, wie herzig, nein und da hat er sich extra eine Auszeit genommen?!

    Nun stelle man sich dieses Szenario mit einer Frau als Kandidatin vor, die dasselbe sagt. Ich bezweifle, dass es da dieselbe Reaktion geben würde. Betretenes Schweigen ist wahrscheinlich noch die angenehmste Reaktion.

    Herrlich, wie sehr wir heutzutage in unseren “aufgeklärten” Kreisen immernoch über Gleichstellung diskutieren müssen.
    Elissar kürzlich veröffentlicht..… Tom Ford: Eye Color Quad 03 “Nude Dip”My Profile

  2. Das trifft mal wieder so den Nagel auf den Kopf. 😀

    Ich bin ja schon eine ältere Ausgabe. Fragt nicht wie das früher war? Bin ich doch an meinem ersten Arbeitstag mit Anfang Zwanzig von einem Abteilungsleiter gefragt worden, ob ich mich schon zwischen Karriere und Kochtopf entschieden hätte?

    Ich könnte ein Buch schreiben. Aber ein Bestseller würde das wohl nicht.
    Es ist nur die Frage, ob sich in den letzten dreißig Jahren wirklich so viel geändert hat?

  3. Da hatte ich mit meiner letzten Vorgesetzten doch mehr Glück. Solche Führungstypen gibt es sehr selten, die fast mütterlich wirken. Ich hoffe, ich darf bald wieder für sie arbeiten 🙂

    Die Dame davor war eine Psycho-Tante. Die hat sich binnen Sekunden in eine Furie verwandelt. Und dann hat sie dir wieder ins Gesicht gelächelt. Nach einigen Jahren, als viele gekündigt hatten, sind sie mal drauf gekommen, dass es an der Vorgesetzen lag und haben sie rausgefeuert.
    Schrecklich, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen und viel fürs Leben gelernt. Auf die harte Tour. Hat auch seine guten Seiten. Und ich war mir treu und habe nicht gekuscht. In der Lehrzeit ist man noch das brave Schäfchen, aber irgendwann muss man auf sich schauen.

  4. Hallo,
    dein Beitrag hat mir einiges gegeben. Und die anderen Beiträge im Bereich “Gleichstellung” ebenso. Ich gehöre zu den Glücklichen, denen angeblich alle Türen offen stehen. Generation Selbstverwirklichung – jedenfalls durch die Brille der Öffentlichkeit. Zwischen Frausein, Leistungsdruck und Human Resources fragt man sich dann immer mal, wo man eigentlich selbst steht und wo man stehen möchte.
    Deine Beiträge in diesem Bereich sind wirklich tiefgründig und ehrlich, vielen Dank dafür. Und vielen Dank für die tausend neuen Fragen, die sich nun auftun und auf welche ich noch (?) keine Antworten habe.

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