GUERLAIN L’heure bleue

Ein Duftklassiker aus dem Jahre 1912 – ein Duft der entdeckt werden will und Teil jeder Parfumsammlung sein sollte.
Ob er auch tragbar ist, kann man schwer sagen.

Er braucht lange um den Duft zu entwickeln und ist erstmal rauh und flach wie ein Stück altes Metall. Metallisch ist der Duft jedoch nicht, eher der Geruch nach alter Werkstatt wo Metallspäne rumliegen. Dabei auch sanfte weiche Töne, die nicht aus der Natur entstammen – Aldehyde.
Für mich ein absolutes No-Go, hier aber erst der Auftakt zum olfaktorsichen Wahnsinn.

Der Duft ist in der Kopfnote ölig – Bergamotte, und davon nicht zu wenig. Ich liebe Earl Grey, deshalb hielt ich es wirklich gut aus mit diesem sehr gewichtigen, öligen Duft auf der Haut der gelichzeitig alle olfaktorischen Sinne anspringen lässt. Obwohl es nun einige Tage her ist, kann ich genau diesen aromatisch-öligen Duft genau aus meinem Gedächtnis abrufen. Dabei ein Hauch Mottenkugel 😉 also wieder Aldehyde, diesmal im Übergang zu Benzoe. Angeblich begleitet von Blumen wie Veilchen und Tuberose…

Aber es riecht trotzdem nicht abstossend – es duftet einfach faszinierend, wie ein abstraktes Gemälde das man nicht “versteht” auf Anhieb liebt.

Nach Stunden wird der Duft einfach weich und sanft. Tonkabohne und Vanille sorgen für einen hautnahen Duft, sind jedoch überhaupt nicht süss und holzig wie die heutigen Düfte die die einzelnen Ingredienzen rausschreien.

Die blaue Stunde, der Übergang von Tag zu Nacht wenn alles im blauen Licht eingetaucht ist und es langsam stockdunkel wird… Man weiss gerade nicht wo man genau ist, ein Übergang zwischen Wach und Schlaf, man ist jeodch noch unterwegs und lange nicht zu Hause – der Weg liegt vor einem.
Der Duft spiegelt den Übergang zu einer neuen Zeit, zum neuen Jahrhundert. Er wurde sicherlich modernisiert und den heitigen Näschen angepasst, dennoch ist es seltsam faszinierend, abstossend und anziehend zugleich.

Nach ausgiebigen Testen war ich soweit diesen Duft den man ohnehin nur schwer bekommt aus dem Laden zu entführen, wurde aber von meinen zwei liebsten Einkaufsbegleitern wieder auf dem Boden der heutigen Zeit gebracht.

Beide behaupteten gelichzeitig dass der Duft “sauber” rieche wie frischgewaschen, und dass es sie zudem an Omas Seife erinnert. Die aus dem Gästebad. Da sass ich nun: Ein Mann, eine Frau, nicht verwandt, aus verschiedenen Landstrichen, mit ein und derselben Erinnerung: Oma.
Wie soll man sich das so ein historisches Schätzchen gönnen?

Ich habe es gelassen, denn ich denke der Duft ist nicht so tragbar – er würde mich ständig beschäftigen und ablenken. Zu viele Facetten!

Wie findet Ihr den Duft?

PENHALIGON’S Lily and Spice

Es war nicht einfach diesem Duft auf die Spur zu kommen!
Eigentlich ist es in Deutschland nicht erhältlich, eigentlich, aber natürlich gibt es exklusive Parfümerien wie den Hamburger Hof die ihn führen.

Der Duft ist nichts für schwache Nerven, der Lilienduft, der sehr natürlich ist, strömt aus der Flasche mit Wucht und haut einen umgehend von den Socken. Ich hätte am liebsten die Flasche aus dem Regal gerafft und mich über und über in diesem Duft gebadet.
Doch weit gefehlt: Auf der Haut natürlich erstmal zu viel, stechend und bitter.

Es hat wirklich lange gedauert bis sich der Duft entwickelt hat, man kann einfach immer wieder feststellen dass Nischenparfüms aus echten Manufakturen nichts sind was man in fünf Minuten aussuchen kann. Nach der Lillie kam erst die pfeffrige Note als Übergang zu den sanften weichen Tönen der Basisnoten.
Wie Tag und Nacht, die weisse Lillie und die dunklen Gewürze, die am Ende eine sanfte Weichheit entwicklen, lange Haltbarkeit durch Moschus, Weiche durch Vanille, Würze und Geheiminis durch Patcouli (wenig!) und Benzoe.

Ein herrlicher Duft und ein Must-Have für alle Penhaligon’s Fans sowie für alle die ungewöhnliche florale Kompositionen zu schätzen wissen.
Allerdinsg etwas was man gerne reichen möchte, ob man sich damit einparfümieren möchte? Der Duft ist was für extravagante Tage, für Divas, oder für liebe süsse Mädels die ihre Krallen auf eine ganze eigene Art zeigen 🙂
Unbedingt auf meiner Wunschliste – nach dem Preis habe ich allerdings nicht mehr gefragt, ich schätze 80 Euro für 50 ml Eau de Parfum.

L’Artisan Parfumeur Patchouli Patch

Ich liebe diesen Hersteller und ich liebe die schweren Flakons, aber ich hasse diesen Patchouli Gestank.

Patchouli Patch riecht wie Patchouli und verbrannter Ton, ist unglaublich penetrant – er hält sich gut und lange 🙂 gerade wenn man es abwaschen will, und wird jeden Patchouli Fan wunderbar glücklich machen.
Dazu gesellen sich würzige Hölzer und eine Sternanisnote, die mir auch auf dem Teller einer Sternenküche keine Freude bereitet.

Was ich nicht mag ist natürlich kein Massstab – ich mag auch kein Chanel No.5, der Klassiker schlechthin. Und dass ich kein grosser Aldehyd-Fan bin wusste ich, aber Patchouli übertrifft es um Längen.
Doch erfahrene “Perfumistas” werden wissen ob sie lieber Moschus, Patchouli oder Aldehyde mögen beherzt zu einem Tester dieses Duftes greifen.
Ein Unisexduft übriegns, kann also “am Mann” durchaus eine bessere Wirkung erzielen.

Auch dieses Wässerchen kostet 65 Euro für 50ml.

FRAPIN Passion Boisée

Der Duft für den Alkoholiker… 😉
Oder für den Schwiegervater – wenn er schon etwas älter ist.
FRAPIN ist ein Cognac-Haus aus der Champagne und hat auch einen Duft, der überraschenderweise nach Trauben, Rum und Gewürzen duftet.

Gar nicht schlecht und auch recht männlich, wobei ich mich frage warum ist ein Duft eines Cognac-Herstelleres dafür nehmen muss… Dann lieber den LUBIN Duft Idole de Lubin, der auch in diese Rumrosinen-Ecke geht.

Die unspektakuläre Verpackung und 92 Euro für 100ml machen es doch zu einem echten Understatement Geschenk. Das riecht zumindest schon mal teuer 😉

Die Haltbarkeit ist sehr gut und der holzige-verbannte Duft ist sehr sehr männlich. Doch, wirklich nett, aber wirklich nix für jüngere Semester.

Histoires de Parfums Noir Patchouli

Wenn mich jemand fragt was so dermassen nach toter Oma unter’m Arm riecht (- dieses pietätslose Zitat stammt nicht von mir!)
dann sage ich klar und eindeutig: Patchouli.

Patchouli erträglich ist der sündig teure Noir Patchouli, der sich mit Weihrauch- und Gewürztönen so recht eignet, an diesem heutigen orthodoxen Ostersonntag, den Duft einer dunklen, von Sünde und Reue erfüllten Kirche zu evozieren.

Als Unisex-Duft angegeben ist das glatt ein No-Sex Duft – zu sehr erinnert es mich an das letze Mal beim Gottesdienst, wo ich fast ohnmächtig wurde aufgrund des unerträglichen Gestanks (katholische Kirche->Weihrauch).

Die 120 Euro für eine grosse Flasche Eau de Parfum könnt ihr mir getrost schenken. Wer aber Patchouli liebt, wird diesem Duft sicher die Ehre geben.

Ich gehe ihn mir derweil abwaschen… Brrrrr….