Milliardenindustrie verunsicherte Eltern – Schwanzvergleich bei Kinderwagen & Co

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Unter dem Hashtag / (=Motto) #statussymbolkind habe ich schon auf Twitter ein wenig gelästert.
Worum geht es?

Als werdendes Elterntier kommen einige Anschaffungen auf mich/uns zu – Kinderwagen, Bett, Kleidung (durch liebste Freundin Gott sei Dank marginal) und Accessoires wie Thermometer oder Blablubb-Flaschen.

Doch Kinderwagen oder Kleidung sind nicht nur Transportmittel und Schutz – genauso wie die richtige Anschrift, die richtige Handtasche oder der richtige Autoschlüssel am Bund sind es wichtige Statussymbole. Während ich im kapitalistischen Alltag diese durchaus kenne und bewusst einsetze (Montblanc-Kugelschreiber… Hermès-Halstuch… was auch immer) betrete ich im “Statussymbolkind” Neuland.

Verdammt kostspieliges Neuland:-)

In erster Linie hat man keine Ahnung, was man tatsächlich braucht.
Sogenannte Babylisten sind durchaus so angelegt, dass locker zwei Drittel der Sachen überflüssig sind – jedoch der Industrie einen kräftigen Zuwachs bescheren. Babyphone und Heizstrahler, Wickelkommode und Wickeltasche, Windeleimer, blablub, lauter nice-to-have, die jedoch zum Teil schwachsinnig sind.

Und dann das: Die “Marke” – dein Einkauf entscheidet über den sozialen Status bereits VOR der Geburt des Kindes.
Ist es der Mittelklasse-Kinderwagen oder der letzte Schrei aus Hollywood? Hast Du in der bekannten französischen Baby-Boutique eingekauft oder zumindest beim deutschen Pendant – oder bist Du Hardcore-Öko? Oder GAR ARM und greifst auf Flohmarktbestände zu?! DAS geht ja mal gar nicht… *Achtung Ironie*

Als nun sichtbar Schwangere komme ich mit Frisch-Muttis/Papis in der Bahn oder auf der Strasse schnell ins Gespräch, es werden Tipps ausgetauscht, aber in Wirklichkeit geht es stets um eines: Sag mir welchen Kinderwagen du gekauft hast, und ich sage Dir ob ich die Nase rümpfe. Ist der eigene günstiger, bist du ein Snob, ist er wiederum teurer, wirst du mitleidig belächelt (O-Ton: Der reicht bestimmt auch….).

Und dann ist frau ja vor Konsumerimus nicht gefeit.
Ich bekenne mich schuldig, überteuertes Spielzeug angeschafft zu haben. Aus schierer Freude und Ahnungslosigkeit. Oder gar überflüssiges Zubehör wie Babyhandtuch mit Kapuze (wirklich vollkommen unnötig).

Aber es ist ja so süss! Verdammt, verdammt, verdammt!

Und die französische Boutique… nun, ich zitiere mich gerne selbst: “…wir sind eine Mittelklasse-Familie, wir haben halt die Mittelklasse-Labels.” Hihi! Man findet dann doch eine Ausrede für alles.

Ich denke, Kinder sind in Deutschland nicht mehr nur Kinder, sondern extrem stark ein Statussymbol – eigentlich schade, aber sie werden ja immer weniger.

Was denkst DU: Sind Kinder in Deutschland ein Statussymbol? Warum?

15 Gedanken zu „Milliardenindustrie verunsicherte Eltern – Schwanzvergleich bei Kinderwagen & Co

  1. Ich bekenne mich schuldig: wir leben ohne Kinderwagen.

    Wohnhaft in einem großen deutschen Stadtstaat, sitzt man an der Quelle. Ich hab das nach der devise “wenn wir ihn brauchen” entschieden. “leider” kam der Tag an dem wir ihn brauchten nie – und so blieb unser Sohn kinderwagenlos. Ich bekam dafür recht ansehnliche ruckenmuskeln, die mit ihren Aufgaben wuchsen. Neben einem entspannten Kind 😉

    All the best.

    ps: bezogen auf die Schadstoffe in jeder Mainstream kinderkleidung ist Flohmarkt das einzig zu empfehlende… 20 mal gewaschen – da is nix mehr drinnen.

    1. Julia: Ohne Kinderwagen? Cool! Wir haben schon alleine für den Spruch: Wir haben kein Auto Rabatt auf den Kinderwagen bekommen 🙂 keine Ahnung ob man den braucht, wenn nicht wir, dann jemand anders in der UMgebung. Solche Dinge sind Gott sei Dank im beständigem Kreislauf. Ach so, und ich bin ja bekennende Ökolette – auch bei Kinderkram: also alt/gebraucht oder öko (dann gucke aber auch wo ich das in bezahlbar finde). Weniger ist mehr, kein Baby kann so viele Klamotten einsauen wie das, was ich bei den meisten im Schrank gesehen habe. Ich denke es gibt die Grundaustattung und im Zweifelfalle wird aufgestockt, nach Bedarf. Internet macht es möglich 🙂 ohne aus dem Haus zu gehen sogar 😉

  2. Hm, habe ich so überhaupt nicht empfunden.
    Fremde auf der Strasse beachte ich nicht, warum auch.
    Im Freundes- und Bekanntenkreis ist das vollkommen egal und interessiert niemanden. Ein Kind trägt schon mit anderthalb Tommy Hilfiger und Ralph Lauren, eine Freundin kauft nur Second Hand, andere kaufen bei H&M oder C&A – na und? Wir unterhalten uns darüber, wer wo Schnäppchen macht oder wer was geschenkt bekommen hat. Es gibt keinen Wettbewerb.

    Daher denke ich, entweder hat man die falschen Freunde, die nicht zu einem passen oder man legt zu viel Wert auf die Meinung Fremder?

    Ich finde, es ist heute freier denn je, man rutscht in keine Schublade, ob man beim Aldi oder bei Edeka einkauft, Golf oder BMW fährt. Oder ich bin so glücklich, eine tolle grosse Familie und einen lieben Freundeskreis zu haben, wo ich noch niemals gespürt habe, etwas falsch zu machen oder nicht das richtige gekauft zu haben.

    1. Schnikki – eine gesunde Mischung in Deiner Umgebung! Ich habe noch sehr wenig Kinder in der Umgebung und lebe in einer wohlhabenden Kleinstadt vor den Toren Hamburgs – da gibt es keine Mischung. Ich sprehe natürlich auch immer Dinge an, die mir auffallen, ob ich was drauf gebe – hm. Mal ja, mal nein. Ich bin auf alle Fälle dessen bewusst.

  3. kinder sind wirklich luxus hierzulande! heute im doktoranden-workshop: 14 teilnehmer, 12 davon frauen, alle ende zwanzig/anfang/mitte dreißig – nur eine einzige mit kind. wie schade! wie traurig! denke ich – die kinderlose, partnerlose, planlose. ich hoffe, es gibt bald einen umschwung, kinderfreundlichere politik und ein umdenken in der gesellschaft – man kann und darf sich finden, reisen, freiheiten haben und ein kind. oder mehr. wieso eigentlich nicht. oder? abgesehen davon sind teure babyklamotten meiner meinung nach verschwendung, so schnell wie sie wachsen. lieber für später sparen. wie viel man dann für den besten ranzen, turnbeutel, gameboy etc. ausgeben muss!! ohje….

    1. Jana: Richtig, das kommt alles mit der Kinderbetreuung und Schule und und und. Es darf aber nicht jetzt schon VOR der Geburt anfangen 🙂 wir haben, wie du schon sagst-andere Sorgen: Politik, Kultur.

  4. Haha, sag das nicht mit dem Einsauen, manche brauchen mehr Klamotten, als ihnen lieb ist 😉 meine Freundin hat kürzlich ihr Baby bekommen, in der ersten Nacht Zuhause (auch die erste Nacht, wo sie endlich ihren Traum vom Stoffwickeln verwirklicht hat) haben sie das Baby 7 Mal umgezogen, weil die Windel ausgelaufen ist. Da kommt man meist an die Grenze der verfügbaren Bodys und Strampler.
    Mein Spatz war Spuckkind, umziehen nach jedem Essen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen war Pflicht – und das bei 2stündigem Stillrhythmus bis zum 5. Lebensmonat… Na ja, alles wird besser um ist nur eine Phase.
    Kleinstadtleben scheint da ja wirklich schwieriger zu sein bezüglich der “richtigen” Anschaffungen. Lasst euch nicht verunsichern, ihr wisst es ihr besser für euch!

    @Julia: Kinderwagenlos ist vermutlich einerseits sehr befreiend, kann ich mir vorstellen. Auf der anderen Seite: ich schleppte Einkäufe unten mit, musste die ersten Monate 4-6 Stunden am Tag spazieren laufen, weil das Kind nur aufd em Arm oder im rollenden KiWa zum Schläfen zu bekommen war. Das hätte mein Rücken wohl nicht mitgemacht, zumal in jeder Tragehilfe verzweifelt geschrien wurde und die (nicht günstige, haha) Manduca (aber geschenkt bekommen) erst mit 6 Monaten zum Einsatz kam. Da wusste ich aber oft nicht, wie eine Wickeltasche oder Handtasche oder irgendwas mitschleppen und hab sie wenig draußen benutzt.

    1. Schnikki: Stoffwickeln?! Das hält keiner durch, ich bin ja gespannt. Da bin ich für Pamoers sehr dankbar. Ich habe keine Ahnung wie es wird, aber ich bin vorsichtig, nachkaufen kann man immer. Waschmaschine und Trockner werden hoffentlich einiges an Kleidung ersparen, das rechnet sich zwar nicht 😉 spart aber Platz und Zeit. So ein richtig dickes Fell habe ich noch nciht bekommen, die neidischen Blicke oder eben geringschätzigen fallen mir schon noch auf, aber ich denke eines Tages hat man keine Zeit mehr dafür. Ich beobachte meine Umgebung immer sehr genau und daher habe ich nicht nur immer was zum schreiben 😀 sondern sehe Dinge, die bei den meisten nur im Unterbewusstsein bemerkt und gewertet werden. Und dann sprehe ich sie auch noch aus-mag ja auch nicht jede/r hören 😉

  5. Ich sehe es gerade bei meiner Nichte…. 3 Monate alt, Sportkinderwagen, riesige Garderobe, Babymilchmaschine von Nestle (funktioniert wie Senseo!!!!), Sessions beim Kinderfotografen….
    Meistens will sie aber “nur” getragen werden und dabei sein. Entweder im Babybjörn oder im Mobywrap (cooles Ökotragetuch). Habe ich meiner Schwester geschenkt, womit ich einen Ruf als Ökotante bekommen habe… kann beides sehr empfehlen. Viele andere Dinge wundern mich… aber naja, meine Schwester findet es halt toll, ich will das nicht verurteilen.

    1. Sophie – dem baby ist es egal 🙂 es ist wichtig für die Eltern. Man kauft ja auch vieles, weil man es selbst gerne haben würde (also bei mir ist es halt das ganze Spielzeug…) Gesundheit und Liebe gibt es nicht zu kaufen, das ist wichtig – aber es sollte jeder Einkommensschicht möglich sein, Kinder zu bekommen ohne Sorgen. Luxus kostet, aber die Basics dürfen nicht so teuer sein; geschweige denn Basics wie Kinderbetreuung. Ich jammere auf hohen Niveau, klar, aber ich schäme mich auch dass ich auf der einen Seite einiges kann (wie kann ich dann jammern?!), auf er anderen Seite trotzdem ständig denken muss, es reicht nicht, ich müsste mehr und mehr in das Kind investieren., ich sei egoistisch wenn ich mir einen Lippenstift kaufe statt eine Babymütze.

  6. Hallo! Da muss ich mich mal zu Wort melden (wieder). Du wirst es feststellen: wenn der Kleine erst mal da ist, ist dir dieses Statusgedöhns in den ersten Monaten sowas von schnurzpiepegal!:-) Ich kann allerdings verstehen dass du da aus Vorfreude viel einkaufst, das hab ich auch. Und viel davon war dann im Nachhinein…nun ja. Zu deiner Frage: Kinder SIND Luxus,LEIDER!!! Und es ist egal mit welchem Geldbeutel sehr schwer, Kinder großzuziehen, denn die Gesellschaft (also vor allem die berufliche) hat sowas von keine Rücksichtnahme auf Eltern und Kinder! Es ist schade dass es so ist, aber du wirst dich durchkämpfen müssen, auf jeder Ebene. Aber das ist das Brimbamborium drumrum, darauf kommt es gar nicht an. Was ich dir wirklich als zweifache Muddi empfehlen kann: KAUF DIR EIN TRAGETUCH! und: KAUF DIR KEINEN(!) WICKELTISCH! Das Tragetuch ist der absolut wichtigste Artikel für den du Geld rausschmeissen kannst. Nichts auf diesem Planeten würde ich dir als werdende Mami mehr empfehlen (abgesehen von dem No-Wickeltisch-Tipp)! Es ist erst mal kompliziert, wenn man die Wickelanleitung liest, aber wenn mans versucht hat….friedliches Kind,Bewegungsfreiheit,immer schick,Bauch versteckt, kein lästiges Kinderwagenrumgeschiebe in der Stadt…die Liste der Vorteile ist lang, sehr lang. Wenn du magst, schreib mir eine Email: [email protected], ich helfe dir gerne, wenn du Fragen dazu hast. Zum Wickeltisch: er ist zu gefährlich, echt jetzt. Wirklich und im Ernst, das Geld kann man sich echt sparen! Ungefähr so unnötig und gefährlich wie Lauflernhilfen, aber soweit ist ja noch nicht 🙂 Liebe Grüße (und ein Lächeln!) Alice

    1. Alice: Wickeltisch steht NICHT auf meiner Liste, und ich weigere mich DInge zu kaufen. Mir wachsen die ellenlangen Listen über den Kopf und ich frage mich, wie ich ohne das überlebt habe, und alle um mich herum auch… Es gibt wichtige Dinge wie ein Thermometer oder schadstofffreie Umgebung (Möbel, Tapete etc.) aber der ganze kleien Klödderkram… aber natürlich kann ich nicht umhin hier und da (Spielzeug, wie gesagt) auch mal was Unsinniges anzuschaffen schlicht aus Vor-Freude.

      Sophie: Eine Giraffe zum draufbeissen?! Wegen Zähne? Keine schlechte Idee, aber erst nächstes Jahr 😉

  7. Andreea: kauf dir den Lippenstift oder was-auch-immer, das Kind braucht eine Mutter, der es gut geht und die ihm ein gutes und gutgelauntes Vorbild ist (behaupte ich jetzt mal). Du kannst ja strategisch konsumieren – und die Spielsachen kommen ja auch anderen Kindern zugute, wenn dein Kind dann Freunde, Geschwister etc, hat.
    Ich will dein schlechtes Gewissen nicht weiter befeuern, aber: google mal “Sophie la Giraffe”. Öko und schön, made in France 😉

  8. Hallo Andrea! Ei prima, kein Wickeltisch=gut! Und sorry, dass ich da so vehement geschrieben habe, aber das ist so ne Gefahr die man sich echt sparen kann… Mach dir keinen solche Stress mit den Listen! Zur Not gibts um jede Ecke rum ein dm, da kriegste so im Allgemeinen das Notwendigste (Alana-Bodies, Windeltwisterkartusche und. co…hast du eigentlich nen Windeltwister? Ganz klare Empfehlung! Totaler Antibiokram, aber das sind Pampers ja auch..und die Wohnung stinkt nicht). Ansonsten: Kauf Unsinn! Kleinkram! Spielzeug! Ich find das gut und kanns echt verstehen. Mann, ich bin ja mit zwei Kindern echt ausgelastet, aber wenn ich mich dran erinnere wie das mit der Vorfreude war…da könnt ich glatt neidisch werden, war alles so aufregend immer!

    1. Alice: könnte einen bekommen, kommt mir aber auch nicht ins Haus. Zu viel zu viel zu viel. Aber du sonst recht den ganzen Kram den man noch brauchen KÖNNTE holt man dann fix aus der Drogerie, die haben sogar schöne Babykleidung aus Biobaumwolle. Denke wir haben alles 🙂 und am Wocheende geht’s zum gucken in den Spielzeugladen. Hach.

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