Mein Jahresrückblick – Erfolgreich oder Failed?

Just in einer fruchtbaren (nicht: furchtbaren!) Diskussion geraten über Ageism mit einer jungen Autorin und einer etwas älteren Aktivistin, die über meinen radikal-miesepetrigen Ton etwas gestolpert sind – Instagram eben. Das ließ sich klären und ich freue mich sogar über meinen Fauxpas, weil er mir gerade eine ganz radikale Erkenntnis brachte:

Ich bin erfolgreich.

Und während ich gerade hier sitze, mit einem Arschvoll zu tun und nicht der geringsten Lust dazu, musste ich laut lachen.
Okay…

Jede Medaille hat zwei Seiten, oder?
Ich bin demnächst offiziell geschieden, habe meinen sicheren, gut bezahlten Job gekündigt, und lebe alleine.
Absolut Failure, und das sicherlich nicht nur in den Augen meiner konservativen Familie, die alle drei oben genannten Punkte als absolute Sünde betrachtet. Die Kinder nicht zu vergessen-ich bin eine schlechte, ja gar keine, Mutter.
Oder:
Ich bin frei, ich habe einen eigenen Raum (nach Virginia Woolf) und bin selbstständig. Ich habe einen erfolgreichen und lückenlosen Lebenslauf, Studium, Berufserfahrung und auch privat alles abgehakt, was gesellschaftlich als erstrebenswert erscheint. Während ich mich also in meiner sehr nüchtern eingerichteten Bude umschaue, meinem “eigenen Raum”, meiner Schreibhöhle und meinem Büro – könnte ich es besser haben? Ja. Aber nicht viel.

Was ich eigentlich sagen will: Mach Dir Mut!
Mach Dir selbst Mut.
Schau auf die positiven Dinge, die gibt es wirklich immer. Schau auf das, was andere sehen, was Du aber immer so schlecht siehst. Auf das Plus statt auf ein Minus. Pack Dir ein Motivationsspruch ins Bad und einen im Kühlschrank: >>Failed und happy.
>>Failed und gesund.
>>Failed und voll okay.
>>Failed, aber Pandemie überlebt.
>>Failed, aber kann die beste Tomatensauce kochen.

EDIT:Habe ich etwa “FAILED” geschrieben? Da kann man mal sehen, wie der Imposter Syndrom zugeschlagen hat, und ich habe es nicht mal gemerkt. Es heißt natürlich GUT oder GEIL, sucht Euch was aus.

Definiere Erfolg außerdem für Dich persönlich um. So, dass es paßt. Geld? Klaro! Berühmt? Wenn’s Dich kickt, go for it. Karriere? Immer. Geile Beziehung? Logo. Geile Schuhe? Du bist die Beste!
Ehrlich, der ganze Scheiß ist total sinnlos, wenn man sich eingehend damit beschäftigt – wir hecheln da wieder Normen hinterher. Und deshalb ist es wichtig, eigene Normen zu definieren und gesellschaftliche Normen wiederum bewußt als Werkzeug zu nutzen.
Es ist sehr viel Arbeit auf der einen Seite, eigene Werte und eigene Erfolge auch wirklich zu fühlen, auf der anderen Seite ist es unerläßlich, weil sonst früher oder später die große Sinnkrise droht – und ich hatte sie schon, und ich habe sie bei anderen auch mitgemacht.
Also los, mach Deine eigene Rückschau, Schmierzettel raus, Kuli, und ein paar gute Dinge aufschreiben.
Und hinterher Belohnung: Sushi, Schokolade, Schmuck, whatever floats your boat. Tschakka.

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