Habitus und kulturelles Kapital – was das ist und was es kostet

Interessanterweise wird bei Habitus Frauen Dankbarkeit angeraten (siehe Spiegel Artikel von Karriereberaterinnen, einfach googeln) und Männern Golf spielen. Damit werden selbstverständlich die alten Rollen fortgesetzt, auf der anderen Seite kommt man nur ins Spiel, wenn man das Spiel spielt oder zumindest für eine Weile dazu bereit ist. Das Ziel muss lauten: Make the rules, break the rules.

Was ist Habitus? Das ist die Zugehörigkeit zur einer bestimmten Gesellschaftsschicht und damit ist häufog auch eine Schicht gemeint, die weiter oben ist, über die Mittelschicht. Es spricht keiner über den habitus der Arbeiterklasse, oder?
Was sind Kennzeichen für einen bestimmten Habitus? Zum einen gibt es die unsichtbaren Dinge wie Tischmanieren und Sprache oder Sprachkenntnisse sowie die sichtbaren Dinge wie Kleidung, Hobbies und Titel.

Habitus erreicht man also, in dem man sowohl in kulturelles Kapital investiert als auch schlicht und einfach Kohle hat (das würde man natürlich nie so ausdrücken, sondern man würde sagen: “indem man finanzielle Stabilität und Wachstum anstrebt”).

Habitus wird umgangssprachlich auch als Stallgeruch bezeichnet. Der Unterschied zwischen Menschen MIT und Menschen OHNE ist in der Regel lediglich, dass man Habitus von Kindesbeinen erlernt hat und dieses sich nicht erst im laufe des Lebens aneignen muss.

Nichtsdestotrotz ist das möglich, in dem man mit Geld auf etwas schmeißt, was vielen Aufsteiger*innen nicht in den Sinn kommt: Statt Prada Schuhe kaufen in kulturelles Kapital investieren.

Was ist kulturelles Kapital? Ich gebe mal ein einfaches Beispiel: Lobster essen gehen und das entsprechende Besteck. Es gibt Zangen und Gabeln und Schüsseln mit Zitrone UFF! – der Tisch sieht aus wie mit OP-Besteck bestückt. Kulturelles Kapital ist nicht nur der Umgang damit, sondern zu wissen, dass man den Hummer bereits ausgelöst bestellt und sich die erniedrigende Schlacht am Tisch erspart.
Kulturelles Kapital ist also alles, was “gehobene” Kultur ausmacht: Manieren und Förmlichkeiten kennen, also kulturelle Codes kennen; Fremdprachen, Instrumente, Theater, Oper, Kunst; zur jeweiligen Schicht zugehörige Hobbies wie Jagd, Reiten, Fliegen, Ballett, Reisen; auch karitativer Einsatz kann dazu gehören.

Die Kosten sind ganz klar nicht nur monetär, sondern auch zeitlich, weshalb es durchaus sinnvoll ist, das von Kindesbeinen an zu ermöglichen. Allerdings wird Habitus auch und primär durch finanzielle Wirksamkeit erreicht, die nicht nur Geld an sich bedeutet, sondern auch Netzwerke, die im Zweifel ohne monetäre Gegenleistung agieren. Es wird nicht angestrebt, diese exklusive Position anderen zu ermöglichen, sondern ganz im Gegenteil, durch Ausschluss zu behalten und ggf.selbst weiter hoch aufzusteigen.

In Groß-Britanien gibt es einen Aufstieg des Kapitals in den sog. Adelsstand, zumindest gibt es den Anschein eines Durchlasses, wie es prominenterweise die Ehefrau des Thronfolgers, Catherine Middleton erreicht hat. Dort stehen entsprechend Angebote über Etikette und alles drumherum im hohen Kurs.

tl;dr: Habitus ist Selbstbewußtsein und Souveranität. In kulturelles Kapital investieren kann helfen, einen bestimmten Habitus (im Sinne eines gehobenen Milieus) zu erlernen.

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