Die Pille danach bekommen – PiDaNa oder EllaOne

Nach der Debatte um das Recht zur straffreien Abtreibung (furchtbares Thema, aber hilft nichts, es weg zu schweigen) fiel mir siedend heiß ein, dass Frauen ja eh nicht so viele Möglichkeiten und Rechte haben.
Es gilt nach wie vor, nach wie vor tausend Jahren, wer die Kontrolle über die Reproduktion hat, hat die Macht. Eine Zeitlang war es die Kirche, jetzt ist es der Staat und zunehmend die Industrie.
Sich selbst informieren ist immerhin einigermaßen gut möglich, aber daran denkt man meistens erst, wenn die Hütte brennt.

Die Pille danach ist ein Hormonpräparat, das den Eisprung verzögert, so dass es nicht zur Befruchtung der Eizelle kommen kann. Es ist keine Abtreibung! Platzt das Gummi und frau weiß, es ist zur fruchtbaren Zeit geschehen, muss sie nun folgendes tun: Möglichst schnell in einer Apotheke eilen.
Und schon kommen die ABER – sie muss persönlich dahin. …nachts den Kerl in die Apotheke schicken? Vergeßt es. Nein, frau muss selbst die Hose runter lassen und sich dabei in der Apotheke ihrer Wahl einer Befragung unterziehen. Im Ernst! Und einer Belehrung. Demütigend, aber dafür rezeptfrei. Minderjährige Mädchen benötigen ein Rezept vom Frauenarzt, dafür ist das Präparat kostenlos. Sie müssen nicht mit den Eltern dahin!

Der angebliche Grund: Die Präparate sind sehr stark dosiert und nicht ungefährlich. Dass man loskotzt, ist das mindeste, der Hormonhaushalt wird kräftig durcheinander gewirbelt. Frauen, die ohnehin hormonell verhüten, sollen beim Vergessen der Pille nicht dazu in der Lage sein, sich ohne weiteres und unbedacht eine weitere Hormonbombe reinzupfeifen. Es klingt schlüssig, schließlich haben nicht alle Zugang zur sexuellen Aufklärung und zur vernünftigen Verhütungsaufklärung durch die Ärzteschaft. Das meine ich leider nicht ironisch.

Die Pille kaufen und für Notfälle zuhause aufbewahren ist somit hinfällig. Man kann natürlich einfach einen Vorfall faken und hoffen, die diensthabenden ApothekerInnen glauben es. Trotzdem, die Hemmschwelle in die Apotheke zu gehen und einer wildfremden Person mitten in der Nacht oder am besten mitten in einer größeren Gruppe von Kundschaft zu sagen: Ich hatte eine Verhütungspanne… dürfte sehr groß sein.

…kann man das Zeug online bestellen? Ja. Ob das seriös ist, weiß ich allerdings nicht.

Welche Präparate gibt es? Es gibt zwei, mit unterschiedlichen Wirkstoffen: die PiDaNa und die EllaOne.
Hierzu gibt es einen Beitrag in der Apotheken Zeitung:
https://www.apotheken-umschau.de/Verhuetung/Notfallverhuetung-Pille-danach-226177.html

Woher ich das weiß? Ich habe im Internet gesucht und wollte wissen, wer das anbietet und was es kostet (um die 35 Euro). Ich fand nichts, rein gar nichts, kein Präparat, keine Werbung, nada. Ungewöhnlich!
Ich ging also in die Apotheke und verlangte laut eine Pille danach. Ganze zwei Apotheker mussten meinen Frust und meinen Unmut ertragen, während ich fluchend davon zog – immerhin müsse man nicht mehr zum Frauenarzt, sagte die Apothekerin. Da kein Notfall vorlag, würde ich kein Präparat bekommen, aber man tröstete mich damit, dass sie es immerhin führen. Das tut übrigens nicht jede Apotheke, also ist ein Anruf vorab ratsam.

Aufgrund mangelnder Information kommt es zu traumatisierenden, nicht notwendigen Abtreibungen, so wie der Verbot von Verhütung von religiöser Seite ebenfalls dazu führt.
Irrsinngerweise in einer Zeit , in der die Reproduktionsmedizin boomt, die andere Seite der Medaille und der Grund, warum die Deutungshoheit über die Reproduktion sich vom Staat (kriminalisiert Abtreibungen) in die Industrie verschiebt (macht einer reichen Klientel fast alles möglich).

Warum werden uns diese Infos vorenthalten? Warum werden wir Frauen kriminalisiert und moralisch verurteilt?

DAS RECHT AUF INFORMATION IST UNANTASTBAR.

DAS RECHT DER FRAUEN, ÜBER IHRE REPRODUKTION ZU ENTSCHEIDEN, IST UNANTASTBAR.

Das Geschäft mit der Frauenförderung – Augenwischerei statt gesetzliche Quoten

Oh, der Titel klingt schon so richtig nach Stunk! Ich werde gleich ein paar lose Gedanken zusammenbringen, die mein Beliebtheitsgrad gleich mal wieder um ein paar Grad sinken lassen. Warum? Weil man immer alles hinterfragen muss. oder weil steile Thesen mehr Beachtung finden als harmloser Blabla. Oder weil es doch ein Funken oder zwei oder gleich einen Großbrand Wahrheit enthält? Your choice.

#augenwischerei
Zunächst einmal kommen wir zum Thema HYGGE – das bedeutet wohl Gemütlichkeit und wer sich nicht an den Barrikaden der Karriere abkämpft, hat sich an HYGGE abzukämpfen. Selbstgebastelte Adventskalender, selbst gezimmertes Kindermobiliar mit einem Hauch Vintage (bemalt, abgeschliffen, lackiert-einfach kaufen ist nicht!) und unbedingt entspannen und #metime einplanen, in der man mit anderen Frauen Keramik bemalt. Natürlich erfordert das alles Stress und Orga ohne Ende vorab, um die Kinder dem Ehemann anvertrauen zu können, dazu am besten noch vorkochen und die Fahrten. Zeit für sich muss getaktet, geplant und GEKAUFT werden – die Beschäftigung der gerade sehr unruhigen weiblichen Mittelschicht kulminiert in den FLOW Zeitschriften und ihren Geschwisterchen.

Doch wer mit HYGGE beschätigt ist, hat keine Zeit zum revoluzzen, auch nicht im engsten Umfeld, auch nicht mal auskotzen darüber, dass man eigentlich keine Zeit hat.
Man geht ja auch arbeiten, na ja, in Teilzeit eben, den deutschen Betreuungszeiten angepasst, und die Arbeitslast ist hoch genug, das rumeiern mit den Blagen zum Zahnarzt und Klavierunterricht, und dann auch noch HYGGE HYGGE HYGGE. (Oh, kein Hohn: ich kenne das nur zu gut, aus eigener Anschauung!)

Dazu hat Silke Burmester was feines geschrieben: Kapitalismus hat uns wieder in ihre Krallen bekommen, denn wer HYGEE-lisiert, hat keine Zeit sich zu beschweren:
http://www.sueddeutsche.de/medien/frauenzeitschriften-die-maer-vom-einfachen-leben-1.3777228

Da geht es natürlich auch um Nicht-Konsum und Nachhaltigkeit (hier Kotz-Emoji einfügen), doch wenn wir ehrlich sind: Es geht darum, die Frauen am Herd zu halten. Ob es jetzt der feine Kamin ist, der Backofen mit den selbstgemachten Keksen aus selbstgemahlenem Mehl: Es ist egal.
Die Forderung des Kümmerns, auch um sich selbst kümmern, hat sich einfach nur etwas verlagert und stellt uns still.

Halt deine Fresse. Punkt. HYGGE!

#frauenförderung
Fakt ist – und ich sah es neulich: Die arbeitenden Frauen mit Familie (ob Frau, Hund, Kinder, alles zählt als Familie!!) sind ziemlich durch. Zerrissen, völlig übermüdet, hängen sie in ihrer Freizeit auf Vorträgen der BRIGITTE ab, in denen ihnen erzählt wird: JA! DU SCHAFFST DAS! Gib einfach noch mehr Gas! Mach Dich selbstständig mit HYGGE oder besuche ein paar Seminare zum Thema ***** nur für Frauen, wo du mit anderen fertigen Frauen fest stellen musst, dass sich das Haus ohne Job nicht abzahlt und eine Selbstständigkeit leider nicht eine 20h Woche flexibel bedeutet, sondern 7/52 und kein Urlaub die erste zwei bis drei Jahre (außer Schatzi verdient genug, natürlich – die Damen gibt es auch zuhauf, die rebellieren auch nicht, wozu).

Aber warum schafft Ihr es nicht? Ihr macht Euch selbst kaputt, heisst es aus männlichen Reihen. Es gibt doch Gleichstellungsbüros (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und eine weitere Methode, den Angestellten ein Maulkorb zu verpassen), es gibt die Vorgaben nur Frauen einzustellen (nicht in den deutschen Vorständen, wo die Entwicklung lautet: AUF GAR KEINEN FALL!) und auf Podien versucht man immer, auch eine Frau enzuladen. Meistens ist es eine Moderatorin, wenigstens das, die wird ja auch bezahlt. (ODER????)

Frauenförderung ist ein ganzer Zweig an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, mit Veranstaltungen, Gremien, Vorträgen, Messen und Co-Working-Spaces. Ist es schlecht? Nein. Bewirkt es etwas? Nein.

Eben.

#pro-quote
Die Selbstverpflichtung der Unternehmen (selten so gelacht…) funktioniert irgendwie nicht. Hm hm. Was kann man da bloß machen? Ich weiß auch nicht. Hast DU eine Idee?

Ich habe da eine, sie hat in anderen Ländern bereits funktioniert. Sie heißt gesetzliche Quote und liegt bei 50%, so wie der Anteil in der Bevölkerung. Dass da auch unfähige Trittbrettfahrerinnen an Bord sind – nun, das will ich hoffen, auch dieses männliche Privileg des Nichts-Könnens, aber schulterklopfend befördert werden, muss langsam mal fallen.

Für politische Debatten fehlt den Frauen aber die Zeit, weil HYGGE und die Möglichkeit, weil sich bereits um die 70% im Bundestag an breitbeinig, sich die eierkraulenden Menschen festgesetzt haben. Da wird mitnichten einer was tun: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Und für die Ehefrauen und Töchter wird sich schon was finden, letztere wird man gut verheiraten, dann können sie halt HYGGE… und so weiter und so fort.

Ich wünsche Euch einen schönen Nikolaus!

P.S. Ich kritisiere nach wie vor alle, die den Kopf in den Sand stecken und es damit anderen Frauen schwerer machen. Ich alleine kann wenig, zu dritt sind wir schon ein Stachel, zu dreißig tausend sind wir nicht zu überhören, und drei Millionen reichen für einen anhaltenden Umsturz.

Das erste Mal: Das zweite Mal

Zunächst die Zusammenfassung: ich habe es mir etwas anders vorgestellt…!

Wir haben uns für ein zweites Kind entschieden. Völlig unerwartet für unseren Umfeld – meine Mutter ließ fast den Hörer fallen, als ich fröhlich verkündete, dass ich schwanger sei.

Als nächstes erfuhr es Teddy, um möglichst lange Zeit zu haben, sich darauf einzustellen. Schließlich ist es ein großer Einschnitt für ihn, er wird vier sein und ein großer Bruder – eine Änderung, die er versteht, die trotzdem zu verkraften sein wird. Nicht mehr alleiniger Herrscher! Tja.

Eine zweite Schwangerschaft und eine zweite Geburt – der Abstand war jetzt groß genug, um den Scheiß wieder auf sich zu nehmen. Natürlich war das pflegeleichte Kind und eine Partnerschaft auf Augenhöhe in allen Belangen ausschlaggebend, aber das ist die rationale Seite. Zum ersten Mal wollte ich es einfach, weil ich es wollte. Punkt.

Der Plan war parallel meine Dissertation zu Ende zu schreiben bzw. in einer editierbaren Version fertig zu haben; alles vorhanden und vorbereitet. Und dann… Weiterlesen…

Das tollste Kind der Welt – ein wenig Selbstlob

Ein sehr ehrlicher Anfang. Ich habe das tollste Kind der Welt (wie jede/r Eltern) und werde ihn und somit mich gleich über den Klee loben und öffentlich bekunden, wie toll er ist. Mit dreieinhalb Jahren dürfte ihn das wenig interessieren, und peinliche Dinge werde ich ihm ersparen. Denn das Internet vergißt nicht und so eine öffentliche Mutter ist schon peinlich genug.

Die Blogpause hat mir gut getan, ich soll aber bitte wieder schreiben, wie Leserinnen und Freundinnen meinen. Stimmt, denn von Forschung alleine kann keiner leben (und das meine ich nicht nur finanziell…!!) Worauf ich mich in letzter Zeit konzentriert habe, ist auch etwas mehr von diesem Wesen mitzubekommen, dessen Leben wir begleiten. Wir ist übrigens ein viel größeres WIR als bei allen anderen Paaren, das ich kenne – denn ich übernehme nicht den Löwenanteil an Dingen Zuhause. Oder zumindest haben wir alles so aufgeteilt, dass jeder das übernimmt, was er nicht absolut hasst. Und es gleicht sich immer wieder aus. Der Selbstlob gebührt somit zu einem sehr großen Teil dem Ehemann und “Papi”. Keine weitere Ergänzung, Euer Ehren.

Dieses Kind treibt uns, um vorweg gleich die Wahrheit zu sagen, gelegentlich an den Rande des Wahnsinns. Nicht nur sitzt es niemals still, es ignoriert unsere Bitten, Anweisungen und Fragen eigentlich durchgehend. Und singt dabei. Das ist wohl normal? Bis wir morgens aus dem Haus sind, haben wir etwa 80mal anziehen, Zähne putzen, Gesicht waschen gesa get und etwa 120 mal das Kind eingefangen, das sich nochmal in unser Bett versteckt, lieber spielt oder einfach nicht will. Wer Simpsons guckt, kennt die Szene, in der Homer den kleinen Bart würgt. Das haben wir täglich mehrfach vor Augen.

Und dann gibt es die anderen Seiten des fabelhaften Teddy. Weiterlesen…

Mütter reiten auf Einhörner durch’s Kita-Land – das Leihkind

Meine Kollegen sind schwanger, und das erinnerte mich daran, dass ich lange nicht mehr aus der Mutterperspektive geschrieben habe. Die habe ich einfach nicht, ich bin keine Vollblutmutter, sondern einfach auch Mutter. Während es jetzt modern ist, sich in seinen Social Media Profilen als “Vater” zu outen, ist es leider für die Frauen immer noch die Krux. Auf der einen Seite können sie hier oder da die Karte ziehen (Termin vormittags bitte, muss um drei in der Kita sein – klappt immer, muss auch…)aber in 80% der Fälle heißt das ehrlich gesagt: Hast Du Kinder, hast Du Pech.

Und weil Teddy so wahnsinnig pflegeleicht ist, wollte ich es mal austesten wie es für die “richtigen” Mütter ist, die mit zwei oder drei Kindern rumkutschieren, dazu arbeiten, und weder Ehemann noch Putzfrau als Entlastung haben. Ich lieh also ein Kind aus. Weiterlesen…