Cancel Culture existiert nicht

Okay, ich sage Euch mal, wenn ich alles canceln würde und warum, und dann stellt Ihr fest, ES GIBT KEINE Kultur des Abkanzelns. Die Auswahl ist auf die Branche der Oberflächlichkeit bezogen, und ihr kennt alle Namen, deswegen nehme ich mir nur ein paar aktuelle Beispiele zur Brust, weil die Liste und vor allem die Namen mir die Kotze in den Mund hochtreiben lassen.

Johnny Depp.
Alessandro Michele von GUCCI, der sich permanent mit Jared Leto, einem branchenbekannten Pädophilen, zeigt.
Jared Leto, siehe oben.
Alexander Wang, der Leute unter Drogen und Alkohol setzt.
Chris Brown, der Rihanna geschlagen hat und verurteilt wurde.
Nick Carter.
Prince Andrew.
Jeder im Umfeld Epstein und Maxwell.
Woody Allen, der immer noch Filme dreht.
Trump, Weinstein, so ziemlich jeder deutsche Regisseur und Bühnenmacher, nur dass sie so gut wie nie namentlich genannt werden, habe ich sogar aus dem persönlichen Umfeld erfahren; Luke Mockridge und ja, er ist noch im Fernsehen.

Wenn man “deutsche Stars denen sexuelle Belästigung vorgeworfen wird” bei Google eingibt, kommt nix. Das englische Pendant hingegen spuckt Listen aus und Beiträge von seriösen Medien, es gibt Verurteilungen (wenige), und auch diese Männer sind immer noch medial präsent und erfolgreich. Ein Gegenbeispiel: Eine junge deutsche Prominente, die quasi vor laufender Kamera vergewaltigt wurde, und bei der es hieß, selbst schuld. Amber Heard, die ihre gut dotierte Filmrolle verlor, nachdem sie sich als Opfer häuslicher Gewalt bekannte.

Es gibt natürlich auch viele medial präsente Menschen, die Schwachsinn von sich geben, und dennoch immer wieder in Talk-Shows sitzen und Buchverträge bekommen. Precht und alle seinesgleichen, und dabei sind es zu 80% Männer. Nicht weil es nicht auch ignorante Frauen gibt, sondern weil Frauen grundsätzlich nicht präsent sind. Hat den Vorteil, dass Doofheit weiblicher Nuance zwar stärker auffällt, aber auch öfter mal nicht auffällt. Sara Wagenknecht ist so ein Beispiel.

Tatsächlich habe ich diese Tage auf Twitter eine kleine Zusammenfassung eines amerikanischen, leitenden Journalisten gelesen, der sich zur unglaublich grausigen Sache mit Vergewaltigung und Handel von Kindern in Hollywood beschäftigt hat (alle wussten es, so seine Aussage). Er schreibt, er sei unglaublich traumatisiert und könne 80% der Dinge trotz Beweise und Dokumentation ohnehin nicht veröffentlichen. Seine Position sei nicht mächtig genug und man würde ihn im Nu fertig machen – nicht nur beruflich. Die Mittäterin wurde zu 20jahren Haftstrafe verurteilt. Übrigens spannend, dass auch der Anwalt von Depp dahin Beziehungen unterhielt, und der wiederum ist mit der Kosmetik-Produzentin Barbara Sturm verheiratet, die wiederum ihre Produkte durch ihren Hollywood Zirkel bewerben lässt. Geld stinkt scheinbar nicht genug, egal womit und mit wem es verdient wird.

Cancel Culture ist somit ein Begriff, der erfunden wurde, um aufschwellende Diskussionen von vornherein zu vereiteln. Wobei das recherchierte Fakten sind, und kein Anschuldigungen.

Shoutout an die Journalist*innen, die sich das antun!

Abgöttisch hassen

…gerade bei Twitter gelesen “welches Lebensmittel man abgöttisch hassen würde” und ich war so schnell am Tippen, das glaubt mir keiner!

Ich hasse Ziegenkäse. Gegessen das erste und letzte Mal auf einer Juristen Party in einer 200qm Altbau-WG in Eppendorf *eyesroll*. Da stand dieser schöne weiße Käse, tückischerweise auch so nett drapiert, in der Küche und ich biss nichtsahnend in das feste weiße Stück rein… so schnell hing ich nie über der Spüle, auch wenn es wirklich unhöflich ist, und während die halbe Küche versuchte sich zu erinnern wie der Heimlich-Griff ging, schnappte ich mir die nächstbeste Flasche harten Alkohol – es war Wodka! und spülte. Der Geschmack verfolgt mich bis heute noch, einfach furchtbar. Nun wusste ich ja gar nicht was das ist, also musste ich auch noch peinlicherweise erfragen, was sich hinter diesem tödlichen Lebensmittel verbarg. Scheinbar war ich trotz einigen Ausflügen in Sterne-Restaurants bislang verschont geblieben. Diese Delikatesse ist eine der wenigen Dingen, die mir gestohlen bleiben kann, genau wie Austern, Schnecken und Lammfleisch.

Abgöttisch lieben oder abgrundtief hassen – wenn beides sich vermischt, dann ist es fast schon Beweis für ADHS, also jemand der so schnell denkt, dass solche Redewendungen durcheinander kommen. Passiert mir ständig. Ich hasse abgöttisch dieses wunderschöne Wetter da draußen, das mich derzeit absolut krank macht. Natürlich möchte ich raus, Sonne, Licht, das Grün! aber genau das bringt mich um. So sitze ich in meiner Bude mit Schüttelfrost, arbeite eine Stunde, ruhe mich sechs aus, und mache wieder etwas, on repeat. Es ist effizienter als zwei Tage durchkrachen und anschließend drei sterben, insofern siegt Kontinuität über Genius, wir haben es alle befürchtet.

Ich liebe abgöttisch… Seide, Kaschmir, Buchstaben.
Ich hasse abgrundtief Polyacryl, Watte, glänzende Reissverschlüsse an Hosen.
Abgöttisch hassen tue ich Chips, Männer, Computer, lauter Dinge die theoretisch was Gutes sein könnten, aber es am Ende leider nicht sind.

Level Up – Weiterentwicklung ist ein Prozess nach vorne

Die Überschrift klingt eigentlich total einleuchtend, oder?
Der Mensch trifft aufgrund vergangener Erfahrungen Entscheidungen für die Zukunft. Rückschlüsse für Beschlüsse.

Schön wär’s!

Ich nehme mich da nicht aus, und fairerweise sollte ich dann auch hier von mir erzählen, als exemplarisches Beispiel. Mein altes Ich war immer “irgendwie”, wenn ich ehrlich bin. Ja, man hat mir Intellekt und Stil zugesprochen, aber ich wusste gar nicht, wer ich bin, weil ich durchs Leben raste, und das ist ganz normal. Sämtliche tiefer gehende Einschnitte im Leben trug ich auch nach außen, stilistisch insbesondere, und nur mein guter Geschmack (wenn auch unsicherer Geschmack) rettete mich davor, wie eine teure Version einer Altkleider-Sammlung herumzulaufen, sprich zusammengewürfelt und unpassend. Weiterlesen…