Ja zur Frauenquote

Nochmals, und für alle: JA ZUR FRAUENQUOTE.

Ich möchte hier nicht nochmal das Buzzword-Bingo zum Thema auffahren, aber ich sage nur: Gender Pay Gap, mangelnde Familienbetreuung, keine Frauenquote, Altersarmut. Alles hängt miteinander zusammen, ohne Anfang, ohne Ende – sie bedingen einander und verursachen sich gegenseitig. Beim Gender Pay Gap kann frau noch ein bisschen was tun, aber die Chance bekommt sie erst einmal nur durch eine Quote, dann kann sie entsprechende Strukturen für Familie einfordern (liebe Männer, endlich hättet auch Ihr Anrecht auf Familie!) und die Altersarmut würde eingedämmt werden – für alle übrigens, weil mehr Lohn=mehr Steuern=mehr Sozialabgaben=weniger Niedrigrente=Kostenausgleich der Bildungskosten=…

Der zweite Weltkrieg hat Deutschland mehr eingebrockt als das Unaussprechliche, was geschehen ist – die heutige Situation der Frau gehört leider dazu. Und nein, ich bin nicht dankbar dafür, dass ich immerhin schon wählen darf!

Und wie kann ich pro Frauenquote sein? Will ich ewig die Quotenfrau sein?

Ja!

Leck mich am Arsch, aber ich will lieber einen Job durch Quote, als gar keinen oder einen schlecht bezahlten.
Lieber durch Quote aufsteigen, als ewig einen immer und ausschließlich männlichen Vorgesetzten vor der Nase zu haben.
Lieber das Hauen und Stechen mit hinterfotzigen KollegInnen auf Führungsebene, als Friede, Freude, Eierkuchen als Hirntote.
Lieber auf den Tisch hauen können für ein Kita-Platz, statt drum betteln zu müssen.
Lieber fette Zahlen auf den Steuerbecheid – und auf der Renteninformation.

Und wie soll man das tun?

Da die obigen Punkte alle miteinander zusammenhängn, muss man nur einen Punkt ändern, der die anderen ins Rollen bringt. Die Frauenquote ist am billigsten und a schnellsten umzusetzen, die Familienpolitik (kein Kommentar weiter…) wird langsamer mahlen, aber die zöge dann nach (Baby- und Kinderbetreuung, Ganztagesschule) und die Gehälter und die Einnahmen werden steigen und das Geld kann wieder irgendwo in Berlin, Stuttgart oder Hamburg in Milliardenhöhe verprasst werden.

Und ja, es ist so einfach. Nur tun – das tut ja keiner.

Ach ja, ich persönlich und einige die ich kenne … habe durch die Frauenquote profitiert. Es war immer ein Mann übrigens, der diese Frauen gefördert hat, weil sie gut waren – er brauchte jedoch stets die Quote als Begründung nach außen. Ich rede von Frauen, die heute begehrte Top-Positionen haben und angeboten bekommen – aber ich rede nur von zwei. Und kennen tue ich dann doch erheblich mehr… Übrigens mussten beide einen Betreuungsplatz für die Kinder mit aushandeln – hallo, warum ist Betreuung nicht für alle selbstverständlich? Mittlerweile hört man das auch von den Männern, das ist zwar schön, dass nicht alle Frauen Kinder hüten und dem Mann den Rücken stärken, aber das darf in einem der reichste und fortschrittlichsten Länder der Welt doch kein Thema sein…

6 Gedanken zu „Ja zur Frauenquote

  1. Die Frauenquote gilt für die 3 Stellen im Top-Managemet in Deutschland, das ist vielleicht ein Tropfen auf dem heißen Stein.

    Eine amerikanische Autorin (und Journalistin vielleicht, hab den Namen leider vergessen) hat gerade in einem Interview (vermutlich BRIGITTE, auch vergessen) erklärt, dass man sich eher langsam Sorgen um die Männer machen müsste.
    Weil: von den 16 Berufsfeldern, die groß im Kommen sind (welche genau, wurde nicht erwähnt) 13 weiblich dominiert sind. Ich habs nur überflogen bisher und daher die anderen Argumente vergessen, meine Güte. Aber es klang alles recht schlüssig.
    Aber so oder so sind wir im jeder Hinsicht weit von einem Gleichstand entfernt, für wen das auch immer besser oder schlechter ist.
    Dummerweise habe ich nix dazu beizutragen, um es besser zu machen.
    Bin schon seit dem Studium ne Quotenfrau in der IT Branche, was sich gebessert hat, seit ich IT in der Gesundheitsbranche mache. Wurde bisher nie übergangen oder einen Vorzug männlicher Kollegen mitansehen müssen. Kann sich ja ändern, man weiß es nicht.

  2. Ich bin auch Pro-Quote. Schon allein, weil mein Freund, wenn er mich doch noch rumkriegt in Sachen Familienplanung, sich dann auch darum kümmern darf ohne mit Repressalien rechnen zu müssen.

    Und ich habe es so satt jedes Mal mindestens doppelt so gut sein zu müssen wie ein Mann. Und mir trotzdem vorwerfen lassen müssen, dass ich mir mit meiner Weiblichkeit einen Vorteil verschafft habe. Da beißt der Hund sich sowieso in den Schwanz.

    Und in Sachen EP lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad etwas machen. Verlangt man so viel ein Mann wird man nicht eingestellt (fresst das ihr sogenannten Experten) oder es werden zusätzliche Zuwendungen erwartet. Danke auch! Und nein, ich bin nicht im Management sondern stinknormale Sachbearbeiterin ( Assitentin) und verdammt gut darin.
    Usi kürzlich veröffentlicht..#191: Douglasbox JanuarMy Profile

  3. Hihi, mein momentanes Lieblingsthema!

    Sehr zu empfehlen auch dieser Artikel:

    http://www.sueddeutsche.de/karriere/focus-titel-contra-frauenquote-quatsch-mit-quote-1.1572421

    Meiner Meinung nach bringt es nichts, rumzujaulen, dass es ja nuuuur die Quote ist, die Frauen nach oben bringt. Leider ist das oftmals so. Wir werden die immer noch patriarchalisch geprägte Gesellschaft nicht innerhalb weniger Jahre ändern können.

    Aber vielleicht klappt es ja um die Ecke herum: Junge Menschen, die sehen, dass eine Frau als Führungskraft eine feine Sache ist – auch wenn sie über die Quote dorthin gekommen ist – werden vielleicht offenere Entscheidungsträger, die irgendwann ganz selbstverständlich unquotiert Frauen und Männer gleichberechtigt behandeln, wenn es um Beförderungen geht. Und nein, an den Osterhasen und den Weihnachtsmann glaube ich nicht mehr.

    Was viele Quotengegner nicht sehen können oder wollen: Wenn eine Quotenfrau eingestellt wird und ihre Arbeit nicht gut macht, dann wird sie gefeuert. Denn die Quote ist kein Garant für andauernden Erfolg. Und genau diese Zeit nach der Einstellung ist es doch, um die es geht.

    Ich selbst finde es nach wie vor enervierend, dass in den Stellenanzeigen in meinem Berufszweig gerne steht: “Bewerbungen von Frauen und Behinderten werden bevorzugt behandelt”, aber schlussendlich ist mir das total egal und ich werde sicher keine Sinnkrise bekommen, wenn ich den Superdupermörderjob bekomme und nicht Herr Maier. Ich bin gut in dem, was ich tue. Und wenn es – noch – eine Quote braucht, damit ich die Chance habe, das zu beweisen, dann ist das zwar traurig, aber eindeutig nicht zu meinem Nachteil…

  4. Du sagst es Schwester! Du fasst es zusammen, was auch mich bewegt…jetzt wo ich mein Studium beende und die Jobsuche bald losgeht, ist es mir auch Sch*** egal, wenn nicht sogar recht einen Quotenjob zu bekommen, der mich im Job voran bringt. Und dein Argument, dass alle Probleme zusammenhämngen und einander sowohl bedingen als auch lösen trifft es wieder auf den Punkt! Und als Juristin kann ich bestätigen, dass es eine effektive und günstige Lösung ist, da sich die Unternehmen wie sonst auch selbst dann regulieren müssen. Dass Mem “Quotenfrau” hat betimmt ein Kerl in die Welt gesetzt und es schlecht klingen lassen. Ich sehe darin eine Notwendigkeit dem Wandel effektiv gerecht zu werden, wenn Politik und Wirtschaft so hinken. Ich hab zwar den Spiegel Artikel noch nicht gelesen, aber die Frauen auf dem Cover die sich dagegen aussprechen, find ich voll daneben. Ich glaube Magaret Thatcher hat mal gesagt: “There is a special place in hell for women who don’t help other women” So kommt mir dieser Titel vor. Aus falschem Stolz wird die Frauenquote verteufelt, weil sich dieses hirnrissige Mem gebildet hat, dass es was schlechtes sei….Danke für deinen Blog, dass ich hier gratis lesen kann und so geistreich unterhalten werde 😀

  5. @Schnikki: Wir haben in Vorständen immer noch eine Männerquote von 96% und schon wird schon wieder „das Ende der Männer“ ausgerufen. Uff.

    Leider finde ich bei der Brigitte gerade nur die „10 Berufe mit Zukunft“ und die sind bezeichnend.

    1. Ingenieur/in: Da gibt es wenige Frauen. Aber viele Ingenieurinnen, die irgendwann nicht mehr als Ingenieurin arbeiten aufgrund systematischer Probleme (einfach mal beim dib nachfragen).

    2. Apotheker/in: 90% Frauenanteil im Studium und seitdem Online-Apotheken erlaubt wurden, müssen immer mehr Apotheken schließen.

    3. Optiker/in: Bestimmt ein Beruf mit Zukunft, aber eher mies bezahlt. (Hörgeräteakustikerinnen haben es wohl eeeeetwas besser, kommen da aber nicht vor.)

    4. Altenpfleger/in: Klar, wer es zum Pflegemanager schafft, kann viel Geld verdienen. Ansonsten ändert sich derzeit nichts am typischen Frauenberuf mit miesen Bedingungen und schlechter Bezahlung.

    5. Lehrer/in: Da wird von einem Bedarf in 10 oder 20 Jahren ausgegangen. Die Schüler_innen sind noch nicht mal geboren.

    6. Logistiker/in und Umweltmanager/in: Könnte schon eher hinkommen, sind aber auch keine „frauendominierten“ Branchen.

    7. Hausärztin: Medizinstudium ist Frauensache, der Hausarztmangel aber auch durch sich stetig verschlechternde Arbeitsbedingungen gegeben.

    8. IT-Techniker/in: Zukunft ja. Geld ja. Frauendominiert nein.

    9. Erzieher/in: I loled.

    10. Hotelfachfrau: Um den Rat einer Hotelfachfrau zu zitieren, als im Café jobbte „geh nie beruflich ins Gastgewerbe“. (1600 brutto)

    http://www.brigitte.de/job-geld/karriere/berufe-mit-zukunft-1136923/

  6. Das ist ein Thema über das ich oft nachdenke, und zu dem ich sehr gern eine abschließende und definitive Meinung hätte. Hab ich aber leider nicht. Früher war ich unbedingt gegen die Quote. Heute bin ich tendenziell eher dafür, weil sich einfach gezeigt hat, daß sich ohne sie offenbar nix tut. Und weil mir auch klar ist, daß es multiple anderweitlige Probleme nach sich zieht, wenn sich eben nix tut.

    Negative Seiten einer Quote gibt es zweierlei für mich. Zum einen etwas Grundsätzliches: ich bin im Grunde gegen so weitreichende staatliche Vorgaben für die Wirtschaft. Ich bin zwar weit entfernt davon einen Wirtschaftliberalismus zu verfechten, aber im Grunde bin ich schon für so wenig Staat wie nötig bzw. möglich, was die wirschtaftlichen Abläufe betrifft. Klar, man kann da mit diversen Notwendigkeiten argumentieren, die eben dafür sprechen; und auch damit, daß es doch bereits vielfältige Eingriffe gibt, die sich bewährt haben, etc. – ist mir alles bewußt, trifft auch alles zu. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, daß ordnungspolitische Eingriffe dieser Art wohl überlegt sein, und die Ausnahme bleiben müssen. Auch wenn es gut sein mag, daß Allen gedient ist, wenn wir die Frauenquote zu einer dieser Ausnahmen machen.

    Zweitens – und das ist für mich eigentlich das Hauptargument – ich weiß nicht auf welchem Trip Ihr Alle seid, aber selbstverständlich ist es scheiße eine Quotenfrau zu sein!!! Das ist auch nix, das irgendeinem Männergehirn entsprungen ist, um uns klein zu halten – ich finde, diesen Gedanken kann eine stolze Frau durchaus tatsächlich selber haben! Ich empfinde es ein bißchen so, wie wenn man heiratet, nur weil ein Kind unterwegs ist. Ich hab in meinem Bekanntenkreis einige solche Fälle erlebt. Und zwar nicht von der Art, wo sowieso eine Heirat geplant war und dann nur vorgezogen wurde, sondern der Klassiker – one night stand, nix gemeinsam, kein wirkliches Interesse aneinander, aber geheiratet wegen ungewollter Schwangerschaft. Und zwar nicht aus irgendeiner gemeinsamen Überlegung heraus, sondern weil die Frauen das jeweils unbedingt wollten, und andernfalls mit Abtreibung gedroht haben. Das ganze ist ein Thema für sich, aber für mein Empfinden gibt es zum Thema Frauenquote insofern eine Parallele, als ich mir immer denk, ich wär als Frau doch sooo unglaublich viel zu stolz, als daß ich mich nicht um meiner selbst willen, sondern nur wegen eines Babys in meinem Bauch heiraten ließe… Und so empfind ichs auch mit der Frauenquote. Ich hab zwar jedes Verständnis dafür, daß jemand sagt, ist mir doch scheißegal, hauptsache ich kriege den entsprechenden Job, hauptsache ich werde befördert, etc. . Das sind schließlich so essentielle, entscheidende Punkte im Leben, daß ein etwaiger Stolz einfach nicht prioritär ist, bzw. vielleicht auch gar nicht so aufkommt, bei der Aussicht von der Quote zu profitieren. Und eines ist auch klar – jemand anderer hat es bereits geschrieben – auch eine Quotenfrau, die ihren Job nicht ordentlich macht, hat verschissen. Und wird dann eben ggf. druch eine andere Quotenfrau ersetzt. Es ist also blödsinnig zu glauben, mit der Quote würde es genügen mit Titten auf die Welt gekommen zu sein, und man müßte dann nix mehr leisten. Ich persönlich finde es also nachvollziehbar, wenn man sagt, scheiß an, mir wurscht, ob ich erst durch die Quote an mein Ziel komme. ABSOLUT NICHT nachvollziehbar finde ich es aber, sich darauf auch noch was abzubrechen, und sich als Quotenfrau irgendwie toll vorzukommen. Nicht zuletzt weil es echt ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft ist, daß wir sowas überhaupt brauchen…

    Noch etwas will ich sagen – ich kann nichts Schlechtes darin finden, sich ggf. mit seiner Weiblichkeit Vorteile zu verschaffen. Klar, in einer perfekten Welt sollten wir das nicht müssen; in einer perfekten Welt bräuchten wir aber auch keine Quote. Außerdem, Männer tun es mit ihrer Männlichkeit doch auch; Einschüchterungsgebahren, Männerfreund- und -seilschaften, und und und. Die Palette ist ebenso riesig, wie die, die ihrerseits auch den Frauen zur Verfügung steht. Wenn Männer in irgendeiner Form ihre Männlichkeit, ihre vermeintliche, oder ggf. auch tatsächlich vorhandene Virilität in die Waagschale werfen um beruflich weiterzukommen, warum sollen Frauen das umgekehrt nicht auch tun, muß ich mich schon allen Ernstes fragen! Zumal es uns ja sowieso unterstellt wird, wie schon zutreffend geschrieben wurde; egal ob wirs tatsächlich machen, oder nicht. Und an dieser grundsätzlichen Unterstellung, da bin ich sicher, wird auch die Quote nix ändern.
    Paphiopedilum kürzlich veröffentlicht..RiesenlinerMy Profile

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