PENHALIGON’S Amaranthine – der neue Duft von Bertrand Duchaufour

Mit diesem Artikel möchte ich auf Knien meiner Freundin danken, die unter Aufopferung ihrer kostbaren Freizeit in London die Gassen durchstöbert hat, um mir diesen Duft mitzubringen. Der im Kolonialstil eingerichtete Laden sei phantastisch, berichtete sie, und die drei schwulen Verkäufer hätte sie am liebsten mitgenommen.

Weshalb der aufwendige Schmuggel? Der Duft ist schließlich schon seit Weihnachten auf den deutschen Markt erhältlich. So konnte ich ihn testen, nachdem ich überall gute Rezensionen darüber gelesen habe. Wawumm, es war um mich geschehen, dabei ist meine Nase ein überaus wählerisches Schnüfforgan geworden, das selten Gefallen an einem Duft findet, und noch seltener einen Kaufanreiz auslöst.
Nach hunderten erlesenen Düften, die ich getestet habe, die meisten davon völlig jenseits meines Budgets, ist mybeautyblog verwöhnt. Das ist Fakt.

Fakt ist aber auch, dass dieser Duft 95 Euro in Deutschland kostet, während er in London für 60 Pfund über den Ladentisch geht. Währungsumrechner, seid Ihr mit mir? Obwohl der Euro neuerdings schwächelt, ist das einfach ein großer Preisunterschied. Meine Schmerzgrenze liegt um die 80 Euro, und das macht gar keinen Spaß es auszugeben.

Hätte ich noch gewartet, hätte es Geld geregnet vom Himmel (ha!), dann hätte ich ihn gekauft. Irgendwann… Was für ein Glück, was für eine kosmische Konstellation!

Der Duft soll mit einem blumig-grünen Auftakt beginnen.

Head Notes
Green Tea, White Freesia, Banana Tree Leaf, Coriander Seed Oil, Cardamom Absolute

Heart Notes
Rose, Carnation, Clove Oil, Orange Blossom, Ylang Ylang Oil, Egyptian Jasmine Absolute

Base Notes
Musk, Vanilla, Sandalwood, Condensed Milk, Tonka Bean Absolute

Mit ganz viel Phantasie ist da was grünes, feines, was kräftigen holzigen Blättern entspricht, doch auch meiner Haut marschiert der Kardamom! Wabumm! Freesien? Grüner Tee? Fehlanzeige – oder doch, vielleicht der feine, sehr grüne japanische Halbschattentee.

Während die Kopfnote sehr schnell nachlässt, entwickelt sich der Duft über sechs Stunden. Ja, zwischendurch ist er schlicht und einfach fast weg. Die sanfte Anmutung eines Duftes, kostbare, fettige, ölige Blüten von Rose und Jasmin. Aber nur mit viel Phantasie und Gespür. Die Blumen sind schwer und wogend, und immer wieder weht der Kardamom durch. Koriander ist ein seltsames Gewürz der thailändischen Küche, und davon ist nur eine sanfte Spur zur Unterstützung des Kardamoms zu erraten.

Nach etwa vier Stunden erreicht der Duft seine Basisnote und seinen Höhepunkt – während andere Parfüms schlapp entschwinden, schmeichelt sich Tonkabohne, Weihrauch (nicht auf der Liste, aber ich schwöre da ist Weihrauch!) und etwas warmes weiches – die Kombination aus Vanille und Milchnoten, immer wieder wechselnd mit verbrannten Hölzern.

Also doch – Weihrauch, aber nicht in der düsteren, harschen Art eines silbrigen, trockenen und splitternden Holzes, sondern in der feierlichen Version, fulminant und betörend. Dazu eine immer anwesende Anmutung von Ylang-Ylang.

Ich muss dazu sagen dass der Duft wirklich ungewöhnlich ist. Er roch bei meiner Freundin, die dunklere Haut hat, viel weicher und sanfter, während er auf meiner Haut nahezu kämpferisch ist. Beides schön – dieser Duft sollte nicht blind gekauft werden, aber bei Nicht-gefallen nehme ich ihn gerne ab.

Lest auch den (englischen) Beitrag meiner Freundin, die das Glück hat den Parfumeur auch persönlich zu treffen und sich mit ihm über seinen Duft und alles andere zu unterhalten:

http://bonkersaboutperfume.blogspot.com/2010/01/transcendental-experiences-of-2009.html

5 Gedanken zu „PENHALIGON’S Amaranthine – der neue Duft von Bertrand Duchaufour

  1. Toller Besprechung! Ich finde diesen Duft einzigartig. Oh, und ich stehe bereit, einen Flakon fuer dich hierzulande zu besorgen.

    Danke gleichfalls fuer die Nennung!

    VM I hate civet alias Flittersniffer

    1. VM ich habe SOFORT an Dich gedacht, aber der Zufall hat es gemacht dass mein Weihnachtswunsch und Geburtstagswunsch jetzt schon in Erfüllung gegangen ist danke meiner Freundin, die grad in London war. Sie hat gesgat wir fliegen auch mal gemeinsam hin. Ach, ich vermisse Dich! LOVE YOUR BLOG – obwohl ich immer viel bei leo.org nachgucken muss, it improves my english!

  2. Danke für Deinen Beitrag, der mich neugierig machte. Allerdings hat der Duft bei mir keinen großen Eindruck hinterlassen. Das mag vielleicht daran liegen, dass meine (zugegeben ungeübte) Nase blumige, weiche, warme, pudrige Noten bevorzugt. Hach, gibt es sowas in einem einzigen Parfum überhaupt? Ich werde wohl bis ans Ende meiner Tage nach “meinem Duft” suchen. Noch ist genug Zeit…;-)
    Und dann war mir so, als hätte ich schon mal etwas Ähnliches gerochen. Mich erinnert dieser hier doch sehr an Serge Lutens’ Chergui. Beide gehen auf meiner Haut leider ins Maskuline und nee, das ist nichts für mich. Schade!

    1. @Daisy – sag nicht schade, sag 100 Euro gespart, der Duft ist hier in Deutschland einfach irre teuer. Blumig, warm und weich? Coudray Musc et Freesia. Eine echte Bombe aus Freesie und Moschus, superpudrig. Ich liebe es, habe es mir aber nie gekauft weil nur in 100ml und weil es recht heftig ist – ich denke da an meine Umwelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

CommentLuv badge