Mütter reiten auf Einhörnern durch’s Kita-Land: Beikost oder keiner weiss genaueres nicht

Abstillen? Beikost? Da gibt es sehr unterschiedliche Ansichten zu. SEHR unterschiedlich, vor allem vor dem sechsten Monat auf gar keinen Fall. Und erst monatsweise ein neues Lebensmittel einführen. Und überhaupt. So ist frau geschlagene sechs Monate nach dem Vollstillen mit Beikost beschäftigt.
So der aktuelle Trend.

[…natürlich sehr praktisch: Frau ist erstmal schön weg vom Job und kann endlich versetzt werden – diese Schlampen die es wagen sich zu vermehren! Oder aber auch: Ich kann nicht arbeiten, ich muss doch das Kind füttern!]

Die Statistik dankt es dem Staat mit lauter nicht arbeitslos gemeldeten Eltern (also geschönte Zahlen). Wie auch immer.

So habe ich es gemacht… bin noch dabei!

Teddy wächst ganz gut. Und er fing an, meine Frühstücksbrote mehr als nur interessiert zu betrachten. Endlich! (Er war gerade vier Monate alt). Ich erzählte ihm dann lang und breit jeden Abend wie toll richtiges Essen ist, eine Art seelische Vorbereitung, und wir kochten Möhrchen, pürierten diese, und hatten Spass.
Danach wurde noch gestillt.

Das Problem: Er isst, muss aber trotzdem noch gestillt werden? Ja. Nein! Am Anfang schon, wenn die Menge aber grösser wird, bloss nicht mehr. Sonst kann man nicht abstillen, das Baby wird immer gerne an die mütterliche Tanke gehen (Danke an die Ärztin, die mir das erklärt hat und das alles sehr entspannt sieht.)

Drei wichtige Tricks:
– mit dem Essen zeitig anfangen, bevor das Baby schon Anzeichen von Hunger hat. Wenn es also alle drei Stunden Futter gibt, nach zwei Stunden mit der Sauerei anfangen. Später eine halbe Stunde vorher. Das Gebrüll ist sont groß.

– unbedingt vorher zehn oder zwanzig Minuten Powernapping für’s Baby! Sonst ist er müde UND hungrig: Terror pur. Weinen, essen, weinen.

– immer alles gleich: Gleicher Ort, gleiche Schüssel (eine grüne Tupperdose mit hohem Rand bei uns, aus der Not – sehr praktisch aber, haben wir beibehalten), ein weicher Löffel (mag Philips Avent nicht, aber die Löffel sind super). Wir mussten auch vorkosten, denn vorher war er sehr mißtrauisch. Da Teddy nicht sitzen kann, kommt er für die Zeit, und nur dann, auf das Stillkissen, Kopf schön gestützt, halb liegend. So toll ist das für den Rücken nicht, geschweige der vielgepriesene Autositz, aber wenn es damit klappt und das Baby nicht darin dauergeparkt wird: Ahoi!

…und dann: GEDULD. (Und vorher selber essen…).
…und alte Klamotten anziehen! Und nicht in der Nähe der neuen, weissen Sessel setzen, wie ich es überflüssigerweise tat. Immerhin können die zum Teil die Schüssel mit dem Fuß wegtreten, wenn sie die schon entdeckt haben. (Ja,Teddy hat seinen rechten Fuß sehr gut im Griff, sehr zu meinem Leidwesen – zwei Arme und ein Bein abwehren schaffe ich auch nicht immer.)

Eine Woche lang gab es nur Möhrchen püriert, danach gab es ein bisschen Kartoffel in den Brei dazu, dann gab ich ein wenig Gas, denn Teddy ist entweder ein Naturtalent oder einfach echt hungrig. Nach zwei Wochen taten wir Fleisch rein (und natürlich Beikostöl und ein bisschen Apfelsaft).
Alles mit dem Löffel – am Anfang dauert es zwar, aber sobald das Baby (und auch die Eltern!) den Trick raus hat, geht es ratzfatz und dauert nicht länger als Stillen!

Nachmittags in der dritten Woche gab es eine geriebene Birne oder eine totgematsche Banane mit Babyflocken (Holle Haferflocken), Beikostöl (Holle) und ein Schuß Apfelsaft sowie heisses Wasser (lauwarmer Brei, vorher unbedingt probieren ob noch heiss!) Statt 2 Esslöffel Flocken tat ich aber vier-fünf rein und siehe da: Alles weg. Bei der Menge gilt: Ausprobieren! Lieber am Anfang zuviel machen.

Keine zwei Wochen später gibt es auch vormittags Brei – ein anderes Obst wie am Nachmittag. Entweder eines mit mehr Flüssigkeit (Birne), oder eines das mehr sättigt (Banane). Mischen geht auch, allerdings bleiben da immer Reste, und die sollte man fix essen und nicht aufbewahren. Äpfel sind zu sauer, da sollte man noch Banane dazutun. Auch Babys verziehen deutlich das Gesicht und zeigen: Es schmeckt nicht!

Weil der Kleine doch noch klein ist, wird morgens und abends noch gestillt. Nicht mehr lange, wenn es nach mir geht – allerdings hört meine Weisheit hier auf und ich werde die Kinderärztin fragen. Aus der Flasche trinkt Teddy nicht mehr, “ich bin ja jetzt groß”.

Was ich beobachtet habe:

-Baby weiss, wann es genug hat. Er schmatzt das Essen wieder raus oder stösst den Löffel entschieden weg, fängt im Zweifelsfalle an zu weinen. Vielleicht braucht es eine Pause? In den Arm nehmen, kuscheln, Bäuerchen, nochmal probieren: geht die Sirene wieder an, ist es satt.

-Baby gibt das Tempo vor: Wieveiel Tränen gab es schon, weil Mama das Futter nicht schnell genug in den geöffneten Mund reinschaufelte!!

-Baby möchte danach Bäuerchen machen und kuscheln – natürlich! So fehlt bestimmt nicht die vielzitierte Nähe des Stillens und auch die Mami braucht kein schlechtes Gewissen haben. Und weil Essen anstrengend ist, fällt Teddy nach ein bisschen Turnen dann ins Fresskoma und macht endlich Mittagsschlaf.

Ich koche selber (bis auf das Fleisch, das ist von Alnatura), allerdings habe ich Spass daran und auch Zeit. Es geht auch sehr fix.
Wer dazu jedoch kein Bock hat, sollte dazu stehen und am besten gleich mit Gläschen anfangen. Das Zeug schmeckt leider ziemlich scheisse, aber solange das Baby nichts anderes kennt, ist das kein Thema.
Die Gläschen, die ich geholt habe, sind alle halbvoll im Müll gelandet – widerliches Zeug. Selbst Kürbis hat nicht geschmeckt.

Einfach das, was es saisonal so gibt, anbieten – und keine Angst, Langeweile gibt es nicht, zumindest darin sind sich alle Experten einig. Obst und Gemüse, das beim Stillen nicht vertragen wurde, erstmal rauslassen (bei uns sind es Erbsen, die zwar in allen Rezepten drin stehen, aber uns schon mal mit Teddy ins Krankenhaus befördert haben, weil er das nicht vertragen hat).

Mein Problem:
Teddy trinkt nix – egal welche Darreichungsform ich versucht habe. Es ist viel Flüssigkeit im Brei, aber ich schiebe dennoch Panik er könnte dehydrieren, klar (Schwachsinn-sieht man ganz schnell an den leeren Windeln…). Der Trinklernbecher, aus dem ich persönlich keinen Tropfen rausbekam, scheint aber allmählich interessant zu werden, bis daraus getrunken wird, gibt es Wasser mit dem Löffel. Und immer wieder probieren, probieren, probieren…
Gerade jetzt wo es so warm ist, strecke ich den Brei mit viel Wasser. Das ist zwar beim füttern etwas mühsam und wieder eine Sauerei, aber so kommt genug Flüssigkeit in Babys nimmersatten Schlund.

Einfach beobachten, wie der Nachwuchs so drauf ist – und entsprechend anpassen. Kein Zwang, keine Hektik. Es gibt große Babys, die schnell gewachsen sind, es gibt zarte Pflänzchen, die doch mehr Nähe brauchen, einfach auf den guten, alten Mutter/Vater/Betreuungsperson-Instinkt vertrauen.

Supertools in der Küche:

  1. Eine Muskatnussreibe für Birne&Co
  2. Einen kleinen Rührbesen um Öl und Apfelsaft zu emulgieren
  3. Ein guter Pürierstab
  4. Ein Kartoffelschäler
  5. Ein Kafeelot für das Getreide-weil es schneller geht
  6. Zwei bis drei Tupperdosen
  7. Wasserkocher

…das hatte ich bereits schon alles in der Küche, hat sich alles bewährt!

Was bei uns funktioniert, muss leider woanders nicht auch funktionieren, schön wär’s, da ich aber keine vernünftigen Erfahrungswerte fand, hoffe ich dass es jemanden hilft. Das dogmatische so und so lange Stillen oder dies&das geben ist kaka, einfach mal auf’s Baby&Bauch hören.

Geht es der Mama damit gut, geht es auch dem Baby damit gut!

7 Gedanken zu „Mütter reiten auf Einhörnern durch’s Kita-Land: Beikost oder keiner weiss genaueres nicht

  1. Bei uns ist es ähnlich. So früh hab ich mit der Beikost zwar nicht angefangen, aber Püppi ist jetzt übermorgen 9 Monate alt und ihr Ernährungsplan sieht derzeit so aus:

    Zwischen 6 und 7 Uhr Stillen
    Ca 9 Uhr 180-200 ml Wasser mit 4-5 Messlöffel Pre-Milch (also weniger Milchpulver als auf der Packung steht, um Durst zu stillen und damit sie bis Mittags durchhält)
    Ca 12 Uhr Gemüsebrei mit Fleisch oder Hirse (selbstgekocht)
    Zwischen 15 und 16 Uhr Obst-Getreide-Brei (selbst zubereitet)
    Ca 17 Uhr kurze Brust”mahlzeit”
    19:30-20 Uhr Milch-Getreide-Brei

    Zwischrndurch biete ich ihr immer wieder Wasser an. Das mag sie zum Glück!
    SorayaLovesLife kürzlich veröffentlicht..Püppi Update ♥My Profile

  2. Bei uns hat geholfen einfach mal aus den Becher/Fläschen was auch immer einmal selbst zu trinken und zusehen lassen, da war die Begeisternung sofort da.

  3. Ich muss gestehen, die Regeln (immer alles gleich, vorher schlafen, etc.) haben bei uns keine Rolle gespielt.

    Tochter hat gegessen, was auf den Tisch kam und Löffel, Schüsselchen oder Ort waren ihr völlig peng. Mit Beikostöl haben wir uns auch nie abgegeben. Klacks Butter rein, oder Olivenöl, oder Sonnenblumenöl, oder Rapsöl… – fertig. (Kurz bevor ich das erste Mal schwanger wurde, las ich: “Bloß niemals kaltgepresste Öle! Böse-böse! Die Welt geht unter!”. Als die Tochter dann ins Beikostalter kam, stand in den Foren plötzlich das genaue Gegenteil. Ab dem Zeitpunkt waren mir dann alle Regeln wurscht; ich hab’ gemacht, was mir richtig erschien. Sie bekam auch Fisch; ich hab’s nur keinem erzählt, um mir das vorwurfsvolle Blabla zu ersparen. Mit ca. 10 Monaten aß sie dann bei uns am Tisch mit und begeisterte sich vor allem für Eier in Senfsauce – bis heute eins ihrer Lieblingsgerichte.

    Der Sohn, 18 Monate jünger, wollte überhaupt keinen Brei. Ums Verrecken nicht. Keinen selbstgemachten, keinen gekauften. Keinen Gemüsebrei, keinen Obstbrei, keinen Getreidebrei. Er bekam also die Flasche, bis wir herausfanden, dass er nur Stückiges mag, das er kauen kann. Da bekam er dann Brot, Kartoffeln, gekochte Möhren etc. Mit 9 Monaten aß er das erste Mal bei uns normal mit und war begeistert. Chili con Carne. Kein Scherz. *g*

    Von daher: Keine Mutter sollte sich mit irgendwelchen strikten Regeln verrückt machen, sondern einfach herausfinden, was für ihr individuelles Kind bzw. auch sie selbst am besten funktioniert.
    Ute kürzlich veröffentlicht..Efficient electric spacecraft propulsionMy Profile

    1. Ute – so soll es sein! Zumindest sobald die Kids sitzen können, gehören sie an den Tisch und essen was es gibt, natürlich ohne die fiesen Gewürze (so wie ich gerne esse geht es natürlich nicht für ein Kleinkind…).

    1. Ja – aber ich rede von Beikost in einem Alter von vier Monaten aufwärts – also wenn das Kind noch nicht sitzen kann, noch keine ausgebildete Magen Darm Flora hat.

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